Nach dem Anschlag:
Je suis Charlie: So geht es weiter und so schützen sich deutsche Medien
Frankreichs Medien betrauern die toten Kollegen von "Charlie Hebdo" und werfen zusammen, um das Satire-Magazin nicht verstummen zu lassen. Deutsche Medien trauern mit - und erhöhen die Sicherheitsvorkehrungen.
Nach dem blutigen Anschlag auf das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" mit zwölf Toten und zahlreichen Verletzten haben die Tageszeitung "Le Monde", die öffentlich-rechtlichen Sender Radio France und France Télévision angekündigt, dass sie dem Heft Arbeitskräfte sowie Material zur Verfügung stellen werden, damit das Satiremagazin weiterbestehen kann. Allein acht Journalisten starben im Kugelhagel von kaltblütigen Terroristen. Unter den Opfern ist auch der 47-jährige Redaktionsleiter Stéphane Charbonnier alias Charb. Einer der überlebenden Kolumnisten, Patrick Pelloux, versicherte in einem Interview im französischen TV, dass kommende Woche eine neue Ausgabe von "Charlie Hebdo" am Kiosk liegen werde - "mit unseren Tränen geschrieben". Geplant ist sogar eine vielfach erhöhte Auflage von einer Million Exemplaren. Auch die britische Guardian-Mediengruppe und der Internetkonzern Google unterstützen den Fortbestand des Blattes und spenden zusammen rund 400.000 Euro.
Indes bekunden Medien weltweit ihre Solidarität, bekannte Cartoonisten drücken ihre Trauer mit dem Zeichenstift aus. Auch deutsche Zeitungen haben auf den Titelseiten die Karikaturen der getöteten französischen "Charlie Hebdo"-Mitarbeiter unter Hinweis auf die Meinungsfreiheit abgedruckt (US-amerikanische Medien allerdings verpixeln die Zeichnungen). Motto: "Satire darf alles." Oder: "Meinungsfreiheit kann man nicht töten." Und:
Presseschau zu #CharlieHebdo: "Der Gegner ist der Terrorismus, nicht der Islam" http://t.co/pZ4NsGFeQt #JeSuisCharlie pic.twitter.com/TXXkqclyYQ
— DIE WELT (@welt) January 8, 2015
Hierzulande erhöhen Medienunternehmen derweil ihre Sicherheitsvorkehrungen, wie etwa Gruner + Jahr. Der Verlag verstärkt nach Einsparungen im vergangenen Jahr das Personal am Eingang wieder und checkt genauer, wer ins Pressehaus und insbesondere zum Nachrichtenmagazin "Stern" will.
Auch wenn sich die meisten Pressesprecher auf Anfrage unter Hinweis auf die Sicherheit eher bedeckt halten: Klar ist am Donnerstagmorgen, dass diverse Redaktionen unter Polizeischutz stehen. Twitter-Botschaften künden davon, dass etwa Springer mit den Marken "Bild" und "Welt", die für eine kritische Berichterstattung stehen, unter Bewachung stehen - ebenso wie Berliner Tageszeitungen.
Die Fahnen bei uns Halbmast (und Polizei vor der Tür) pic.twitter.com/5l4FTxW1TE
— Ulf Poschardt (@ulfposh) 8. Januar 2015
Bei der "Berliner Zeitung" steht die Polizei vor der Tür und auch beim "Tagesspiegel":
Polizei vor dem Berliner Redaktionsgebäude. Denkwürdiger Anblick. #jesuischarlie #charliehebdo
— Karl Doemens (@Doppelgeist60) 8. Januar 2015
Es ist schon ein komisches Gefühl, Polizeischutz vor der Redaktion zu haben... #CharlieHebdo
— Marie Rövekamp (@MarieRoevekamp) 8. Januar 2015
Die Vorkehrungen sind verständlich, hat es doch immer wieder Anschläge auf islamkritische Medienschaffende in Europa gegeben.
Zur Mittagszeit werden sich deutsche Redaktionen der Schweigeminute für die Opfer des Terroranschlags anschließen. Der Journalistenverband DJV und der G+J-Betriebsrat rufen dazu auf, um 11 Uhr der getöteten Journalisten in Paris zu gedenken. Um 12 Uhr wird im Hause Springer für eine Minute geschwiegen.
Gänsehaut: Vollkommene Stille im gesamten #Grunerundjahr Verlag bei der #Schweigeminute für #CharlieHebdo
— Katharina Kütemeyer (@akkut) January 8, 2015
Axel-Springer-Haus in Berlin. #JeSuisCharlie pic.twitter.com/J6RVxoqixD
— BILD (@BILD) January 8, 2015
ps/fze