Musik:
Musikplattform Vevo kommt nach Deutschland
Der Deal mit der Gema steht, das Berliner Büro wird aufgebaut, die Gespräche mit Werbungtreibenden laufen – die Musikplattform Vevo startet diesen Herbst in Deutschland. Weltweit zählt der Dienst schon über 200 Millionen Unique User. W&V hat mit Vevo-Vorstand Nic Jones gesprochen.
Der Deal mit der Gema steht, das Berliner Büro wird gerade aufgebaut und die ersten Gespräche mit Werbungtreibenden laufen auch schon – die Musikplattform Vevo macht sich bereit für ihren Deutschland-Start. Sichtbares Zeichen ist die Webseite vevo.com, auf der seit 2. September ein Teaser-Video läuft. Richtig losgehen soll es noch in diesem Herbst, sagt Nic Jones gegenüber W&V Online. Er ist als Senior Vice President International dafür verantwortlich, dass Vevo mit Deutschland seinen 13. Markt erschließt. In den USA, Kanada, Brasilien, Großbritannien, Spanien und einigen anderen europäischen Ländern ist die Musikplattform bereits etabliert. Weltweit zählt Vevo nach eigenen Angaben 216 Millionen Unique User. Viele davon greifen mobil zu – allein in Großbritannien 40 Prozent der User. Die deutschen Nutzer werden über die Website, eine App, die Settop-Box Apple TV und die Spielekonsole Xbox auf Vevo zugreifen können.
Die Distribution läuft in einigen Ländern über Partnerschaften mit Web-Plattformen wie AOL, Facebook oder Yahoo Music. Wichtiger Partner ist aber vor allem Youtube. Laut "Adage" kommen nur 30 Prozent der Views in den USA, Kanada und Europa nicht über Googles Video-Plattform. In Deutschland muss das Unternehmen aber den Markteintritt ohne Youtube schaffen. Solange Google noch keine Vereinbarung mit der Gema hat, werden die Videos nur auf Vevo.com zu sehen sein. Nic Jones gibt sich zuversichtlich-kämpferisch: "Natürlich ist das eine Herausforderung, aber was wäre das Leben ohne Herausforderungen?"
Dass es in Deutschland so lange gedauert hat, in die Startlöcher zu kommen – zwei Jahre arbeitet Vevo schon an dem Launch – liegt zum großen Teil an den Verhandlungen mit der Gema. "Die Gema will für ihre Künstler so viel wie möglich erreichen, das verstehe ich", sagt Jones. Aber auch Vevo habe wirtschaftliche Interessen. Doch inzwischen gebe es eine Vereinbarung. Wenn die Musikplattform also im Herbst in Deutschland loslegt, wird sie für jedes Video, das angesehen wird, einen Betrag an die Rechteverwertungsgesellschaft abführen. Vevo selbst beteiligt die Künstler ebenfalls an der Werbung, die das Unternehmen rund um die Videos platzieren kann. Hinter der Plattform stehen zwar Sony und Universal, doch für die Inhalte arbeitet Vevo mit vielen weiteren Labels zusammen. Zu sehen gibt es neben Musikvideos auch Interviews, Konzertmitschnitte und eigenes produzierte Web-Episoden. Alle Videos sind in HD-Qualität, auf User Generated Content verzichtet Vevo. Zum Deutschland-Start stehen 5.000 Videos bereit.
Vevo ist rein werbefinanziert. Weltweit nutzen Marken wie Coca-Cola, Disney oder McDonald’s die Plattform. Neben klassischen Spots gibt es Sponsoring und eigen-produzierte Formate – in Großbritannien setzte aktuell beispielsweise Unilever auf Branded Content bei Vevo. Auch in Deutschland will Vevo die großen Konsumer-Marken gewinnen. Zum Start bietet das Unternehmen den Werbekunden für eine gewisse Zeit Exklusivität an.
Eine Deutschland-Chefin hat das Büro in Berlin bereits. Tina Funk wird es leiten. Sie kommt aus der Musik-Branche, arbeitete unter anderem bei EMI und machte sich mit Creative Lobby als Beraterin für Künstler selbstständig. Derzeit stellt sie ihr Vevo-Team zusammen. 20 bis 25 Leute werden die Inhalte für die Plattform erstellen und die Vermarktung übernehmen. Das Sales-Team wird mit der jungen Vevo-Zielgruppe hausieren gehen – die Nutzer weltweit sind überwiegend 16 bis 34 Jahre alt. Ein weiteres Argument der Werbeplatz-Verkäufer ist das emotionale Umfeld, das die Musikvideos bieten. Doch dass es schwierig werden könnte, Kunden zu gewinnen, glaubt Jones nicht. "Viele große Marken kennen uns schließlich schon aus dem Ausland."
Müssen also nur noch die Nutzer kommen. Eine große Kampagne zur Einführung der Plattform wird es aber nicht geben. Lediglich online will Vevo werben. Die Mediaagenturen Mediacom und Quisma sollen für die Sichtbarkeit im Netz sorgen.