
15 Minuten bei ProSiebenSat.1:
Joko & Klaas machen Männergewalt sichtbar
Dick Pics und übergriffige Kommentare gegen Frauen gehen uns alle an, finden Joko & Klaas und widmen sich diesem ernsten Thema. Unterstützung kommt unter anderem von Sophie Passmann und Palina Rojinski.
Joko Winterscheidt (41) und Klaas Heufer-Umlauf (36) haben bei ProSieben wieder 15 Minuten freie Sendezeit erspielt und sie diesmal genutzt, um ein Schlaglicht auf sexuelle Übergriffe gegen Frauen zu werfen. Die Autorin und Journalistin Sophie Passmann führte in dem ab 20.15 Uhr gezeigten Beitrag - im Auftrag von Joko und Klaas, wie sie sagte - durch eine fingierte Kunstausstellung namens Männerwelten, um verschiedene Facetten des Themas anzusprechen. "Es wird hart, es wird bitter und für manche kaum zu glauben, aber wir müssen da jetzt gemeinsam durch", sagte Passmann zu Beginn.
Anschließend ging es etwa um Genitalbilder (Dick Pics), die viele Frauen im Internet ungefragt von Männern zugeschickt bekommen. Sie finde dies "einfach unter aller Sau" und "verstörend" sagte dabei die Moderatorin Palina Rojinski im Gespräch mit Passmann. "Das grenzt an virtuellen Missbrauch." Fernsehmoderatorin Jeannine Michaelsen, Rapperin Visa Vie und Model Stefanie Giesinger trugen Hasskommentare vor, mit denen sie in sozialen Netzwerken beleidigt worden sind. Schauspielerin Collien Ulmen-Fernandes und Entertainerin Katrin Bauerfeind präsentierten außerdem übergriffige Chatverläufe.
So kündigten die beiden Entertainer den Abend an:
Auf dem Youtube-Account haben den Clip schon mehr als eine Million Menschen gesehen, darunter mehr als 75.000 zustimmende Wertungen. Live dabei waren 2,04 Millionen Zuschauer. Damit war "Joko & Klaas Live: Männerwelten" insgesamt die bislang meistgesehene der Ausgaben. Der Marktanteil beim Gesamtpublikum lag bei 6,3 Prozent. In der Gruppe der 14- bis 49-jährigen Zuschauer war der Anteil mit 1,53 Millionen (16,8 Prozent) besonders hoch. ProSieben kündigte auf Twitter an, den Beitrag am späten Donnerstagabend noch einmal zu senden: "Weil es so wichtig ist."
Auf Twitter wurde der Hashtag #maennerwelten bis Donnerstagmittag mehr als 18 000 mal benutzt. Der Grundtenor: Danke an Joko und Klaas, dass sie dieses wichtige Thema zu dieser Sendezeit thematisieren. ”Es ist nicht deine Schuld. Niemals #Männerwelten“, twitterte etwa die frauenpolitische Sprecherin und stellvertretende Vorsitzende der Grünen im Bund, Ricarda Lang. Die Journalistin Anne Will verlinkte den Beitrag in einem Tweet mit dem Zusatz ”Pflichtprogramm“.
Außenminister Heiko Maas (SPD) bedankte sich mit einem Tweet bei den Moderatoren sowie allen Frauen, die ”von ihren grausamen Erfahrungen berichtet haben“. ”Lasst uns gemeinsam gegen Sexismus und sexualisierte Gewalt kämpfen.“ Der SPD-Europaabgeordnete Tiemo Wölken bezeichnete die Viertelstunde als ”die wahrscheinlich wichtigsten 15 Minuten Fernsehen des Jahres“. Die Frauen hätten ”uns Männern den abscheulichen #Männerwelten-Spiegel vorgehalten“.
Stevie Schmiedel von der Protestkampagne Pinkstinks findet es ”großartig“, dass die beiden Moderatoren ihre Marke und die prominente Sendezeit nutzen, ”um auf ein Thema aufmerksam zu machen, dass immer, aber besonders in diesen Wochen zu wenig Aufmerksamkeit erfährt“. Gleichzeitig müsse beobachtet werden, wie das Thema in Zukunft thematisiert wird. ”Werden Joko und Klaas dann in Zukunft auf Sexismen in ihren Shows verzichten? Und Pro Sieben auf Germanys Next Topmodel?“, sagte Schmiedel. Man dürfe das Thema Abwertung von Frauen nicht gesondert betrachten: ”Es ist ein Gesamtpaket, das nicht aus dem Nichts kommt.“
”Männerwelten“ macht sprachlos, rüttelt auf und erschüttert, eine solche Sendung war längst überfällig, heißt es von Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin der Organisation Terre des Femmes. ”Wir danken Joko und Klaas, dass sie dieses Thema zur besten Sendezeit öffentlich gemacht haben.“
Die beiden haben mit ihrer Sendung Joko & Klaas Live bereits mehrmals Aufsehen erregt, in der vergangenen Woche etwa mit einem Livestream ihres Konkurrenten RTL. Hintergrund ist die Show Joko & Klaas gegen ProSieben, bei der sie beiden gegen ihren Arbeitgeber antreten und sich 15 Live-Minuten zur besten Sendezeit erspielen können - laut ProSieben eine Viertelstunde Fernsehen, bei der vorher niemand weiß, was passiert.
Bereits zum Show-Auftakt im Mai 2019 hatten Winterscheidt und Heufer-Umlauf ihre gewonnene Sendezeit nicht - wie womöglich von vielen Zuschauern erwartet - für Klamauk genutzt. Stattdessen gaben sie drei Menschen Raum, um über die Themen Flüchtlingshilfe, Obdachlosigkeit und Kampf gegen Rechtsextremismus zu sprechen.
ProSieben engagiert sich für Weißen Ring
Zufall oder nicht, zeitgleich startete eine Kampagne zum Thema häusliche Gewalt, die bei der ProSieben-Tochter SevenOne AdFactory entstanden ist. "Schweigen macht schutzlos" lautete die Botschaft, die die Kreativen für die Hilfsorganisation Weißer Ring verbreiten. Der Auftritt umfasst TV-Spots, DOoH-Motive, Digital-Werbemittel, Influencer-Aktivierung sowie einer Spendenaktion mit Merchandise-Artikeln auf der Kampagnenseite www.schweigenmachtschutzlos.de besteht. K
Es ist die Arbeit des neu gegründeten Kreativ-Kollektiv Das Home Office der SevenOne AdFactory, das sich als Purpose-Initiative versteht. Neben Mitarbeitern des Kreativ-Vermarkters sind daran auch Freelancer und kleine Unternehmen aus der deutschen Kreativwirtschaft beteiligt. Im Umfeld der aktuellen Situation wollen sie so ihren Beitrag für die zunehmende kollektive Solidarität und den stärkeren Fokus auf gesellschaftlich relevante Themen lenken. Die Initiative steht unter der Schirmherrschaft von Tom Schwarz, Geschäftsführer der SevenOne AdFactory, und der Leitung der beiden Initiatoren Daniel Koller und Friedrich-Paul Spielhagen aus der SevenOne AdFactory. Zukünftig möchte Das Home Office die Kommunikation für weitere NGOS und Purpose Brands unterstützen.
Tom Schwarz, Geschäftsführer SevenOne AdFactory: "Gerade in diesen Zeiten haben wir als Medien eine besondere Verantwortung. Ich bin sehr stolz, dass viele unserer Partner und Freunde dies auch so sehen und deshalb Freizeit, Herzblut und Leidenschaft in diese Initiative stecken."
Bianca Biwer, Geschäftsführerin Weißer Ring: "Die 360° Kampagne ‚Schweigen macht schutzlos‘ öffnet für uns einen weiteren Weg, um für das Thema der häuslichen Gewalt zu sensibilisieren und weitere Zielgruppen – auch gerade jetzt – über unsere Arbeit zu informieren. Wir bedanken uns an dieser Stelle herzlich bei den Prominenten, den Initiatoren der SevenOne AdFactory und allen involvierten Unternehmen, sowie Privatpersonen, die ehrenamtlich dieses wichtige Projekt auf die Beine gestellt haben."
Als Medienpartner stellen ProSiebenSat.1 und Außenwerber Wall der Kampagne kostenfreie Werbefläche zur Verfügung. Die 30-sekündigen TV-Spots laufen ab sofort auf den Sendern von ProSiebenSat.1. Die DOoH-Motive sind in Großstädten wie Köln, Düsseldorf, Hamburg und Berlin zu sehen. Neben den Kampagnen-Gesichtern beteiligen sich auch verschiedene Creator des Influencer Netzwerks Studio71 an der Kampagne und sorgen für zusätzliche Reichweite. Die Konzeption der Bewegtbildmotive für die TV-Spots und für die Social Media Contents erfolgte in enger Zusammenarbeit mit Sascha Kuznia und Vladimir Scheiermann vom Berliner Regie-Duo Sonder sowie mit Björn Mager von der Hey na! Filmproduktion, die gemeinsam auch die Produktion und Umsetzung übernahmen. Die Kampagnen-Website www.schweigenmachtschutzlos.de wurde von der Digital-Agentur Taikonauten erstellt.
Als Promis setzen sich Topmodel Stefanie Giesinger, Schauspielerin Katy Karrenbauer, Fernsehmoderatorin Marlene Lufen, Radiomoderatorin & Influencerin Lola Weippert, die Autorinnen und Models Marie von den Benken und Visa Vie, Sängerin Mogli, Polizistin Mehtap Öger sowie die Reporterin & Moderatorin Aminata Belli für die Initiative ein. Im Mittelpunkt der Kampagne steht der TV-Spot, in denen die Protagonistinnen unterschiedliche Situationen der häuslichen Gewalt erfahren und sich schlussendlich solidarisch widersetzen. Die kunstvolle Inszenierung setzt dabei auf akustische und visuelle Effekte und verzichtet auf jegliche Gewaltdarstellungen. Die Mundschutz-Maske als Key-Visual symbolisiert einerseits den Schutz aber gleichzeitig auch die Gefahr. Die Produktion fand unter strikter Einhaltung aller aktuellen Sicherheits- und Hygienevorschriften in Brandenburg statt.
Der TV-Spot:
am/mit dpa