Relaunch:
Geschärfter, entschlossener, mutiger: "Stern" verspricht Rückkehr zu "traditionellen Stärken"
Mit Ausgabe 12 erscheint zum ersten Mal der neue "Stern". Wie Chefredakteur Dominik Wichmann Gruners Magazin zurück zu alter Stärke führen will...
Der "Stern" hüllt sich mit der aktuellen Ausgabe 12, die am Donnerstag am Kiosk liegt, in neue Gewänder. Aber der Spagat an Themen, den der neue Chefredakteur Dominik Wichmann stemmen muss, bleibt der gleiche: "Das Magazin deckt weiterhin alle wichtigen Themenfelder des Lebens ab und richtet sich an Menschen, die am Zeitgeschehen interessiert sind", teilt das Verlagshaus Gruner + Jahr im Vorfeld der Relaunch-Ausgabe mit, die nach dem neuen Heftkonzept und mit neuer Redaktionsstruktur entstanden ist. Der neue "Stern" sei in seiner Struktur und seinem Layout komplett modernisiert. Er setze auch zukünftig auf hochwertigen Journalismus, "jedoch geschärfter, entschlossener, mutiger – mit klarer Haltung", so das Team um Wichmann. Dabei folge er dem Versprechen, "empathisch, kritisch und zuversichtlich zu sein". Und: "Er akzentuiert so die traditionellen Stärken der Marke auf neue Weise", wie es vollmundig heißt.
Durch wiedererkennbare kurze Formate will der "Stern" sein publizistisch schärferes Profil umsetzen. Nach wie vor setzt das Gruner-Flaggschiff "auf die Kraft seiner Bilder". Aufgeteilt ist das Portfolio des Magazins in drei bis vier Kernbereiche: Das erste Segment "Diese Woche" kombiniert die Bilder der Woche mit aktuellen Themen des Zeitgeschehens - inklusive Formate, "die verlässliche Ankerpunkte für die Leser darstellen". Dort sollen durch diverse Kolumnen auch Brücken zu den digitalen Angeboten der "Stern"-Familie geschlagen werden, nachdem Wichmann "Stern" und stern.de zusammengeführt hat.
Die zweite Säule nennt Wichmann das "Herz" – mit großen Bildern, Reportagen, Portraits oder Essays. Neue regelmäßige Formate sollen auch hier die "Wiedererkennbarkeit" des "Stern" erhöhen. "Extra" nennt sich der Verbraucherteil, enthalten in etwa jeder zweiten Ausgabe. Dort beschäftigt sich das Team mit Servicethemen wie zum Beispiel Auto, Finanzen, Ernährung und Mode – "kompetent wie gewohnt, jedoch noch unterhaltsamer und informativer aufbereitet als bisher", verspricht G+J. Den Abschluss bildet das "Journal". Hierzu heißt es: "Während sich der Einstieg des Heftes eher der Lesesituation des ‚lean forward‘ widmet, dem schnellen und präzisen Informieren über Themen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, geht es im Journal um ‚lean back‘, entspannendes Lesen. Schwerpunkte sind: Kultur, Lebensart, Reise, Essen und Trinken."
Über das ganze Heft zieht sich die überarbeitete Optik. Besser lesbare Schriften, moderne Infografiken und ein "siebenspaltiges Layout mit Tanzspalte", so der "Stern", sollen das überarbeitete Magazin prägen. Heftinhalte sollen so lebendiger wirken und ein "optimales Zusammenspiel von Optik und Inhalt" ermöglichen.
Das neue Heftkonzept ist unter der Leitung von Wichmann in enger Abstimmung mit den bisherigen Chefredakteuren Thomas Osterkorn und Andreas Petzold entstanden. Der groß angelegte Relaunch, für den sich Wichmann zudem noch namhafte Berater wie Jeff Jarvis für die kommenden Monate an seine Seite geholt hat und der in den digitalen Kanälen nun erst richtig beginnt, dürfte Nagelprobe für Gruner, aber auch für die Branche sein. Es steht die Frage im Raum, ob Print durch umfangreiche Modernisierung und Anpassung an neue Gewohnheiten die Abkehr der Leser von der Gattung ausbremsen kann...