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Neue Doppelspitze:
Macht der Fielmann-Sohn den Augenoptiker digitaler?
Der 28-jährige Marc Fielmann steht ab sofort neben seinem Vater Günther an der Spitze des Familienunternehmens. Das wichtigste Thema des Juniors ist die Digitalisierung.

Foto: Youtube/Fielmann
Im Hause Fielmann ist die Unternehmensnachfolge geklärt: Gründer- und Unternehmenschef Günther Fielmann erhält ab sofort Unterstützung von seinem Sohn Marc Fielmann, der zum zweiten Vorstandsvorsitzenden ernannt wurde. Der 28-Jährige sitzt bereits seit gut zwei Jahren im Vorstand und verantwortete dort das Marketing. Zu seinen Aufgaben zählen außerdem die Öffentlichkeitsarbeit und die operative Geschäftsführung der Fielmann AG. Marc, der unter anderem in Schloss Salem und an der London School of Economics ausgebildet wurde, kennt das Familienunternehmen von Grund auf und hat sich in vielen Filialen als Verkäufer erprobt.
Günther Fielmann hatte den Konzern gegründet und ist zugleich Vorstandschef und Mehrheitsaktionär. Der 78-Jährige hatte immer betont, so lange im Amt zu bleiben, bis sein Sohn bereit sei, die Führung zu übernehmen. "Als Familienunternehmen denken wir in Generationen. Ich freue mich, dass mein Sohn mehr Verantwortung übernimmt. Marc und mich verbindet nicht nur unsere kundenorientierte Philosophie, sondern auch unsere Arbeitsethik", so Günther Fielmann.
Was die beiden vermutlich trennen dürfte, ist das Thema E-Commerce. Dem stand der Senior bislang eher skeptisch gegenüber, während Sohn Marc eine App für den Kontaktlinsen-Kauf entwickelt hat. Heute lassen sie sich auch online über den Shop bestellen.
Marc Fielmann steht für Kontinuität, gab in seinem Statement aber auch einen Ausblick auf neue Schwerpunkte: "Mein Vater und ich werden unsere strikte Kundenorientierung – bei uns Erfolgsrezept und Familientradition zugleich – gemeinsam erhalten. Die internationale Expansion und die Digitalisierung bieten uns große Chancen. Fielmann wird die augenoptische Branche in Europa zum Vorteil für die Kunden gestalten, ohne Kompromisse bei der Qualität zu machen."
Die Firmenphilosophie von Marc und Günther Fielmann:
Im vergangenen Jahr verkaufte Fielmann 8,11 Millionen Brillen. Der Konzernumsatz 2017 lag laut vorläufigem Geschäftsbericht bei 1,39 Mrd. Euro und damit leicht im Plus. Als Jahresüberschuss bleiben unterm Strich 173 Millionen Euro.
Die Fielmann-Werbung wandelt sich
Das Augenoptik-Unternehmen war lange Jahre für seine Testimonial-Werbung bekannt. Jedoch ist der jüngste TV-Spot, der im Youtube-Channel von Fielmann zu finden ist, rund ein Jahr alt. Stattdessen stellt Fielmann nun seine neuen Modelle in inhouse produzierten Videoclips wie diesem vor:
So sieht es in der Augen-Optik-Branche aus
Der Branchenumsatz in der Augenoptik kletterte 2017 auf einen Wert von 6,12 Mrd. Euro (inkl. MwSt.). Der Online-Verlauf macht mit 4,3 Prozent bislang nur einen kleinen Anteil aus. Aus reinen Online-Anbietern wie Mister Spex werden zunehmend Multichannel-Geschäfte, die auch stationär Brillen verkaufen. Insgesamt wurden über Online- und Multichannel-Vertriebswege 2017 etwa 830.000 Brillen verkauft, knapp acht Prozent mehr als 2016.
Der Knackpunkt beim Onlinehandel ist vor allem das Thema Beratung, die sich viele Brillenkäufer wünschen (und das in höherem Maße als z.B. beim Arzneimitteln). So sind 86 Prozent der Befragten der Meinung, ein Optiker kann eine Brille besser anpassen, während nur 45 Prozent von einem Apotheker die bessere Beratung/Auswahl der Medikamente erwartet. Eine Beratung im Brillengeschäft ist für 81 Prozent der Käufer besonders wichtig. 55 Prozent wäre sogar bereit, dafür zu bezahlen, besagt eine Studie von Kantar TNS.
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