agma mit Zensus 2011:
MA Print und Radio: Die Reichweiten nach dem Volksschwund
Viele MA-Premieren am Mittwoch: Die agma legt Reichweiten für Print und Radiio auf einen Schlag vor, die alle auf den neuen Bevölkerungsdaten des Zensus 2011 basieren. Wer vergleicht, liegt nicht ganz richtig.
Die Media Analyse (MA) ist da. An diesem Mittwoch gibt es viele Premieren: Erstmals werden Reichweiten für Zeitschriften, Zeitungen und Radio gemeinsam an einem Termin veröffentlicht. Weit schwerer wiegt, dass die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse (agma) die Daten der letzten Volkszählung – genannt Zensus 2011 – zum ersten Mal als Berechnungsgrundlage verwendet hat. Das bedeutet aber auch: Die neuen Reichweiten bei MA Print und Radio basieren auf 1,3 Millionen weniger Deutschen, die 2011 gezählt worden sind. Die agma fomuliert es so:
"Demnach leben in Deutschland ca. 1,8 Prozent weniger Menschen (deutschsprachige Bevölkerung ab 14 Jahre) als bislang angenommen. Je nach Region oder Zielgruppe fallen die Abweichungen aber sehr unterschiedlich aus – gegen den Trend sind einige Bevölkerungsgruppen sogar größer als vermutet."
Die Media-Daten nach dem Bevölkerungsschwund sind ergo kaum vergleichbar mit den Vor-MAs in Print oder Radio. In Städten etwa gingen aufgrund der Bereinigung um nicht mehr genutzte Zweithaushalte die Bevölkerungszahlen zurück, in anderen Regionen oder Segmenten legten sie dagegen zu. W&V Online wird sich daher in der Abbildung der Ergebnisse an markanten Eckpunkten orientieren.
Die Details: 90 Prozent der über 14-Jährigen lesen Publikumszeitschriften. Damit erreichen die 156 in der aktuellen MA 2015 Pressemedien II Zeitschriften ausgewiesenen Titel pro Erscheinungsintervall 62,3 Millionen Leser. 7,98 Titel lesen die Menschen im Schnitt (Basis: WLK Weitester Leserkreis). Die meistgelesene Gattung ist nach wie vor die Programmpresse – deren 18 ausgewiesene Titel eine Gesamtreichweite von 58,4 Prozent erreichen. Die 17 Aktuellen Zeitschriften und Magazine erreichen 43,2 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung über 14 Jahren. Die Motorpresse (zehn Titel) kommt auf 28,3 Prozent Reichweite, fast ebenso viele Menschen lesen die 32 wöchentlichen Frauenzeitschriften (27 Prozent).
Zum zweiten Mal beruhen die Nutzungsdaten der Publikumszeitschriften zusätzlich auf Zahlen, die rund 3200 Probanden selbst – direkt beim Lesen – mittels eines Scanners über zwei Wochen dokumentiert haben. Durch die technische Messung erhält die Gattung Zusatzinformationen zu Titel, Ausgabe, Lesezeitpunkt und Lesedauer. Wichtig für Werbungtreibende sei der Mehrfach-Heftkontakt, den die agma aufzeige, heißt es dazu.
Und: 61,1 Prozent der Menschen in Deutschland lesen laut MA 2015 Tageszeitung ihr täglich Blatt (deutschsprachige Bevölkerung ab 14 Jahre). Die Gesamtreichweite aller Zeitungen liegt bei 42,3 Millionen deutschsprachigen Personen ab 14 Jahren. Regionale Abozeitungen werden täglich von der Hälfte der Bevölkerung gelesen (49,7 Prozent Reichweite), Kaufzeitungen von 16,9 Prozent und überregionale Tageszeitungen von 4,2 Prozent der über 14-Jährigen.
Die Grunddaten zur zur MA 2015 Radio II mit den Reichweiten von 101 einzelnen Hörfunksendern ebenso vielen Vermarktungskombinationen lauten: Die durchschnittliche Hördauer der Bevölkerung bleibt mit 190 Minuten auf exakt demselben hohen Niveau wie in der letzten MA Radio vom Frühjahr, die noch auf alten Bevölkerungszahlen basiert hat. Die Verweildauer, also die Nutzungsdauer derjenigen, die Radio hören, liegt bei über vier Stunden täglich und steigt leicht an – von 242 auf 245 Minuten. Gerade bei der MA Radio hat die agma am meisten optimiert: Erstmals sind auch Interviews am Handy durchgeführt worden. Überdies wurde die Anzahl der Interviews in der Zielgruppe der 20 bis 49-Jährigen aufgestockt. "Mit der MA 2015 Radio II können wir dem Markt die modernste und beste Reichweitenuntersuchung bieten, die es je gab", so Dieter K. Müller, Vorstand Radio der agma - ein Ausgleich für die eingeschränkte Vergleichbarkeit. Damit schaffe die agma hervorragende Voraussetzungen für die Ausweisung konvergenter Radioreichweiten, deren Veröffentlichung im Herbst vorgesehen sei, so Müller. Dann werden auch Web-Hördaten eingepflegt.
Beim Blick auf die Daten zeigt sich, dass sich an den Konstellationen auch im geschrumpften Deutschland wenig geändert hat. Bei den Zeitschriften etwa bleibt das Verbandsblatt "ADAC Motorwelt" mit einer Gesamtreichweite von 21,8 Prozent und 15,3 Millionen Lesern deutlich an der Spitze, die TV-Beilage "rtv" folgt mit 14,9 Prozent und die "Bild am Sonntag" mit 12,5 Prozent oder 8,7 Millionen Leser. Das Segment der Nachrichtenmagazine beherrscht das Gruner-Flaggschiff "Stern" mit mehr als 6,5 Millionen Lesern (9,4 Prozent) vor "Spiegel" (8,8 Prozent) und Burdas "Focus" (6,0 Prozent Gesamtreichweite). Bei den People-Blättern liegt Burdas "Bunte" (5,3 Prozent und 3,7 Millionen Leser)) vor dem G+J-Titel "Gala" (3,7 Prozent Gesamtreichweite)."Die Zeit" erreicht knapp 1,7 Millionen Leser (2,4 Prozent).
Bei den Zeitungen bleibt Springers Kaufblatt "Bild" ganz oben: mit mehr als 10,3 Millionen Lesern und einer Gesamtreichweite von 15,0 Prozent. Bei den überregionalen Blättern hält sich laut aktueller MA die "Süddeutsche Zeitung" mit 1,13 Millionen Lesern Gesamtreichweite (1,6 Prozent) vor der "FAZ" (680.000 Leser), Springers "Welt" (670.000 Leser) und "Handelsblatt" (420.000 Leser) sowie "taz" (200.000 Leser).
Bei der Gattung Funk ändert die MA Radio II auch mit Zensus 2011 wenig am Gefüge: Das meistgehörte Radio der Republik bleibt werktags Antenne Bayern aus München mit 1,22 Millionen Hörern ab zehn Jahren pro beworbener Durchschnittsstunde. Der Lokalfunkverbund Radio NRW ragt mit 1,67 Millionen Fans hervor, bekannte Hörfunkmillionäre wie 1Live oder WDR2 (beide WDR-Wellen mit gut einer Million Hörer), SWR3 sowie Bayern1 (ebenfalls jeweils eine gute Million Fans) bleiben in ihrer Position - und der Hessen-Platzhirsch Hit Radio FFH meldet nun 540.000 Durchschnittsstundenhörer.
Aus der wettbewerbsintensiven Hauptstadtregion ragen Antenne Brandenburg (199.000 Hörer) und Berlins 104.6 RTL (184.000 Hörer) hervor. Den Stadtstaat Hamburg regiert weiterhin Radio Hamburg (188.000 Hörer). Die höchste Hörerzahl bei den Sendern im Osten registriert die agma beim werbeoptimierten Dreiländerangebot MDR Die Zielgruppe (808.000 Hörer), aus Sachsen-Anhalt hält Radio SAW (250.000 Hörer) dagegen, aus Sachsen PSR (185.000 Hörer) und aus Thüringen Antenne Thüringen (150.000 Hörer). Insgesamt erreicht der Werbefunk zur MA auf neuer Zahlenbasis 22,1 Millionen Hörer in der Stunde, wobei sich das Segment laut agma ziemlich genau zwischen ARD-Sendern und privaten Wellen aufteilt (11,09 zu 11,05 Millionen Fans).
Hier geht es zu weiteren Infos rund um Reichweiten der Zeitschriften, Zeitungen und zu den einzelnen Ergebnissen der Radiosender. Bei der nächsten MA wird W&V Online wieder Vergleiche ziehen können.