
Kik: Zweifel an Auszeichnung zum „Händler des Jahres“
Der Textildiscounter Kik, vor einigen Monaten vom Handelsverband zum „Händler des Jahres“ ausgezeichnet, hat anscheinend in der Öffentlichkeit mit völlig falschen Zahlen argumentiert. Dies berichtet das NDR-TV-Magazin „Panorama“ in seiner heutigen Ausgabe.
Der Textildiscounter Kik, vor einigen Monaten vom Handelsverband zum „Händler des Jahres“ ausgezeichnet, hat anscheinend in der Öffentlichkeit mit völlig falschen Zahlen argumentiert. Dies berichtet das NDR-TV-Magazin „Panorama“ in seiner heutigen Ausgabe.
Das Unternehmen der Tengelmann-Gruppe war vom Handelsverband Deutschland (HDE) im Juni dieses Jahres zum „Händler des Jahres“ in den Kategorien Damen- und Herrenmode ausgezeichnet worden. In diesem Zusammenhang operierte der Mutterkonzern Tengelmann in der Öffentlichkeit anscheinend mit weit überhöhten Teilnehmerzahlen, so „Panorama“. So habe Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub auf einer Pressekonferenz im Juli des Jahres verkündet: „Man höre und staune: Dieser doch manchmal gescholtene Textildiscounter Kik wurde von 48.000 Verbrauchern - da kann man kaum mehr was beeinflussen, selbst wenn man das wollte - ... ausgezeichnet zum Händler des Jahres.“ Tatsächlich seien für Kik im Bereich Damenmode für die Auszeichnung allerdings nur 1416 Stimmen abgegeben worden, im Bereich Herrenmode sogar lediglich 416 Stimmen, sagt „Panorama“.
Das TV-Magazin beruft sich dabei auf den Marketing-Experten Michael Zerr, Professor an der Karlshochschule Karlsruhe. Er erklärt gegenüber „Panorama“: Der Satz vom Tengelmann-Chef Haub sei „eindeutig falsch“. Zerr weiter: „Tatsächlich haben nicht 48.000 Leute sich für Kik entschieden und noch krasser: Nicht mal 48.000 Leute wurden zu Kik befragt.“ In Wahrheit seien überhaupt nur 416 Konsumenten bei den Herrenmoden und 1416 Käufer bei den Damenmoden zu Kik befragt worden. Das seien dann auch noch „überwiegend Leute“ gewesen, „die von Kik oder über die Kanäle von Kik geworben wurden“. Der Wissenschaftler bezeichnete die Haub-Aussage als eine „bewusste Täuschung der Verbraucher“. Von „Panorama" darauf angesprochen, hätten Tengelmann und Kik lediglich eingeräumt, der Konzernchef habe sich „missverständlich“ ausgedrückt.
Im Juni hatte W&V Online die Auszeichnung des Textildiscounters Kik bereits kritisch unter die Lupe genommen und zudem auf die Unstimmigkeit zwischen dem Nachhaltigkeitsanspruch von Kik und der Preisgestaltung bei den Produkten hingewiesen. Daraufhin hatte Michael Arretz, Geschäftsführer Nachhaltigkeitsmanagement & Unternehmenskommunikation, in einem Brief W&V Online „falsche Tatsachenbehauptungen“ vorgeworfen. Unter anderem hatte W&V Online darauf hingewiesen, dass bei 10 Euro Ladenpreis für eine Jeans für die Arbeiter in den fernen Textilfabriken nur ein Hungerlohn übrig bleibt.
Kik bemüht sich seit einiger Zeit, das durch Berichte über unhaltbare Zustände in Zuliefererfirmen und über unwürdigen Umgang mit Mitarbeitern ramponierte Markenimage sauber zu polieren. Die jetzt von „Panorama“ aufgedeckten Sachverhalte dürften die Glaubwürdigkeit der Nachhaltigkeitsbeteuerungen von Kik allerdings nicht gerade stärken.