ZDF - Das Spiel beginnt:
Kerner ist nicht der bessere Lanz
Der Samstagabend ist offenbar nicht zu retten: Mit dem "Wetten, dass ...?"-Nachfolger "Das Spiel beginnt" erntet das ZDF weiterhin unbefriedigende Quoten - und vernichtende Kritiken. Ist die Familienunterhaltung am Ende?
Der Samstagabend ist offenbar nicht zu retten: Mit dem "Wetten, dass ...?"-Nachfolger "Das Spiel beginnt" erntet das ZDF weiterhin unbefriedigende Quoten - und vernichtende Kritiken. Ist die Familienunterhaltung am Ende? Samstagabend-Liveshows schwächeln schon eine ganze Weile. Obwohl mit Spielfilmwiederholungen (Sat.1, ProSieben, Vox) wenig dagegengehalten wird.
"Mehr als fünf Millionen Zuschauer", jubelt dennoch das ZDF in der Quotenmitteilung zum Samstag, 7. März. Ja, immerhin Platz zwei bei den Jüngeren und Platz zwei beim Gesamtpublikum erreichte die neue Show mit Moderator Johannes B. Kerner. Und doch muss sich das Zweite wieder einmal geschlagen geben: Gegen die ARD-Krimi-Premiere "Harter Brocken" kam sowieso keiner an (Gesamtmarktanteil 24,3 Prozent; 7,51 Millionen Zuschauer, 14-49: 13,4 Prozent). Und die Jungen schauen halt doch lieber zu, wie Dieter Bohlen auf RTL Talente niedermacht und mit Unterstützung von Heino, Mandy Capristo und DJ Antoine den Daumen über Sangeskarrieren hebt oder senkt. Das wollten insgesamt zwar nur 3,89 Millionen Deutsche sehen - aber 20,1 Prozent der 14- bis 49-Jährigen. Nicht zu vergessen dabei: Auch "DSDS" findet Woche für Woche weniger schadenfrohe Musikfans, die das Format einschalten.
Was bleibt für "Das Spiel beginnt"? 3,94 Millionen Zuschauer zwischen 20.15 Uhr und 21.45 Uhr. Erst nach Ende des ARD-Krimis schaltete das Publikum zu und verhalf dem ZDF immerhin dazu, in der Spitze 5,3 Millionen zählbare Zuschauer zu erreichen. Der Gesamtmarktanteil stieg damit von 12,8 auf 19,9 Prozent, bei den Jüngeren waren es erst 10,1, später 15,1 Prozent. Im Schnitt waren es 4,62 Millionen, die das Experiment gesehen haben.
Doch, das klingt gar nicht so übel. Allerdings: Markus Lanz und "Wetten, dass ...?" wurden schon für eine weniger schwache Zugkraft abgesetzt. Die Frage muss also erlaubt sein, ob der Abschwung des ZDF-Dauerbrenners von guten 14 Millionen Zuschauern (Gottschalk, 2011) auf zuletzt zwischen 5 und 6 Millionen (Lanz, 2014) allein auf den Moderatorenwechsel zurückzuführen ist. Oder darauf, dass die Fernsehkost für die ganze Familie in der Krise steckt. Selbst die zwischenzeitlich so hochgejubelten Formate wie Castingshows und Krawallsendungen à la Raab müssen immer öfter Quotendellen wegstecken.
Das Patentrezept jedenfalls hat die ZDF-Unterhaltungsredaktion offenbar nicht gefunden. Kerner ist nicht besser als Lanz, Komoderatorin Emma Schweiger (ja, Til Schweigers schauspielende Tochter) aber sicher frischer als Cindy von Marzahn. Das Grundproblem scheint das Konzept zu sein: Die ganze Familie sieht daheim auf der Couch dabei zu, wie prominente Erwachsene gegen Kinder spielen. Finde den Fehler? Genau: Was kann schlimmer sein für einen Spielefan, als tatenlos anderen beim Spielen zusehen zu müssen? Zumal mit der Familie: Nicht wenige werden nach dem Blick in die Fernsehzeitung beschlossen haben, mal wieder einen gemeinsamen Spielebbend zu veranstalten, statt quälend lange drei Stunden zu erleben, wie Johannes B. Kerner Spielregeln vorliest. Wem das nun seltsam vorkommt, dem sei gesagt, dass es bei ZDF dennoch eine plausible Ausgangstheroei gegeben hat: "Das Spiel beginnt" hängt sich an den Erfolg von Brettspielen, die sich über steigende Absatzzahlen freuen.
Selbst die Kritiker sind sich einig. Gern wird den Fernsehkritikern nachgesagt, dass sie viel lieber draufhauen und neue Konzepte schlechtschreiben, als das Positive hervorzuheben. Nun, an "Das Spiel beginnt" hat offenbar niemand zwischen Hambrug und München Lobenswertes entdecken können. So einhellig vernichtend wie die Online-Kritiken von "Spiegel" über "Süddeutsche" (mit recht ausgewogenen Leserreaktionen) bis "Welt" sind die Urteile der Fernsehfachleute noch selten ausgefallen. Stellvertretend: "Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis in der großen ZDF-Abendshow 'Die Wand' prominente Gäste einem frischen Anstrich drei Stunden dabei zusehen werden, wie er trocknet", ätzt Arno Frank von "Spiegel Online". Im Netz gab es nicht weniger Spott - wir fassen einige Reaktionen unten für Sie zusammen. Denn viel ist hier nicht hinzuzufügen.
Den Samstagabend kann man so nicht retten. Die große Samstagabendshow ist tot. Mausetot. Und solange die Senderverantwortlichen (ja, auch bei ARD, ProSiebenSat.1 und RTL) nicht besser hinschauen, was die Menschen eigentlich interessiert, wenn sie daheim entspannen, wird der Fernsehfamiliensamstag, wo es ihn noch gibt, weiter dahinsiechen. ZDF sei Dank wissen die Zuschauer ja nun, was sie stattdessen tun könnten: Gemeinsam was spielen.