
W&V-Serie:
Home oder Office, Wort & Bild Verlag?
Gesundheit steht für die Wort & Bild-Verlagsgruppe nicht nur im Tagesgeschäft obenan. Im zweiten Lockdown ist CEO Andreas Arntzen besonders wichtig: Möglichst flexible und kreative Lösungen für junge Familien anbieten.

Foto: Wort & Bild Verlagsgruppe
W&V fragt in seiner Serie "Home oder Office?", welche Erfahrungen Unternehmen in den vergangenen Monaten gemacht haben und wie sie sich fürs New Normal rüsten.
Heute: Der Wort & Bild Verlag, 1955 gegründet und in der Nähe von München ansässig, hat sich auf das Themenfeld Gesundheit fokussiert. Das bekannteste Produkt ist sicher die Apotheken Umschau, die es nicht nur als Printheft, sondern auch in digitaler Form gibt. Die W&V-Fragen beantwortet Andreas Arntzen, CEO der Wort & Bild Verlagsgruppe.
Wie hat sich der Anteil der Kolleg:innen im Homeoffice seit Beginn der Coronakrise geändert?
Da für uns als Gesundheitsverlag die Sicherheit und Gesundheit unserer Mitarbeiter:innen an oberster Stelle steht, bieten wir sehr umfassende Homeoffice-Lösungen an: Im momentanen Lockdown sind mehr als 80 Prozent der insgesamt 300 Mitarbeiter:innen im Homeoffice. War Homeoffice beim Wort & Bild Verlag tageweise schon immer möglich, verlagerten Mitte März 2020 im ersten Lockdown innerhalb weniger Tage mehr als 70 Prozent unserer Mitarbeiter:innen dauerhaft ihren Arbeitsplatz nach Hause. Unsere IT-Abteilung unterstützte die Teams umfassend mit entsprechender Soft- und Hardware, mit neuen Videokonferenz-Programmen und Online-Zugängen. Wir waren von Beginn an zu 100 Prozent leistungsfähig.
Im Sommer wurde zumindest ein tageweises Rückkehren positiv angenommen, doch bereits im Herbst lag die Priorität wieder auf Homeoffices, was sich mit Blick auf die stetig steigenden Infektionszahlen dann auch bewährt hat.
Für alle, die momentan noch im Verlag arbeiten (wollen), wurden umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen getroffen: Wichtig ist, dass die Mitarbeiter:innen möglichst wenig physischen Kontakt zu Kolleg:innen haben. Wir haben die Arbeitsplätze mit maximalem Abstand platziert, bieten Masken und Desinfektionsmittel. Wir informieren aktiv und regelmäßig über das Thema Corona und haben einen eigenen mit drei Ärzten besetzten Corona-Krisenstab im Haus, an den man sich vertrauensvoll wenden kann.
Wann planen Sie eine Rückkehr in die Büros? In welchem Umfang?
Es ist schwierig, für die kommenden Monate eine Prognose zu stellen, deshalb planen wir bis auf Weiteres nicht mit einer größeren Rückkehr in die Verlagsbüros.
Verändern Sie jetzt die bisherigen Vereinbarungen zum Thema Homeoffice?
Wir müssen alle in diesen Zeiten flexibel agieren. Am wichtigsten ist es uns, die jungen Familien zu entlasten in dieser Zeit, wo Schulen und Kitas nur sehr eingeschränkt geöffnet sind. Wir haben flexiblere Arbeitszeiten ermöglicht, sodass Mitarbeiter:innen z.B. in der Früh oder abends ihre Arbeitsleistung erbringen können, um tagsüber die Anforderungen durch Home-Schooling und Kinderbetreuung besser koordinieren zu können. Da jede Familie je nach Alter und Anforderungen der Kinder auch spezielle Herausforderungen hat, bemühen wir uns, für alle individuell passende Lösungen zu finden.
Außerdem bieten wir Sport- und Musikprogramme nicht nur für die Mitarbeiter:innen, sondern auch altersgerecht für die Kinder an, z.B. lustige Yogaübungen. Das verschafft den Kindern Spaß an der Bewegung und Ausgleich zum Home-Schooling und den Eltern zwischendurch etwas Zeit, um auch mal zur Ruhe zu kommen. An weiteren Angeboten wie einer Spielzeugtauschbörse u.ä. tüfteln wir gerade im engen Austausch mit den Eltern selbst, die mit wirklich bewundernswerter Kreativität und Zuversicht diesen Herausforderungen begegnen.
