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Lautheit in Werbung und Programm: Zur IFA senden alle leiser
Neben ARD und ZDF wollen auch Privatsender die Werbung leiser drehen. Nach dem Veto des GWA lassen sich die Sender aber mehr Zeit für die Umstellung auf leisere Spots und auf weniger Lautheit im Programm.
Im TV sollen Werbung und Programm nun doch auf breiter Basis und senderübergreifend leiser werden – möglichst schon zum 31. August 2012, also rund um die kommende IFA. Das steht nach einem Gespräch zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern Ende vergangener Woche fest. Zuvor hat sich der GWA in die Diskussion um die neue Tonnorm der Europäischen Rundfunkunion eingeschaltet (EBU R-128). Das "Forum Filmproduktion" innerhalb des Agenturverbands will nämlich im Fall der Werbespots nicht, dass die ARD und ihre Werbetochter – wie geplant – Anfang 2012 vorpreschen, sondern dass alle öffentlich-rechtlichen und privaten TV-Sender gleichzeitig auf die neue Norm umstellen. So will der GWA Werbungtreibende vor einem Mehraufwand für zusätzliche Tonmischungen und Sendekopien für ihre Werbefilme bewahren.
Die ARD-Pressetelle und die privaten Sender im Verband VPRT, die zunächst noch gezögert haben, teilen am Montag auf Anfrage unisono mit: "In einer Arbeitsgruppe der öffentlich-rechtlichen und privaten Fernseh-Programmanbieter wird aktuell darüber diskutiert, eine Harmonisierung des Höreindrucks zu erreichen und Lautheitssprünge im Programmablauf und zwischen den einzelnen Sendern zu verringern. Um allen Beteiligten die Zeit für die notwendigen Anpassungen der Umstellung zu geben, empfiehlt die Arbeitsgruppe einen ausreichenden Vorlauf. Angestrebt ist, ab der IFA 2012 (31.8.2012) gemeinsam in einer einheitlichen Lautstärke zu senden." Möglich werde dies durch die Anwendung einer neuen internationalen Empfehlung zur Lautheitsmessung und –aussteuerung, die vermehrt die subjektiv wahrgenommene Lautstärke berücksichtige.
Die ARD hält unterdessen an ihrem Plan fest, in ihren eigenen Reihen zum 1. Januar 2012 zumindest die Tonpegel ihrer Fernsehproduktionen an die neue Richtlinie anzupassen. Auf Anfrage in der ARD-Pressestelle wird deutlich, dass der Senderverbund die "lautheitsnormierte Zulieferung etwa von Werbeblöcken und die Vereinheitlichung der Lautstärke aller Sender bei der Ausstrahlung der Programme" im Konzert mit den anderen abstimmen will. Leisere Werbespots und der Lautheits-Abgleich mit den anderen Programmen dürften ergo auch bei der ARD erst im Spätsommer 2012 folgen. Ursprünglich wollte die ARD bereits zum Januar Programm und vor allem die Werbung leiser drehen. Die neue Richtlinie gilt für das gesamte Programm, doch im absoluten Vergleich soll Werbung leiser werden als ihr Umfeld. Das ZDF wollte ebenfalls zeitnah umstellen, hat aber ohnehin noch keinen konkreten Termin genannt. Das ZDF Werbefernsehen hält sich auf Anfrage weiter bedeckt.
Die Werbungtreibenden im GWA haben die geplante Umstellung generell ausdrücklich begrüßt. Hier entstehe eine "neue und überzeugendere Klangästhetik im Werbeblock", heißt es. Dies werde positive Auswirkungen haben. Der GWA wolle gemeinsam mit den Tonstudios Studio Funk, NHB und Adstream Musterwerbeblöcke erstellen, welche die Unterschiede der neuen Tonnorm mit der bisherigen "QPPM-Messtechnik" verdeutlichten. Der Vorsitzende des Forums Filmproduktion im GWA ist Steffen Gentis, Head of TV von BBDO Proximity.