Studie:
Kinder nutzen TikTok schon fast so häufig wie Youtube
Die chinesische Kurzvideo-App wird bei Heranwachsenden immer beliebter. Die tägliche Nutzungszeit hat sich im Verlauf der vergangenen zehn Monaten mehr als verdoppelt, wie eine aktuelle Studie zeigt.
Die Kurzvideo-Plattform TikTok entwickelt sich bei Kindern im Alter von vier bis 15 Jahren immer stärker zur ernsthaften Konkurrenz für Youtube. Denn Kinder dieser Altersgruppe verbringen mittlerweile durchschnittlich 80 Minuten täglich auf TikTok – nahezu gleichauf mit ihrem Video-Konsum auf Youtube, der bei 85 Minuten pro Tag liegt.
Dies geht aus der aktuellen Studie "Connected More than Ever" des Kinderschutz-App-Herstellers Qustodio hervor. Befragt wurden dabei rund 60.000 Familien mit Kindern zwischen vier und 15 Jahren in den USA, Großbritannien und Spanien im Zeitraum zwischen Februar 2019 bis April 2020.
Danach nutzen Youtube 69 Prozent der Kinder in den USA. In Großbritannien liegt der Anteil bei 74 Prozent und in Spanien sogar bei 88 Prozent, obwohl die App eigentlich nur für Nutzer ab 13 Jahren gedacht ist. Auf die Kinder-App Youtube Kids greifen dagegen nur sieben Prozent der amerikanischen Kinder und zehn Prozent der britischen Kinder zu. In Spanien ist sie sogar nahezu unbekannt.
In den ersten Monaten dieses Jahres ging bei den 4- bis 15-Jährigen die tägliche Nutzungszeit von Youtube allerdings geringfügig zurück: In den USA von 88 auf 86, in Großbritannien von 77 auf 75 und in Spanien von 66 auf 63 Minuten. Gegenüber Mai 2019 ist dies aber immer noch eine Steigerungsrate von durchschnittlich rund 50 Prozent.
Zum Teil dürfte dieser leichte Rückgang der Youtube-Nutzung auf die gleichzeitig gestiegene Nutzungszeit von TikTok zurückzuführen sein. Allein im Zeitraum von Mai 2019 bis Februar 2020 hat sich in den USA die Nutzungszeit von TikTok mehr als verdoppelt – von täglich 38 auf 82 Minuten (plus 116 Prozent). In Großbritannien lag die Steigerungsrate bei 97 Prozent auf nun 69 Minuten und in Spanien bei 150 Prozent auf 60 Minuten.
TikTok könnte schon bald Youtube überflügeln
Gedacht ist die Qustodio-Studie natürlich in erster Linie als Entscheidungsgrundlage für Eltern, die mehr über die Internetnutzung ihrer Kinder und entsprechende Schutzmaßnahmen erfahren wollen. Gleichwohl ist sie auch für Marketer interessant, die verantwortungsvoll in diesem Bereich agieren wollen, insbesondere was den Datenschutz betrifft sowie Werbemaßnahmen, die sich an Heranwachsende richten.
Die derzeitige Wachstumsrate von TikTok, hinter der das chinesische Technologie-Unternehmen Byte Dance mit Sitz in Peking steht, legt jedenfalls nahe, dass die Plattform bei Kindern hinsichtlich der Nutzungszeit Youtube schon bald überflügeln könnte. In Deutschland gibt es – über alle Altersgruppen hinweg – schätzungsweise bereits zwischen fünf und sechs Millionen TikTok-Nutzer.