
"Die Anstalt":
Neue Runde für ZDF-Satire gegen "Zeit"
Das Landgericht Hamburg hat eine von den "Zeit"-Autoren Josef Joffe und Jochen Bittner erwirkte einstweilige Verfügung gegen die ZDF-Satire "Die Anstalt" aufgehoben.

Foto: Screenshot Youtube/das ZOB
Vertreter der ZDF-Kabarettsendung "Die Anstalt" und zwei Journalisten der "Zeit" treffen sich am 21. November vor Gericht. Laut einer Meldung des "Hamburger Abendblatts" vom Dienstag hat jetzt das Landgericht Hamburg eine im Juli von "Zeit"-Herausgeber Josef Joffe und Politik-Redakteur Jochen Bittner erwirkte einstweilige Verfügung gegen "Die Anstalt" aufgehoben. Die Entscheidung sei ohne Begründung ergangen, zitiert das Blatt eine Gerichtssprecherin. Die Journalisten waren im Juli gerichtlich gegen die Sendung vom 29. April vorgegangen. Das ZDF musste den Beitrag nach der einstweiligen Verfügung aus seiner Mediathek nehmen.
Es gilt nun Ende November vor dem Kadi die Frage zu klären, ob Joffe und Bittner als einflussreiche Journalisten tatsächlich zu enge Beziehungen zu transatlantischen Lobby-Organisationen wie dem Verein Atlantik-Brücke pflegen. In der Sendung hatten die Kabarettisten Max Uthoff und Claus von Wagner scharfe Kritik an ihrer einseitigen Ukraine-Berichterstattung geäußert und sich dabei auf eine Lobby-Studie des Leipziger Medienwissenschaftlers Uwe Krüger berufen.
"Zeit"-Redakteur Bittner hatte Ende Juli erklärt, er sei entgegen der ZDF-Satire-Darstellung kein Mitglied diverser transatlantischer Organisationen und auch kein Redenschreiber von Bundespräsident Joachim Gauck. Joffe werfe dem ZDF nach Angaben eines Hamburger Gerichtssprechers vor, er sei fälschlicherweise mit acht transatlantischen Organisationen in Verbindung gebracht worden, schreibt das "Hamburger Abendblatt". Tatsächlich sei er in weniger Netzwerken engagiert.
W&V Online hat die Auseinandersetzung in den vergangenen Monaten begleitet und sowohl mit dem Studienverfasser Uwe Krüger als auch mit dem ebenfalls vom ZDF erwähnten "SZ"-Ressortleiter Außenpolitik, Stefan Kornelius gesprochen. Letzterer setzt Krüger und dem ZDF-Satire-Trupp entgegen, dass die Studie lediglich auf einer sehr kleinen und einseitigen Auswahl an Meinungsführermedien basiere und die Relevanz von Think-Tanks für eine kritische Berichterstattung in ein falsches Licht rücke. Tenor: "Nähe bedeutet nicht Verbrüderung".
Den Videofilm mit dem Uthoff-Interview, veröffentlicht Mitte Juli von der unabhängigen Medieninitiative "das ZOB", konnten die betroffenen Qualitätsjournalisten nicht ausbremsen. Hier ist das Stück auf Youtube: