
Bio-Getränke:
Lemonaid kritisiert Lidl wegen Limo-Plagiat
Der Gründer der Hamburger Kult-Limo Lemonaid wirft dem Discounter Lidl Trittbrettfahrer-Verhalten vor. Die hauseigene Bio-Limo ähnele Lemonaid, habe aber nicht dieselben, strengen Grundsätze.

Foto: Lemonaid
Für Lemonaid-Gründer Paul Bethke handelt es sich glasklar um "Verbrauchertäuschung". Der Discounter Lidl hat kürzlich drei Limonaden in die Läden gebracht, die sich Bethkes Meinung nach unrechtmäßig am guten Image von Lemonaid bedienen. Sowohl im Aussehen als auch in den Geschmacksrichtungen seien sie den Lemonaid-Originalen nachempfunden.
"Mit dem Aussehen hören die Ähnlichkeiten allerdings auf. Die Lidl-Limo enthält statt Bio- und Fairtrade-Zutaten künstliche Inhaltsstoffe und finanziert auch keine Sozialprojekte", so Bethke weiter. Er legt dagegen mit seinem 2009 gegründeten Startup Wert darauf, dass die Zutaten für Limonaden und Eistees aus biologischem Anbau und fairem Handel kommen. Außerdem würden mit jeder verkauften Flasche Sozialprojekte in den Anbauregionen der Zutaten gefördert.
Seinem Ärger macht Bethke in einem Offenen Brief an Lidl-Deutschland-Chef Jesper Hojer Luft. "Mit der Kopie der Marke Lemonaid schmücken Sie sich mit unseren Werten. Sie täuschen Kunden, die mit dem Kauf einen sozialen Beitrag leisten wollen", empört sich Bethke. Die Werbeagentur Honey und Managing Director Stefan Setzkorn begleiten die Aktion mit Motiven, die via Social Media verbreitet werden.
Nicht alle User können allerdings Bethkes Empörung teilen. Zum einen finden sie, dass es auch eine günstigere Alternative geben sollte, zum anderen bestreiten sie die Ähnlichkeit der Produkte. Ein User fordert mehr Großzügigkeit, weil die Produkte konkurrenzlos nebeneinander bestehen könnten. Unter den Kommentaren sind jedoch auch viele Unterstützer. Sie fordert Lemonaid auf, sich unter dem Hashtag #Lidlklontdich direkt an Lidl zu wenden.
Von dem Discounter gibt es noch keine Reaktion.
Den Kampf führt Lemonaid auch via Facebook:
Diese weiteren Motive hat Honey gestaltet:
Der offene Brief im Wortlaut:
Lieber Herr Hojer,
wir haben vor rund zehn Jahren das Projekt LEMONAID gegründet, um sozialen Wandel voranzutreiben. Wir setzen auf 100 Prozent Bio-Zutaten und fairen Handel und finanzieren mit jeder verkauften Flasche gemeinnützige Projekte in den Anbauregionen der Zutaten. Unsere Limos sind also nicht allein lecker, sondern Mittel zu einem guten Zweck. Mit dieser Idee haben wir gemeinsam mit vielen anderen, oft kleinen, Akteuren zu einem Umdenken im Lebensmittelkonsum beigetragen. Jeder Kunde hat mitgeholfen, unsere Vision wahr werden zu lassen. Heute stehen wir mit unseren Limos in vielen Bars, Cafés und auch Supermärkten. Bei Lidl nicht. Seit Neuestem steht hier jedoch eine Kopie. Gleiche Optik – gänzlich anderer Inhalt: kein Bio, kein Fairtrade, stattdessen viel Zucker, Farbstoffe und Säuerungsmittel – null sozialer Beitrag. Aber weil Ihre Limo unserer zum Verwechseln ähnlich sieht, glauben Konsumenten nachweislich, sie täten mit dem Kauf des Produktes etwas Gutes. Mit der Kopie von LEMONAID schmücken Sie sich mit unseren Werten, die Ihnen nicht zustehen. Sie täuschen derzeit Kunden, die mit dem Kauf einen sozialen Beitrag leisten wollen. Hierfür sind Sie verantwortlich. Eventuell unwissend, spätestens ab jetzt jedoch wissentlich. In den Unternehmensgrundsätzen von Lidl steht: "Als internationales Handelsunternehmen hat Lidl eine große Verantwortung für Mensch und Natur (...). Daher haben wir uns zum Ziel gesetzt, Deutschlands nachhaltigster Discounter zu werden." Wir haben den einfachen Wunsch, dass Sie Ihre eigenen Statuten umsetzen. Dies wird jedoch nicht durch Täuschung wohlwollender Kunden erreicht. Was zu tun ist, sollte klar sein. Wir sind gespannt, ob unser Brief zu Maßnahmen Ihrerseits führt. Mit besten Grüßen aus St. Pauli Paul Bethke, Lemonaid-Gründer