Die Reichweiten auf Nutzerbasis lassen sich hingegen kaum mehr steigern. Laut AGOF kommen die Webseiten, bei denen Outbrain eingebunden ist, bereits auf monatliche 48,1 Millionen Unique User. Das entspricht 81 Prozent aller Nutzer. Zum Vergleich, T-Online erreicht 27 Millionen, Facebook laut eigenen Angaben 32 Millionen. Ähnlich sieht es in den USA aus. Comscore misst dort 233 Unique Visitors für Outbrain-Sites, was etwa 90 Prozent der Nutzer entspricht und für Facebook nur 214 Millionen. Weltweit liefert Outbrain über 300 Milliarden Empfehlungen im Monat aus. Die Zahl ergibt sich aus Anzeigen und aus redaktionellen Empfehlungen, wobei Anzeigen nur nach Klicks abgerechnet werden. 

Der Wachstumsgeschichte und damit auch Erlmeier spielten einige Trends in die Karten: Zum einen würden Site-Betreiber und Kunden echte Native-Ads favorisieren, wie Erlmeier sagt. Auf Bannerwerbung wird vor allem im mobilen Bereich zunehmend verzichtet. Häufig sehen User auf den kleinen Displays abgesehen von Outbrain-Anzeigen keine andere Werbung.  Hinzu käme eine hohe Qualität der Anzeigen sowie ein guter Mix aus Brands und Performance-Kunden. Ebenfalls zentral war das wachsende Programmatic-Geschäft. 

Der deutschsprachige Markt sticht international heraus. Zwar mögen die Publisher skeptischer gegenüber Innovationen sein, aber wenn sich ein Tool etabliert hat, wird es weitgehend genutzt. Dazu gehört etwa die junge Anzeigenmechanik Smartfeed, die, sofern der Nutzer es will, wie in einem Facebook-Feed unendlich Inhalte- und Werbeempfehlungen nachlädt. Diese social-media-ähnliche Mechanik hat laut Outbrain zu einem Anstieg der effektiven Tausendkontaktpreise, die Publisher auf den Flächen erzielen, von 40 Prozent geführt. Laut Marktteilnehmern liegen die Einnahmen von Site-Anbietern über solches Content-Empfehlungs-Marketing zwischen sieben und 20 Prozent der Werbeeinnahmen. Für Seitenabrufe auf Smartphones dürfte dieser Korridor ein gutes Stückchen höher liegen.

Deutschland liegt inzwischen auch an der Spitze der Videonutzung. Seit vergangenem Jahr bindet Outbrain solche Content-Werbe-Videos als Alternative zu Bild-/Text-Anzeigen an. Die Erwartungen an Video sind wie im Gesamtmarkt auch bei Outbrain hoch. 

Erlmeier berichtet an seinen Vorgänger, Chief Revenue Officer Eytan Galai. Der Bruder des Firmengründers Yaron Galai füllt die neugeschaffene Rolle seit vergangenen Oktober aus. Wer in Erlmeiers Fußstapfen tritt, steht noch nicht fest. Einstweilen übernimmt Head-of-Engage Thomas Vogt die Aufgaben des Country Managers.


Autor: Leif Pellikan

ist Redakteur beim Kontakter und bei W&V. Er hat sich den Ruf des Lötkolbens erworben - wenn es technisch oder neudeutsch programmatisch wird, kennt er die Antworten. Wenn nicht, fragt er in Interviews bei Leuten wie Larry Page, Sergey Brin oder Yannick Bolloré nach.