Neuer G+J Vorstand:
Neue Spitze bei Gruner + Jahr: Julia Jäkel unter Erfolgsdruck
Mit Rückendeckung der Verlegerfamilie Jahr hat Julia Jäkel den Sprung in den G+J-Vorstand geschafft. Nun muss sie beweisen, dass ihre Erfolgskurve nicht abbricht...
Wer vor vier Wochen den Gruner + Jahr-Kommunikationschef Claus-Peter Schrack fragte, ob G+J-Life-Verlagschefin Julia Jäkel den Chefsessel von Bernd Buchholz erben könnte, erntete ein hartes Dementi. „Sollte die Anfrage wirklich ernst gemeint sein, nachfolgend meine Antwort, die Sie gerne genau so bringen dürfen: Mit Verlaub, das ist der größte Bullshit, den ich seit Langem gehört habe“, teilte Schrack damals dem W&V-Schwestertitel "Kontakter" schriftlich mit. Aus dem "größten Bullshit“ wurde Realität: Die Verlagsmanagerin übernimmt zwar nicht den Posten von Buchholz als Vorstandschef, aber immerhin auch das von ihm verantwortete Zeitschriften- und Deutschland-Geschäft. Außerdem wurde sie als gleichberechtigtes Mitglied in das höchste Führungsgremium der Bertelsmann-Tochter gehoben.
Ihren jetzigen Aufstieg in die Vorstandsriege dürfte Julia Jäkel der G+J-Miteignerin und Verlegerfamilie Jahr zu verdanken haben. Jäkel gilt seit Jahren als enge Vertraute von Angelika Jahr-Stilcken. Unklar ist aber, ob ihre Ernennung nur ein Zugeständnis von Bertelsmann-Chef Thomas Rabe an die Jahrs war, um im Gegenzug ihre 25,1-prozentige Gruner + Jahr-Beteiligung zu übernehmen. Denn Rabe dürfte nicht tatenlos zusehen, dass die Verlegerfamilie ungehindert ihren Einfluss am Baumwall geltend macht, ohne dafür eine Gegenleistung zu erhalten. Er will sich die Alleinmacht in Hamburg sichern – ansonsten wäre sein Ruf als durchsetzungsfähiger Chef im Reich der Verlegerfamilie Mohn beschädigt.
Jäkel hingegen steht jetzt unter Erfolgsdruck, wie der "Kontakter" in seiner aktuellen Printausgabe analysiert (EVT: 10.09.). Sie muss in einem schwierigen Anzeigenumfeld beweisen, dass sie Flaggschiffe wie den "Stern" wieder flottmachen kann. Zudem hat sie mit der defizitären G+J-Wirtschaftspresse einen schweren Klotz am Bein. Zu allen Problemen droht ihr und dem Allzweck-Chefredakteur Stephan Schäfer, der fünf Titel verantwortet, hausintern massiver Ärger. Der Hamburger Betriebrat kritisiert eine Artikelserie über die Wolfsburger Autostadt, die in "Essen & Trinken" erschien. Dort bemängelt die Arbeitnehmervertretung, dass „die Redaktion 'Essen & Trinken' in unzulässiger Weise für Verlagsinteressen missbraucht“ wurde, und sieht einen Verstoß gegen die hauseigenen Ethikregeln. Konkret bemängelt der Betriebsrat eine vermeintliche Vermischung von Redaktion und Anzeigenumfeldern. Erinnerungen an eine Ikea-Beilage werden wach, die im Jahr 2009 in Gruner + Jahr-Titeln wie "Stern" und "Gala" erschien. Damals wurde hausintern bemängelt, dass hierdurch einer gefährlichen Vermischung von Redaktion und Werbung Tür und Tor geöffnet werde. G+J will sich hierzu nicht äußern.