
McCann Erickson: Der Absturz eines traditionsreichen Networks
Schock zu Jahresbeginn: Mit der Aufgabe der Standorte Frankfurt, Hamburg und München schrumpft die Agentur McCann Erickson auf Minimalgröße. Wie konnte es so weit kommen? Ein Überblick über die Etatverluste im Jahr des Führungswechsels erklärt alles.
Mit der Aufgabe des bisherigen Agentursitzes in Frankfurt sowie der beiden Offices in Hamburg und München schrumpft die traditionsreiche Networkagentur McCann Erickson hierzulande auf Minimalgröße - mit nur noch zwei Standorten in Berlin und Düsseldorf. Obwohl es zuvor bereits Gerüchte über mögliche Standortschließungen gab: Viele Werber können die Schocknachricht vom vergangenen Freitag immer noch nicht so recht fassen.
Wie konnte es so weit kommen? Ausgerechnet im Jahr des Führungswechsels musste das einstige Dickschiff eine nahezu beispiellose Serie von Kundenverlusten hinnehmen. Im Oktober 2011 übernahm Andreas Trautmann bei McCann Erickson das Ruder. Er löste den langjährigen CEO Helmut Sendlmeier ab, der die Agentur elf Jahre lang - seit dem Jahr 2000 - geführt hatte. Trautmann kam von BBDO Proximity. Allein die Suche nach einem Nachfolger für Sendlmeier hatte sich - vor allem wegen des Amtsantritts eines neuen Europachefs - über ein halbes Jahr lang hingezogen.
Klar ist: Dieser doppelte Führungswechsel hätte zu keinem schwierigeren Zeitpunkt von statten gehen können. Die erste Schockmeldung hatte die Agentur bereits im November 2010 ereilt: der Verlust des Opel-Etats an Scholz & Friends. McCann hatte seinen Ur-Kunden Opel, von einer einzigen Unterbrechung abgesehen, seit dem Jahr 1929 vom Agenturhauptsitz Frankfurt aus betreut.
Viele weitere Etats gingen für McCann Erickson aus den unterschiedlichsten Gründen verloren: Langnese, Iglo, Wüstenrot, KiK, Gothaer und schließlich Ende 2011 mit dem Lufthansa-Etat ein weiteres, besonders dickes Schwergewicht. Die Airline hatte sich nach einem Pitch für Kolle Rebbe entschieden. Seit dem 1.1.2012 wird nun der Nescafé-Etat offiziell vom bisherigen Frankfurter Ortsrivalen Publicis betreut. Vorangegangen war hier eine internationale Entscheidung des Auftraggebers Nestlé.
Und als ob dies alles noch nicht schlimm genug wäre, zog die Agentur nun auch noch im Kampf um den Beck's-Etat den Kürzeren, welcher bislang vom Hamburger McCann-Büro aus betreut wurde. Wie an diesem Montag (9.1.) bekannt gegeben wurde, verliert McCann Erickson den Etat an BBDO Proximity, den ehemaligen Arbeitgeber von Agenturchef Trautmann. Mit ein Grund, warum dieser nun auch das Hamburger McCann-Office dicht macht.