WAZ:
Funke-Gruppe will 200 Leute entlassen
Rotstift in Essen: Die Funke Mediengruppe - ehemals WAZ - muss offenbar wieder entlassen. 200 Stellen stehen zur Disposition.
Rotstift in Essen. Die Funke Mediengruppe - ehemals WAZ - muss offenbar wieder entlassen. 200 Stellen müssen gestrichen werden, meldet Newsroom unter Berufung auf einen internen Brief, den Geschäftsführer Christian Nienhaus an seine Mitarbeiter geschickt haben soll. Nach Informationen des Dienstes sind vor allem der Content Desk, aber auch Anzeigenblätter und der Bereich Anzeigen betroffen. "Der starke Wettbewerb, der signifikant einbrechende Anzeigenmarkt und die erodierenden Auflagenzahlen deutscher Tageszeitungen führen auch bei unserer Mediengruppe zu Umsatzrückgängen in Millionenhöhe," wird aus dem Brief zitiert.
Einen Schuldigen findet Nienhaus unter anderem auch in dem Anzeigenkunden Aldi: "Unsere Anzeigenerlöse haben sich in den vergangenen fünf Jahren dramatisch verringert. Discounter werben immer weniger in der Gattung Tageszeitung, auch die Handelsbranche spart. Aldi prüft bereits in mehreren Regionen den Verzicht auf Printwerbung. Lokal bricht der Stellenmarkt mehr und mehr ein."
Die Entlassungen sollen dem Verlag wieder Handlungsspielraum geben, beispielsweise, um "neue Produkte zu schaffen". Man setze unverändert auf das erfolgreiche Zeitschriftengeschäft und auch das Kerngeschäft, die Tageszeitungen wolle man vorantreiben. Die regionalen Marken sollen in eine "digitale Welt" überführt werden. "Der Ausbau unseres Digitalgeschäfts wird ein wichtiges Ziel sein," zitiert Newsroom den Brandbrief. Den Mitarbeitern wird indessen versprochen, dass die Kündigungen so sozialverträglich wie möglich behandelt werden sollen.
Die NRW-Sektion des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV-NRW) ist schockiert und teilt mit: "Erst vor zwei Monaten war das Aus für 120 Redakteure der Westfälischen Rundschau verkündet worden. Nun bestätigen sich seit Wochen kursierende Gerüchte, schlimmste Befürchtungen werden wahr. Wohin will dieser Verlag eigentlich noch? Plant er jetzt Zeitungen völlig ohne Mitarbeiter?" Helmut Dahlmann, Vorsitzender des DJV-NRW, sagt: "Es ist unfassbar, was in diesem Medienhaus geschieht." Er kritisiert "Statt in Inhalte und Anzeigenakquise zu investieren, scheint der Konzern nicht mehr an Mitarbeitern interessiert zu sein, die sich für das Produkt Tageszeitung engagieren."