Wie sind Ihre Mitarbeiter:innen fürs Homeoffice technisch gerüstet und müssen Sie da evtl. nachjustieren?
Unsere Mitarbeiter:innen wurden von Beginn an sehr gut ausgestattet mit Laptops, Handys, Lizenzen zur Nutzung diverser digitaler Formate wie Webex oder ähnlichem. Ich möchte unserer IT-Abteilung herzlich danken, denn der Aufwand auch in der Betreuung der Mitarbeiter:innen ist durch Corona natürlich gestiegen. Zusätzlich statten wir unsere Mitarbeiter:innen bei Bedarf mit höhenverstellbaren Schreibtischen, ergonomischen Bürostühlen, Equipment für Video-Konferenzen und Tageslichtlampen aus.
Welche Zwischenbilanz ziehen Sie beim Thema Homeoffice für Ihr Unternehmen? Wo hat es gut geklappt, wo lagen Schwierigkeiten?
Die größte und zugleich schönste Erkenntnis für uns war, dass der Teamgeist der Mitarbeiter:innen sichtlich gestärkt wurde, die Menschen achten stärker aufeinander und es herrscht ein starkes "Wir-Gefühl". Das neue Arbeiten hat alte Strukturen durchbrochen und informelle Abstimmungswege gefördert. So konnten wir von Beginn der Krise an 100 Prozent Leistung erbringen. Nicht nur das, als Gesundheitsverlag haben wir ja in diesen Zeiten eine gesellschaftliche Aufgabe, seriös, aktuell und umfassend zu informieren. Wir im Wort & Bild Verlag haben unser Angebot durch Corona sogar noch deutlich ausgebaut.
An welchen Stellen sehen Sie Verbesserungspotenzial?
Wir verzichten auf physische Events. Dabei ist für uns der persönliche Kontakt zu unseren Kunden, den Apotheker:innen und der Pharmabranche sehr wichtig. Wir erfinden ständig neue Formate für den Kundenkontakt, wie z.B. bei der "expopharm Impuls". Hier haben wir Europas größter Fachmesse rund um den Apothekenmarkt einen Tag lang direkt aus dem Studio in Baierbrunn Programm und wertvolle Insights zugeliefert. Unsere Verlagsmanager:innen treten bei wichtigen Online-Events als Speaker:in auf und da für 2021 nun ebenfalls kaum Live-Events möglich sein werden, planen wir eigene spannende Online-Veranstaltungsformate für Apotheker:innen und Pharmakunden.
Was heißt das für Ihr Gebäudemanagement?
Wir haben tatsächlich die Büros umgestaltet und ermöglichen es so allen Mitarbeiter:innen, ein Einzelbüro zu nutzen. Konferenzräume wurden durch Sichtschutze corona-sicher gemacht.
Welche Initiativen zur psychischen Gesundheit oder zur Beratung in schwierigen Lebenssituationen bieten Sie an?
Wir bieten viele neue Kommunikationsformate an, um den Austausch zu fördern und auch den Kontakt nicht zu verlieren: Wöchentlich gibt es bei uns acht bis zehn an alle Mitarbeiter:innen gerichtete Video-Formate, das reicht von Informationen der Geschäftsführung über Sportangebote bis hin zu reinen Entertainmentformaten. Außerdem nutzen wir Intranet-Foren und die Mitarbeiter:innenzeitschrift zur Kommunikation, selbst unsere digitale Weihnachtsfeier stand unter dem Motto "Von Mitarbeiter:innen für Mitarbeiter:innen". So binden wir die Kolleg:innen jetzt noch aktiver ein als vorher und sprechen jetzt eigentlich noch mehr miteinander.
Die Mitarbeiter:innen wissen auch, dass ihre Vorgesetzten ein offenes Ohr haben. Zudem haben wir einen Vertrauensarzt im Haus. Wenn man eine schwierige Lebenssituation mit Personen außerhalb des Unternehmens besprechen möchte, bieten wir neu eine kostenlose, professionelle psychologische Betreuung per Telefon mit einem externen Institut.