Künstliche Intelligenz:
Kim: Maggi startet selbstlernenden Koch-Chatbot
Maggi setzt auf Künstliche Intelligenz im Marketing. Der Hersteller entwickelt einen Bot für Rezepte und Fragen rund ums Kochen. W&V hat ihn getestet
"Hi, ich bin Kim", begrüßt der neue Chatbot von Maggi Kochstudio. Kim verschweigt, dass ihr Name von "Kitchen Intelligence (by) Maggi" kommt und kommt gleich zu den wichtigen Dingen: "Suchst du nach leckeren Rezepten und hilfreichen Kochtipps? Schreib mir einfach deine Frage und ich melde mich sofort", fordert sie den Nutzer auf.
Seit dieser Woche wartet der Maggi-Bot in der fertigen Version im Facebook Messenger auf Nutzerfragen rund ums Kochen. Was Kim alles kann, beschreibt Benedikt Schaumann, Head of Digital Communication & Brand PR bei Nestlé Wagner im Linkedin-Blog: Sie "übernimmt Marketing, Vertrieb und Consumer Service – sie inspiriert dich zum Kochen, du kannst die Zutaten gleich bei Rewe-Online einkaufen und ihr deine Fragen zu Spargel, Brokkoli und dem Schälen von Ananas stellen."
Kim bedient sich dafür der Maggi.de-Rezeptdatenbank. Außerdem soll sie die logische Struktur der Unterhaltung verstehen und im Chatverlauf Synonyme über den Kontext lernen. Zum Beispiel lernt sie über Machine Learning die persönlichen Präferenzen wie Laktoseintoleranz oder vegetarische Ernährung und bietet in Zukunft nur noch entsprechende Gerichte an.
Im Test stellte sich der Bot passabel an. Er schlägt Rezepte vor mit den gewünschten Zutaten und bezieht tatsächlich früher genannte Vorlieben mit ein. Er beantwortet Fragen nach Nährwerten in den angebotenen Rezepten und dazu, wie man einzelne Lebensmittel zubereitet. Allerdings versteht sie zum Beispiel Anmerkungen zu den vorgeschlagenen Rezepten in unserem Test nicht:
- "Ich habe Hunger"
- Einige Rezepte erscheinen. "Ist da was dabei?"
- "Nein, ich hätte lieber was Süßes."
- "Ich steh ein bisschen auf'm Schlauch."
- "Etwas Süßes bitte"
- "Rezeptideen kommen sofort. Wie schnell soll die Zubereitung denn gehen?"
- "bis 15 min"
- "Das hier sieht passend aus." Ein Salatrezept erscheint. "Das kann laut aktueller Zutatenliste im Produkt und laut beschriebener Zubereitung ohne Zusatz von Laktose und laktosehaltigen Erzeugnissen zubereitet werden. Es können jedoch Spuren enthalten sein." (Ich hatte weiter oben nach laktosefreien Rezepten gesucht)
Hier ist noch Nachholbedarf, auch wenn sich ein Teil der Probleme sicherlich über den selbstlernenden Algorithmus lösen lässt. Da es aber bei der Rezeptsuche oft um Inspiration geht, lässt sich trotzdem damit arbeiten.
Beteiligt an dem Projekt waren von der Konzernmutter Nestlé die Digital-Teams von Maggi, Nestlé Wagners und das Nestlé Digital Acceleration Team. Publicis Pixelpark und der KI-Entwickler Mercury.ai unterstütze sie.
Maggi Kochstudio wird "begehbarer Foodblog"
Maggi bastelt gerade an mehrere Ecken an seiner Social-Media-Strategie. Dafür eröffnet die Nestlé-Tochter in Kürze das Maggi Kochstudio in der Frankfurter Innenstadt mit neuem Konzept. Maggi selbst nennt es einen "begehbaren Foodblog". Dort sollen Rezepte entwickelt werde, es wird gegessen und gekocht. Außerdem produzieren die Maggi-Kochstudio-Blogger dort einen Teil der digitalen Inhalte, wie Rezeptinspirationen oder How-To Videos. Auch mit dem digitalen Chatbot Kim können Besucher vor Ort Rezepte und Kochtipps austauschen.
Maggi zählt allein auf Pinterest monatlich rund 2,3 Millionen Aufrufe. Im vergangenen Jahr nutzten am Tag durchschnittlich 137.000 Menschen das Onlineangebot und die digitalen Rezeptideen von Maggi. Im ersten Quartal 2017 waren es pro Tag bereits 287.000 Menschen, eine Steigerung von über 100 Prozent.