Lockdown-Folgen:
Kinobilanz 2020: 70 Prozent weniger Besucher
Es ist wenig überraschend: Zweimal mehrmonatige Zwangsschließungen haben die Kinos knapp 70 Prozent Besucher und Umsatz im vergangenen Jahr gekostet. Auch in den Monaten der Öffnung kamen über 60 Prozent weniger Zuschauer.
Der erste Lockdown kam Mitte März und dauerte für die Kinos bis Juli. Der zweite dauert noch seit Anfang November. Und in den wenigen Monaten der Öffnung war die Auslastung in den Kinosälen auf ein Viertel reduziert. Das Besucherminus lag in diesen Monaten zwischen 60 und 80 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Nun legt die Filmförderungsanstalt (FFA) die Zahlen für das katastrophale Corona-Jahr 2020 vor. 80,5 Mio. weniger verkaufte Tickets als im Vorjahr, ein Rückgang von 68 Prozent und 706 Mio. Euro weniger Umsatz, ein Rückgang von 69 Prozent. 2019 kamen 119 Millionen Besucher ins Kino, der Umsatz lag bei über einer Milliarde Euro.
"38 Millionen Kinobesuche hat die FFA für 2020 gezählt", sagt FFA-Vorstand Peter Dinges. Das sei ein sehr schlechtes Ergebnis, wie es in dieser Situation aber zu erwarten war. Die Lage für die Branche sei schwierig.
Auswirkungen der Pandemie noch nicht abzusehen
Die Branchen-Kennzahlen spiegeln die Auswirkungen bisher noch nicht. So ist die Zahl der Kinounternehmen mit 1.227 unverändert, die Zahl der Spielstätten nur um sechs auf 1.728 zurückgegangen, die Zahl der Leinwände um 35 auf 4.926 und die Zahl der Standorte, also der Städte und Gemeinden mit einem Kino, um drei auf 943.
Dafür hat sich die Zahl der Autokinos massiv erhöht. Von 21 Spielstätten 2019 auf 440 im Corona-Jahr.
"Die Auswirkungen der Pandemie auf die Kinolandschaft werden sich erst im Laufe dieses Jahres zeigen", so Dinges. Aber er gibt sich zuversichtlich, dass die Menschen die Kinos als Kultur- und Erlebnisorte schmerzlich vermissen und nur darauf warten, dass die Häuser endlich wieder öffnen dürfen.
Beliebtester Film Bad Boys For Life
Meistgesehener Film 2020 war der vor dem ersten Lockdown gestartete Bad Boys For Life mit 1,8 Mio. verkauften Tickets. Auf Platz zwei kam Tenet, gestartet am 26. August, der es trotz der Beschränkungen auf 1,7 Mio. Besuche brachte. Insgesamt wurden für US-amerikanische Filme 17,4 Mio. Tickets verkauft, 73 Prozent weniger als im Vorjahr.
Durch die Verschiebung der US-Blockbuster blieb mehr Platz für deutsche Filme. Meistgesehen war„Nightlife, gestartet am 13. Februar, mit 1,4 Mio. Besuchen. Auf dem zweiten Platz Die Känguru-Chroniken, der mit dem Starttermin am 5. März vom ersten Lockdown besonders betroffen war und es so nur auf 800.000 verkaufte Tickets brachte.
Platz drei ging an Jim Knopf und die Wilde 13, am 1. Oktober gestartet, er kam in den besuchsbeschränkten vier Wochen vor dem zweiten Lockdown auf 782.000 verkaufte Tickets. Insgesamt wurden für deutsche Filme (inkl. internationale Koproduktionen) 13,3 Mio. Tickets verkauft, 46 Prozent weniger als im Vorjahr. Deutlich gestiegen ist dagegen der deutsche Marktanteil, der wegen der fehlenden internationalen Konkurrenz bei über 35 Prozent liegt.