
Interview mit Dieter Morszeck:
Glamour-Kunden für Rimowa: "Eine bessere Werbung gibt es nicht"
Sie sind cool und sie sind teuer: Rimowa-Koffer made in Germany verkaufen sich seit einigen Jahren glänzend. Aber im Netz gibt es auch unüberhörbare Kritik. Was macht die Kölner Luxusmarke aus? Wir fragten bei Kofferkönig Dieter Morszeck nach, dem Enkel des Firmengründers.
Es gibt sie ja schon länger, die hochpreisigen Rillenkoffer aus Köln, aber in den letzten Jahren startete das Geschäft mit ihnen richtig durch. Seit 2010 steigt der Umsatz steil an - vor allem wegen der leichten, bunten Koffer aus Polycarbonat, mit denen immer wieder Hollywood-Stars fotografiert werden. In der Werbung setzt Rimowa darum jetzt ganz auf die Glamour-Karte - mit Topmodel Alessandra Ambrosio und einer JU52. Aber jenseits der Hochglanz-Anzeigen setzt es für Rimowa immer wieder Kritik: Auf der Facebook-Seite und in diversen Foren ist häufig von Problemen mit den Rollen zu lesen, von hässlichen Dellen und Kratzern nach Flügen. Wir fragten bei Kofferkönig Dieter Morszeck nach, dem Enkel des Firmengründers.
Herr Morszeck, Rimowa wächst seit Jahren zweistellig. Vor zehn Jahren setzte das Familienunternehmen 25 Millionen Euro um, 2012 waren es 206 Millionen Euro. Warum greifen immer mehr Menschen nach Ihren Koffern?
Weil wir höchste Ansprüche an die Qualität stellen und unser Unternehmen durch ständige Innovationen geprägt ist. Rimowa brachte als erster Gepäckhersteller Reisegepäck aus Polycarbonat auf den Markt, wodurch sich unsere internationale Fangemeinde rapide vergrößerte. Außerdem ist das Rimowa-Design dank der typischen Rillenstruktur in den Kofferschalen sofort zu erkennen.
Packen ist vielen Menschen ein Graus. Wie man es auch anstellt, am Ende ist es immer ein Stoßen und Stopfen und Neuordnen. Was hat Rimowa anderen Koffern voraus?
Zum Beispiel das Flex-Divider-System, ein modulares Innentaschen-System, das für Ordnung und bestmögliche Raumaufteilung innerhalb des Koffers sorgt. Durch die höhenverstellbaren Packplatten, die mit Spanngurten und Klettverschlüssen versehen sind, lässt sich der Kofferinhalt sicher und knitterfrei fixieren. Auch der Add a Bag Holder ist ein raffiniertes Extra. Mit dem Haltegurt, der in die Kofferschale integriert ist, kann zusätzliches Reisegepäck direkt am Koffer befestigt werden. Aktenkoffer oder Handtasche werden eingeklinkt und bequem transportiert. Besonders geräumig, und somit ideal für längere Aufenthalte geeignet, sind die 3-Suiter aus unserer Salsa Deluxe Serie. Mit dem Zweikammersystem sind Kleidungsstücke und Reiseuntensilien getrennt zugänglich. Daneben bieten wir auch eine Reihe von Zubehör, wie Hemdentasche, Schuhbeutel oder Kleidersack an, mit dem auch empfindliche Kleidungsstücke unbeschadet ans Ziel kommen.
Rimowa-Koffer sieht man vor allem bei Business-Reisenden an Flughäfen, eher selten in Urlaubshotels. Wollen Sie dies mit den neuen bunten Salsa-Air-Modellen ändern?
Spätestens mit der Einführung des Polycarbonat-Gepäcks im Jahr 2000 hat Rimowa auch im Freizeitreise-Segment Einzug gehalten und belegt bis heute regelmäßig die Spitzenplätze bei internationalen Vergleichs- und Härtetests. Dank des Polycarbonats wird das Gewicht von Reisekoffern bei größter Stabilität entscheidend minimiert. Das reduzierte Eigengewicht impliziert wiederum mehr Kapazität für die Urlaubsgarderobe. Nicht umsonst wurde der Salsa Deluxe vom Magazin „Travel+Leisure“ als bestes Reisegepäck geadelt. Für den Salsa Air vergab die Travel Goods Association sogar den 1. Preis. Die Salsa Air Modelle sind die leichtesten unserer Kollektion und bestechen vor allem durch ihre ausgefallenen Farben.
Sie lassen in Deutschland, Kanada, Brasilien und Tschechien produzieren. Warum nicht auch in Ländern mit viel niedrigeren Löhnen?
Rimowa steht seit der Gründung für beste Qualität „Made in Germany“. Dies impliziert nicht nur, dass in unseren Manufakturen viele Arbeitsschritte nach wie vor in Handarbeit erfolgen. Anders als die meisten unserer Wettbewerber produzieren wir als Traditionsunternehmen nicht in Asien, sondern in Europa und Nordamerika, wir exportieren nach Asien. Auch bei unseren Zulieferern handelt es sich grundsätzlich um europäische Unternehmen.
Auf Ihrer Website zeigen Sie viele Prominente mit Rimowa-Koffern, dazu führen Sie eine eindrucksvolle Liste von Product Placements in Kinofilmen und TV-Serien auf. Haben Sie schon mal messen lassen, was dies der Marke bringt?
Spezielle Messungen haben wir nicht durchgeführt. Es freut uns sehr, dass auch prominente Kunden der Qualität unserer Produkte vertrauen. Und wenn Top-Stars wie Jessica Alba, Cameron Diaz oder Bradley Cooper mit unseren Koffern um die Welt jetten, und damit fotografiert werden, steigert das natürlich automatisch den Bekanntheitsgrad unserer Koffer beziehungsweise deren Nachfrage. Eine bessere Werbung gibt es eigentlich nicht!
Begehrte Marken werden gerne gefälscht und nachgeahmt. Sehen Sie sich dadurch auch bedroht?
Es gibt natürlich immer wieder Nachahmer, die uns kopieren – sei es beim Design oder unserer Technik. Als Rimowa damals erstmals den recyclebaren Rohstoff Polycarbonat in der Kofferproduktion einsetzte, hat dies in puncto Produktpiraterie eine neue Welle losgetreten. Trotz der vielen Kopien, gegen die wir gegebenenfalls auch rechtlich vorgehen, sehen wir uns in unserer Position als eine der weltweit führenden Premium-Marken im Reisegepäck-Segment nicht bedroht. Es gibt eben nur ein Original, und das wissen auch unsere Kunden.
Wie gehen Sie mit der Kritik um, die von Verbrauchern auf Ihren Facebook-Seiten sowie auf diversen Foren geäußert wird? Dort ist öfters die Rede von abgebrochenen Rollen, unerwarteten Dellen, hässlichen Kratzern...
Wir nehmen jede Nachricht und jede Kritik sehr ernst und sind bemüht, innerhalb kürzester Zeit zu reagieren. Wenden sich Kunden beispielsweise bei Problemen mit einem Rimowa-Gepäckstück während der Reise an uns, helfen wir ihnen umgehend bei der Suche nach dem nächsten lokalen Servicepoint, um den Koffer im Handumdrehen wieder fit für die Weiterreise zu machen. Grundsätzlich legen wir viel Wert auf das Feedback unserer Verbraucher – ist doch vor allem negative Kritik ein hilfreiches Mittel und Anreiz für Optimierungen.