Offener Brief an Arte und ZDF:
Kritik an Arte-Ausschreibung "Regisseurin gesucht"
Das Gegenteil von gut ist "gut gemeint": Diese Erfahrung macht gerade der Kulturkanal Arte, dem seine Ausschreibung zum Kurzdoku-Wettbewerb "Regisseurin gesucht" ziemlich um die Ohren fliegt.
Als Thema für den aktuellen Kurzdokumentarfilmwettbewerb "Regisseurin gesucht" haben die Arte-Macher "Unbeschreiblich weiblich" ausgewählt. Das schränke die Teilnehmerinnen von vornherein auf Themen der vermeintlichen "Weiblichkeit" und des "weiblichen Blicks" ein, kritisiert die Initiative NichtmeinTatort in offenen Briefen an Arte und an das ZDF (der Brief an die ARD ist noch in Arbeit). Die Initiative empfindet das Motto deshalb als "unglaublich sexistisch".
Es ist nicht der einzige Kritikpunkt. Bemängelt wird auch, dass Regisseurinnen unentgeltlich einen Film herstellen sollen, ohne dass sie irgendetwas davon haben. "Die Ausschreibung fördert keine strukturelle, gleichberechtigte Teilhabe von Regisseurinnen. Selbst für die Gewinnerin ist ein Prime-Time-Sendeplatz nicht garantiert, genauso wenig die Produktion ihres Stoffes", sagen Pary El-Qalqili und Biene Pilavci von der Initiative NichtmeinTatort. Obwohl bereits vor drei Jahren 57 Prozent aller Filmhochschul-Absolvent*innen im Fach Regie Frauen waren, spiegele sich dies im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nicht wider. Die Initiatorinnen fordern strukturelle Gleichberechtigung von weiblichen Filmschaffenden und eine verbindliche 50/50-Quote.
Der offene Brief findet zahlreiche prominente Unterstützer, auch von Verbänden wie dem Bundesverband Regie und dem Bundesverband Filmschnitt Editor, vom Filmbüro NW (Nordrhein-Westfalen), First Steps Award, Internationalen Frauenfilmfestival Dortmund/Köln und von Crew United. Auch Schauspieler wie Frederick Lau, Albrecht Schuch und Nina Kronjäger solidarisieren sich.
Begleitet wird das Ganze von einer Aktion einiger Student*innen und Hochschulabsolvent*innen unter dem Hashtag #wirwarenimmerda.