Metoo-Debatte:
Google-Frauen legen die Arbeit nieder
Mit einem Streik protestieren 1500 Frauen bei Google gegen Ungleichbehandlung und den Umgang des Unternehmens mit sexuell übergriffigen Mitarbeitern.
Ist Google wirklich noch ein Dinosaurier? In den Augen der weiblichen Angestellten des Internetriesen offenbar schon. Denn Google ist nicht nur seit längerem in der Kritik wegen Ungleichbehandlung bei den Gehältern, sondern in jüngster Zeit vor allem auch wegen des Umgangs mit sexuellen Übergriffen. Vergangene Woche hatte die "New York Times" aufgedeckt, dass Google stillschweigend mehreren hochrangigen Managern hohe Abfindungen angeboten haben soll, um missliebige Manager loszuwerden. Diese seien offenbar sexuell übergriffig gewesen. Besonders der Fall Andy Rubin schlug hohe Wellen. Der Vater von Android ist mit großen Ehren und großzügiger Prämie von Google verabschiedet worden, obwohl gegen ihn offenbar eine Mitarbeiterin Vorwürfe wegen sexueller Nötigung erhoben hat. Darüber allerdings hatte Google öffentlich geschwiegen.
Untätig ist der Konzern dennoch nicht: 48 Leute sind laut Google in den vergangene zwei Jahren im Zusammenhang mit sexuellem Fehlverhalten entlassen worden, hat Firmenchef Sundar Pichai jüngst verkündet.
Aber trotzdem ist dieses Statement einigen Mitarbeiterinnen nicht genug. Nun protestieren die Frauen, die deutlichere Zeichen der Aufarbeitung von ihren Chefs erwarten. An diesem Donnerstag hatten sich unter dem Hashtag #GoogleWalkout Mitarbeiterinnern verabredet, etwa in Tokio, London und Dublin jeweils um 11.10 Uhr Ortszeit ihre Büros zu verlassen. 12 Niederlassungen sind davon betroffen. Insgesamt 1500 Frauen wollten sich dem Protest anschließen. Bei Google sind derzeit weltweit 94.000 Leute angestellt.
Die New York Times zitiert Claire Stapleton, eine Produktmanagerin von Youtube, die die Arbeitsniederlegung mit organisiert hat: "Wir wollen uns nicht mehr ungleich behandelt und weniger respektiert fühlen. Google ist für seine Kultur berühmt. Aber in Wahrheit erreichen wir nicht einmal ein Mindestmaß an Respekt, Gerechtigkeit und Fairness für jeden einzelnen."
Die Debatte um die Ungleichbehandlung bei Google ist schon länger ein Diskussionspunkt. Im vergangenen Sommer war ein Mitarbeiter entlassen worden, der sich in einem Blog über Frauen respektlos geäußert hatte: Sie seien weniger widerstandsfähig gegen Stress und machten deshalb keine Karriere in der Tech-Branche.