Videostreaming:
Glänzender Start für Pastewka bei Amazon Prime
Nach sieben Staffeln bei Sat.1 war Schluss, Staffel acht der Comedy-Serie mit Bastian Pastewka sicherte sich Amazon Prime Video. Gute Entscheidung.
Erfolg ist sehr relativ: Dass Sat.1 als werbefinanzierter Free-TV-Sender zuletzt nicht mehr überglücklich war mit der Serie Pastewka, dass ist nachvollziehbar. Die Comedy von und mit Bastian Pastewka war von 2005 bis 2014 bei Sat.1 am späteren Freitagabend zu sehen gewesen. Und hatte im Staffelschnitt von 2,95 Millionen Zuschauer auf 1,4 Millionen abgenbaut; der Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe war von 17,2 Prozent 2005 auf 10,4 Prozent 2014 zurückgegangen. Das Aus also durchaus nachvollziehbar. Auch wenn der Freitagabend derzeit (etwa mit "Genial daneben", 1,61 Mio., 8,6% Werberelevante am 2.2.18) nur geringfügig besser läuft.
Kontakte im sechsstelligen Bereich sind dagegen für aus Abos finanzierte Streamingportale, die ihre Stärken in der Nische ausspielen, ein großer Erfolg. So dürfte man sich bei Amazon die Hände reiben über den Pastewka-Coup: Die aktuelle Staffel der Comedy erzielt nach Messungen der Goldmedia-VoD-Ratings in der ersten Ausstrahlungswoche (ab 26. Januar) 1,3 Millionen Bruttokontakte und war damit bei Amazon Prime Video die in dieser Zeit meistgestreamte Serie.
Alle zehn Episoden von Staffel acht (und die bisherigen Staffeln) sind bei dem Streaminganbieter seit 26. Janaur verfügbar. Das Format zog damit an der aktuellen Staffel von "The Big Bang Theory" vorbei. Gut 6 Prozent aller Bruttokontakte der Top 100 auf Amazon Prime Video in der Woche bis 2. Februar gehen auf Pastewkas Konto. Im Gesamtmarkt aller deutschen Pay-VoD-Anbieter kam "Pastewka" auf Platz 3 mit fast 3 Prozent der Bruttokontakte. Amazon hat auf diesen Erfolg bereits reagiert und die Produktion einer weiteren Staffel angekündigt.
Der Umgang mit Inhalten ändert sich
Für die Produzenten bei Brainpool bringt Streaming eine gewisse Flexibilität mit sich. Denn die Rücksichtnahme auf Programmfenster und Werbepausen entfällt. Auch das hat Goldmedia ausgewertet: "Während die Folgen der ersten 7 Staffeln bei Sat.1 jeweils 22 Minuten lang sein mussten, sind die Folgen der aktuellen Staffel insgesamt länger und zudem von unterschiedlicher Dauer (25 bis 51 Minuten pro Episode)." Darüber hinaus sind die Episoden nciht mehr für den wöchentlichen Konsum in sich abgeschlossen, sondern haben eine stärker übergreifende Rahmenhandlung.
Generell stellen die Marktforscher von Goldmedia fest, dass Comedy gut läuft im Streamingmarkt, vor allem in Deutschland. Nur das Genre Drama wird von den Video-on-Demand-Anbietern intensiver gespielt. Nach der Anzahl der Titel pro Genre belegt Comedy in den Angeboten der Plattformen mit 14 Prozent den zweiten Platz hinter dem Genre Drama mit 19 Prozent und vor Crime mit 7 Prozent. Dieses Verhältnis ist bei allen Marktteilnehmern sehr ähnlich.
"Vergleicht man diese Platzierung mit den tatsächlichen Zuschaueranteilen", teilt Goldmedia mit, "bekommt Comedy eine noch größere Bedeutung. Das Genre konnte im 4. Quartal 2017 laut VoD-Ratings alleine 16 Prozent der Bruttokontakte auf sich vereinen. Nur Drama hatte mit 24 Prozent Zuschaueranteil noch höhere Nutzerzahlen."
Amazon trommelte heftig
Amazon hat für seine neue deutsche Produktion intensiv geworben. Und auch die Forscher von Yougov ausgeschickt, um die Comedy-Stimmung zu erfassen. Der Untersuchung zufolge ist zwar bei den 18- bis 34-Jährigen Sheldon Cooper aus The Big Bang Theory am beliebstesten (17 Prozent), gefolgt von Charlie Harper aus Two and a Half Men (10 Prozent), aber erweitert auf Erwachsene ab 18 Jahren liegt Bastian Pastewka vorn. 12 Prozent aller Deutschen finden Bastian in Pastewka witziger als Sheldon Cooper (11 Prozent) und Bernd Stromberg (7 Prozent).
Goldmedia ermittelt seit Januar 2017 die Zuschauerzahlen für den deutschen Pay-VoD-Markt, also kostenpflichtige Abo-Streamingdienste. Online werden 60.000 Menschen pro Jahr rollierend befragt, was sie am Vortag geschaut haben.