Kommunikationsberater: "Kai Diekmann spielt Gott"
In der Mailbox-Affäre um Christian Wulff gibt es auch Kritik an "Bild": Kommunikationsberater Hasso Mansfeld rügt im Gespräch mit W&V Online, dass die Medien nicht selbst Politik machen sollten.
"Kai Diekmann spielt Gott." Diesen Vorwurf macht Kommunikationsberater Hasso Mansfeld dem "Bild"-Chefredakteur im Umgang mit der Affäre Christian Wulff. Diekmann wolle mit der "Kampagne gegen Wulff" der Republik beweisen, dass man Politik ohne Bild nicht betreiben könne. "Medien sind die vierte Macht im Staat und haben damit eine sehr wichtige Aufgabe. Sie sollen aber nicht selbst Politik machen – wie es Kai Diekmann mit der ‚Bild‘ gerade macht", kritisiert Mansfeld.
Der Kommunikationsberater bricht – anders als der Großteil der Presse - eine Lanze für Christian Wulff und dessen TV-Interview vom Mittwochabend mit ARD und ZDF; "in dieser Situation" habe er sich ganz gut geschlagen. "Die Zeit der Strategie ist für Wulff vorbei, es geht bei ihm ums nackte Überleben. Er kann sich gar nicht mehr anders präsentieren als so menschlich, wie er es in diesem 20-Minuten-Gespräch getan hat", so Mansfeld im Gespräch mit W&V Online. Er ruft nun die Medien zur "Mäßigung" auf, der "vierten Kardinalstugend": "Wenn Bettina Schausten Freunden für eine Übernachtung 150 Euro bezahlen will, dann ist das ihre Sache. Aber hier werden nun Maßstäbe angelegt, denen kein normaler Mensch mehr gerecht werden will", sagt Kommunikationsberater Mansfeld mit Blick auf die Forderung der ZDF-Kollegin, die beharrlich nach den privaten Übernachtungen Christian Wulffs gefragt hat. Schausten muss sich deswegen bereits mit derber Häme aus dem Social Web auseinandersetzen.
Kritik an Wulffs Vorgehen übt Kommunikationsberater Hasso Mansfeld durchaus. "Die entscheidenden Fehler in der Außendarstellung des Bundespräsidenten wurden allerdings bereits früher gemacht. Spätestens mit der öffentlichen Ausschlachtung seiner Ehe hatte er zugelassen, dass sein politisches Profil über das private Spektakel definiert wird. Wer so viel von sich selbst preisgibt, wird verwundbar", so Mansfeld. Bundespräsident Christian Wulff falle nun denselben Mechanismen des Boulevards zum Opfer, denen er seinen Aufstieg mit verdankt. "Die Rakete, auf der der Bundespräsidenten im Zeitraffer in höchste Kreise ritt, brennt nun aus, und es geht abwärts. In gewisser Weise, könnte man sagen, berichtet der Boulevard so ausgeglichen, doch es ist eine zeitversetzte Ausgeglichenheit, in der auf den Aufstieg, wie es das alte Sprichwort will, der tiefe Fall folgt", resümiert der Kommunikationsberater. "Den Geist, den Wulff mit seinem engen Verhältnis zum Boulevard rief, wird er nun nicht mehr los. Und dieser Geist heißt Kai Diekmann."
Und Mansfeld rügt die versuchte Einflussnahme auf seinen "vermeintlichen Kumpel" Diekmann: "Wulffs Anruf bei Diekmann war dämlich. Er hat aber in seiner Wahrnehmung als Kumpel von Dieckmann angerufen um eine weitere Inszenierung zu verhindern. Er sah sich in seinen bisherigen Absprachen verletzt. Wir brauchen nicht darüber zu streiten was von einer solchen Auffassung zu halten ist. Vor allem deshalb nicht, weil der Präsident immer Präsident ist und seine Funktion nicht einfach abstreifen kann." Aber ein eklatanter Verstoß gegen die Pressefreiheit sei das nicht, relativiert Mansfeld.
Der Kommunikationsberater, der vor allem in der Wirtschaftspresse regelmäßig politische Vorgänge kommentiert, hat bereits im Dezember – als Wulff seinen Pressesprecher Olaf Glaeseker entlassen hat – gerügt, dass der Bundespräsident sein Privatleben instrumentalisiert und sich damit angreifbar gemacht hat. Wulff steht seit Wochen wegen eines Privatkredits in der Kritik. Zum Wochenbeginn ist er unter verstärkten Druck geraten, weil er nach Angaben des Springer-Verlags im Dezember versucht hatte, Berichte zu verhindern – sowohl bei Chefredakteuren wie Diekmann, als auch bei der Verlegerin Friede Springer selbst. Diekmann geht am Donnerstag noch weiter in die Offensive - er will nun Wulffs Aussagen auf seiner Mailbox veröffentlichen. "Bild" bittet den Politiker in einem offenen Brief um die Freigabe - bisher vergebens. Wulff will nicht.