Krieg in Europa:
Hilfe gefragt: W&V-Redakteur sammelt Spenden für Ukraine
W&V erklärt sich solidarisch mit den Ukrainer:innen und unterstützt den Spendenaufruf von Conrad Breyer. Der Redakteur setzt sich seit Jahren für LGBTIQ*-Rechte in der Ukraine ein und erzählt seine Geschichte.
Die Welt, wie ich sie kannte, existiert nicht mehr. Sie brach zusammen, als mich mein Mann, ein Ukrainer, am Morgen des 24. Februar mit dem Satz weckte: "Mein Lieber, der Krieg hat begonnen."
Seitdem ist nichts mehr, wie es war und mein Gemütszustand oszilliert zwischen Aktivismus und Trauer, Entsetzen. So geht es vielen von uns, auch in meiner Redaktion. Es gibt in Deutschland viel mehr familiäre und persönliche Bezüge zur Ukraine, als viele denken. Doch habe ich verstanden, dass es nun darauf ankommt, positiv und standhaft zu bleiben. Denn der Krieg um die Gemüter ist Teil dieses schändlichen Angriffs auf unser aller Werte. Tatsächlich ist unseren Familien und Freund:innen in der Ukraine wenig geholfen, wenn wir nicht zusammenstehen. Und da, muss ich sagen, beeindruckt mich die Solidarität der ganzen Welt enorm. Das gibt Hoffnung und Kraft.
Wir sammeln Spenden
Wir haben deshalb eine Spendensammlung für LGBTIQ* ins Leben gerufen über die Gruppe Munich Kyiv Queer, für die ich mich seit Jahren engagiere. Wir würden uns freuen, wenn ihr sie mit unterstützt und teilt.
München und Kyjiw - das ist die deutsche Transliteration des ukrainischen Namens für die Stadt, russisch: Kiew - sind Partnerstädte, sie kooperieren auch im Bereich Menschenrechte. Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans* und inter* Menschen sind als vulnerable Gruppen schon im Alltagsleben in der Ukraine besonderen Diskriminierungserfahrungen ausgesetzt. Erst seit wenigen Jahren hatte sich die Community ein bisschen gesellschaftliche Akzeptanz erarbeitet. Mit der Annäherung an die EU gab es auch gesetzliche Verbesserungen für LGBTIQ* und trans* Menschen am Arbeitsplatz. Aber noch immer werden LGBTIQ*-Organisationen und ihre Aktivist:innen häufig angegriffen.
Jetzt ist Krieg und die Gefahr noch größer. US-Behörden haben in den vergangenen Wochen immer wieder vor "Tötungslisten" gewarnt, auf denen aus russischer Sicht Oppositionelle stehen sollen. Darunter auch LGBTIQ*-Aktivist:innen. Selbst wenn man diese Informationen nicht prüfen kann: Die Angst ist da. Schon in Tschetschenien hat es vor Jahren eine Verfolgungswelle gegenüber LGBTIQ* gegeben; insbesondere schwule Männer wurden verschleppt, gefoltert, getötet. Bis heute sind diese Verbrechen nicht aufgeklärt.
Hier könnt ihr helfen
Die Münchner Gruppe Munich Kyiv Queer ruft deshalb zusammen mit dem Bündnis Queere Nothilfe Ukraine zu Spendensammlungen auf. Sie unterstützen LGBTIQ*-Organisationen, die jetzt Schutzräume für queere Menschen einrichten, sie mit Unterkunft, Medikamenten und Lebensmitteln versorgen. Sie geben Soforthilfe für Menschen in Not und für Leute, die fliehen. Hier der neueste Zwischenstand auf unserem YouTube-Kanal:
Wer helfen will, hilft uns. Wer lieber anderweitig spenden möchte, kann dies an vielerlei Stellen tun. Man kann auch für Journalist:innen spenden, was uns als W&V natürlich ein Anliegen ist. Die Medien operieren weiter in der Ukraine, zum Teil 24 Stunden von Schutzbunkern und Kellern aus. Meine Lieblingsquelle für unabhängige Berichterstattung ist die Kyiv International, eine englischsprachige Publikation, die von sehr engagierten jungen Kolleg:innen gemacht wird. Ihr Durchhaltevermögen ist bewundernswert.
Wer die ukrainische Armee unterstützen möchte, findet hier eine Hilfsorganisation, die sich um die Ausstattung der kämpfenden Soldat:innen kümmert, auch darunter sind übrigens nicht wenige LGBTIQ*.
Wir danken euch für eure Unterstützung!