Murdoch-Skandal: Abhöraffäre weitet sich aus
Nach "News of the World". Eine weitere Zeitung aus dem Murdoch-Imperium soll ebenfalls gespitzelt haben. Die BSkyB-Übernahme ist gefährdet.
Mit dem verordneten Aus für die britische Skandalzeitung "News of the World" ("NOW") kann Rupert Murdoch wohl ein Ziel nicht erreichen: Seine weiteren Medien zu schützen. Denn der Abhörskandal weitet sich aus. Nach einem Bericht des "Guardian" wurde Ex-Premier Gordon Brown nicht nur von "News of the World" bespitzelt, sondern auch von der "Sunday Times". Dieses Blatt gehört ebenfalls zum Murdoch-Imperium. Nach Informationen der Zeitung wurden von ihm sogar seine persönlichen Bank- und medizinische Daten der Familie in Erfahrung gebracht. Vielleicht könnte auch Murdochs Schachzug nicht aufgeben, mit der abrupten Maßnahme wenigstens weitere Mediengeschäfte seines Unternehmens in Großbritannien zu retten. Er plant die Übernahme des hochpofitablen Satellitensenders BSkyB. Allerdings hat das Medienunternehmen sein Angebot, Sky News auszugliedern, zurückgezogen. Dies gilt aber als Voraussetzung der Politik für den BSkyB-Deal.
Auch die Mediaplaner reagieren erstaunt auf die brachiale Einstellung des Titels. "Was bei 'NOW' passiert ist, ist gravierend, keine Frage. Die Zahl der Werbekunden, die den Titel nach einem solchen Skandal zumindest zeitweise gemieden hätten, wäre sicherlich hoch gewesen. Fraglich ist aber, ob die Vorfälle einen dauerhaften Effekt auf Reichweite und Zielgruppe - die wichtigsten Planungsparameter für Werbungtreibende und ihre Agenturen - gehabt hätten. Die Einstellung des Titels ist eine krasse Reaktion, aber Murdoch wird am besten wissen, welches finanzielle Polster der Titel hätte, um eine Durststrecke durchzustehen," urteilt beispielsweise Oliver G. Miller, CEO der Starcom MediaVest Group.