Leistungsschutzrechte: Sixtus wettert per Anzeige gegen die Verleger
Die Initiative gegen Leistungsschutzrecht (IGEL) macht weiter mobil: Sie hat eine Anzeige mit einem Offenen Brief geschaltet, in der Mario Sixtus den Verlegern gehörig die Leviten liest. W&V-Online sprach mit
Die Initiative gegen Leistungsschutzrecht (IGEL) macht weiter mobil gegen das von den Verlegern geforderte Leistungsschutzrecht. Ein Mitglied der Initiative hat Geld gesammelt, um per Anzeige einen Offenen Brief von Star-Blogger Mario Sixtus (u.a. elektrischer Reporter) zu veröffentlichen. Diese Anzeige läuft in der Kommunikationsfachpresse (u.a. am 14. März im "Kontakter"). Geld dazu hat Initiator Martin Oetting mittels Crowdfunding über betterplace.org eingesammelt. "Für eine Tageszeitungs-Anzeige – angesetzte Summe: 30.000 Euro – hat es dann nicht gereicht," heißt es auf der Website von IGEL. Aber immerhin für zwei Anzeigen in der Fachpresse. Der Absender: "Mario Sixtus und 191 Unterstützter, die die Schaltung dieser Anzeige finanziert haben."
W&V-Online hat mit Mario Sixtus gesprochen.
W&V: Wie kam es zu der Idee eine Anzeige zu schalten?
Sixtus: Der Artikel ist ja schon vorher erschienen. Die Idee von Martin Oetting war, dass es aber die Leute angeht, die im Netz kaum erreicht werden können. Leute, die sozusagen nur auf totem Holz arbeiten. Und so hat er per Crowdfunding Spenden für die Anzeigen eingesammelt. Wenn ich es richtig mitbekommen habe, kamen dafür 4.000 Euro Spenden zusammen.
In Ihrem Offenen Brief schlagen Sie ja einen scharfen Ton an.
Ich finde den auch gerechtfertigt. Es gibt glaubhafte Schätzungen, dass nur fünf Prozent der Inhalte im Netz von Old-School-Medien kommt. Ich bin ja durchaus für Minderheitenschutz, aber ich sehe es nicht ein, dass Minderheiten die Regeln bestimmen wollen. Die Verleger kommen mit dem Kulturraum Internet einfach nicht zurecht. Die wollen, dass es so weitergeht, wie sie es gewohnt sind. Jetzt rufen sie nach dem Gesetzgeber, dass er sie und ihren Besitzstand beschützt. Für mich ist das ein unternehmerischer Offenbarungseid. Das ist wie ein Pizzaausträger, der ja auch ein Werkmittler ist, und sich zur Auslieferung einen dicken SUV leistet. Und dann, weil er nicht wirtschaftlich arbeiten kann, will er, dass der Gesetzgeber es für ihn regelt. Das ist absurd.
Kam schon eine Reaktion der Gegenseite?
Nein, ich rechne auch nicht damit.
Aber von den Unterstützern?
Ja, mein Artikel ist viel rebloggt worden und hat Hunderte von Kommentaren nach sich gezogen. Ich habe wohl vielen Leuten aus der Seele gesprochen.
Der Offene Brief, in dem Mario Sixtus gegen die Verleger wettert, war bereits im Dezember bei De:Bug erschienen. Über die Anzeige sollen aber verstärkt Medienschaffende erreicht werden und das Anliegen gegen Leistungsschutzrecht . Der Ton in dem Brief, der mit "Ja, habt Ihr denn überhaupt keinen Stolz" ist scharf. So formuliert Sixtus etwa: "Dann ist da noch die Idee, gewerbliche Computernutzer zur Kasse zu bitten. Pauschal und auf Verdacht. Denn sie könnten ja irgendwie davon profitieren, dass ihr umgeklöppelte Agenturmeldungen, Oktoberfest-Bilderklickstrecken und überlaufende Inhalte eures Print-Redaktionssystems ins Web pumpt. Eine Verleger-GEZ wollt Ihr euch zusammenlobbyieren. Einerseits. Auf der anderen Seite droht ihr mit rituellem Selbstmord, wenn die gebührenfinanzierte Tagesschau eine iPhone-App bereitstellt. Wie geht das zusammen?"