Als Rolle rückwärts will Braun seine Lokalreform allerdings nicht verstanden wissen. "Das Content-Desk ist nach wie vor sinnvoll und war nie eine Abkehr vom Lokalen", betont Braun. "Es ist nach wie vor richtig, dass nicht jeder Titel eigene Reporter zu den Olympischen Spielen nach London schickt". Trotzdem will er die "Präsenz vor Ort" stärken. Falls notwendig, schließt er auch die Schaffung von neuen Redakteursstellen nicht aus. "Ich werde sparsam sein, aber an diesem wichtigen Punkt sicher am wenigsten." Den Relaunch der vier Blätter sieht Braun nur "als ersten Schritt". Mittelfristig wünscht sich der Geschäftsführer in den Regionalzeitungen "mehr neue und kreative Erzählformen". "Die reine Nachricht ist längst nicht mehr unser Hauptgeschäft", sagt Braun. "Wir müssen zu neuen Erzählformen kommen." Im Mittelpunkt müssten "mehr Einordnung und Service" stehen.

Den neuen Kurs zu mehr lokaler Identität hatte Braun bereits im Mai im dem Umbau des Online-Portals DerWesten eingeleitet. Die 2007 mit viel Aufwand gegründete Online-Dachmarke der nordrheinwestfälischen Regionalzeitungen ist dort als solche kaum noch sichtbar. Seit Frühjahr stehen im Netz wieder die Tageszeitungsmarken im Vordergrund.


Autor: Thomas Nötting

ist Leitender Redakteur bei W&V. Er schreibt vor allem über die Themen Medienwirtschaft, Media und Digitalisierung.