Golden-Globe-Verleihung:
Filmpreise für Akin und Qualitätsserien
Ein deutscher Film - "Aus dem Nichts" von Regisseur Fatih Akin - hat einen Golden Globe gewonnen. Und damit Aussichten auf einen Oscar: Der Filmpreis Golden Globes gilt als Indikator für die Verleihung der Academy.
Der deutsche Regisseur Fatih Akin hat für sein NSU-Drama "Aus dem Nichts" einen Golden Globe gewonnen. Der 44-Jährige wurde in der Nacht zum Montag mit dem Preis für den besten nicht-englischsprachigen Film geehrt. Es ist der erste Globe für einen deutschen Film seit acht Jahren - ein großer Erfolg in Hollywood. Die Hauptpreise in den wichtigsten Kategorien gingen an das Polizeidrama "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" und die Tragikomödie "Lady Bird". Zahlreiche Prominente nutzten die Show für Proteste gegen Sexismus und lieferten Beiträge zur Missbrauchsdebatte.
Der Nachrichtenagentur DPA sagte Akin, Sohn türkischer Einwanderer, ihm sei der Golden Globe wichtig weil er denke, dass so ein Preis die Aufmerksamkeit auf den Film lenke - und es gehe darum, das Thema NSU-Anschläge im Bewusstsein aktiv zu halten: "Das ist das Wichtigste und Beste an so einem Preis."
"Aus dem Nichts", in diesem Jahr ein deutscher Oscar-Kandidat, erzählt von einer Frau, die bei einem Anschlag in Hamburg ihren türkischen Ehemann und den gemeinsamen Sohn verliert. Wenig später wird ein Neonazi-Paar verhaftet und angeklagt. In der Hauptrolle brilliert die in Niedersachsen geborene Diane Kruger. Für den Hollywoodstar war es die erste Kinorolle auf Deutsch. Zuletzt hatte 2010 das Schwarzweiß-Drama "Das weiße Band" des österreichischen Regisseurs Michael Haneke den Auslands-Globe nach Deutschland geholt.
FFA-Präsident Bernd Neumann freut sich riesig. Der Chef der Filmförderungsanstalt gratulierte Akin und sagte: "Es ist die erste Auszeichnung in dieser Kategorie für einen deutschen Film seit acht Jahren und ein großer Erfolg für den deutschen Film in Hollywood." Nun richteten sich die Blicke auf den 23. Januar - denn an dem Tag werden die Oscarnominierungen entschieden.
Streaming hat seinen Platz
Die Serien der Streaming- und Pay-TV-Anbieter sind preiswürdig. In diesem Jahr haben zum Beispiel eine düstere Zukunftsvision und ein Drama über häusliche Gewalt in den TV-Kategorien abgeräumt. Die dystopische Romanverfilmung "The Handmaid's Tale: Der Report der Magd" (in Deutschland zu sehen bei Entertain/Telekom) gewann den Preis als beste Drama-Serie, Hauptdarstellerin Elisabeth Moss wurde beste Schauspielerin. Die Serie des Streaminganbieters Hulu hatte in diesen Kategorien bereits bei den Emmy-Awards gewonnen. Im Frühjahr soll in den USA die zweite Staffel anlaufen.
Bei den Miniserien bekam "Big Little Lies" vier Auszeichnungen, darunter den Hauptpreis als beste Reihe in dieser Kategorie und den für Nicole Kidman in der weiblichen Hauptrolle. Laura Dern und Alexander Skarsgård konnten für die Verkörperungen ihrer Figuren in dem HBO-Vorstadtdrama die Golden Globes als beste Nebendarsteller mit nach Hause nehmen. In Deutschland zu sehen am 10. und 11. Januar auf Sky.
"The Marvelous Mrs. Maisel" über eine aufstrebende Komikerin im New York der 1950er-Jahre wurde beste Comedy-Serie. Hauptdarstellerin Rachel Brosnahan gewann in der Nacht zu Montag auch den Award für die beste weibliche Hauptrolle. Erst vor wenigen Wochen war die Serie im Streamingangebot von Amazon angelaufen.
Weitere Schauspielerpreise gingen unter anderem an Sterling K. Brown aus der in Deutschland bei ProSieben laufenden Familienserie "This is us", an Ewan McGregor für "Fargo" und Aziz Ansari aus der Netflix-Comedy "Master of None".
Golden Globes, politisch
Der große Gewinner bei den Globes war "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri". Das Werk des Iren Martin McDonagh wurde nicht nur als bestes Drama ausgezeichnet, sondern gewann auch noch drei weitere Trophäen, darunter die für Frances McDormand als beste Hauptdarstellerin. Die 60-jährige Amerikanerin spielt in dem Independent-Film eine Mutter, die den Mord ihrer Tochter aufgeklärt haben will und gegen die inkompetente Polizei kämpft. "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri", der am 25. Januar in den deutschen Kinos anlaufen wird, prangert Polizeiwillkür und Rassismus an.
Wichtiges Thema rund um die Verleihung waren die Benachteiligung von Frauen sowie die Debatte um Missbrauch, die Hollywood seit Monaten beschäftigt. Als Zeichen der Solidarität mit der #MeToo-Bewegung kleideten sich nahezu alle Galagäste ganz in Schwarz; auf der Bühne forderten viele zum Kampf für die Gleichstellung von Frauen auf. "Guten Abend, Ladies und verbleibende Gentleman", leitete Moderator Seth Meyers in die Show ein, "Das hier ist das erste Mal in drei Monaten, dass ihr keine Angst haben müsst, euren Namen zu hören."
Bei der Ankündigung der Vorsitzenden der Hollywood Foreign Press Association, Meher Tatna, sagte Meyers: "Hier ist jemand, der Präsident ist und wirklich ein ausgeglichenes Genie." US-Präsident Donald Trump hatte genau das für sich in einem Tweet in Anspruch genommen.
bei der Verleihung der Golden Globes für einen Preis für ihr Lebenswerk bedankt. "Zu lang wurden Frauen nicht angehört oder ihnen wurde nicht geglaubt, wenn sie den Mut hatten, gegen die Macht von Männern aufzubegehren. Aber deren Tage sind gezählt!" Die 63-Jährige erinnerte am Sonntag daran, wie sie in den 1960er-Jahren als kleines Mädchen den Oscar-Sieg des schwarzen Regisseurs und Schauspielers Sidney Poitier verfolgte. "Ich möchte, das heute alle Mädchen wissen, dass ein neues Zeitalter am Horizont anbricht." Es bahne sich eine Zeit an, in der niemand mehr "Me Too" sagen müsse, sagte Winfrey.
Aus Sicht von Hollywood-Star Liam Neeson geht die #MeToo-Debatte auch auf US-Präsident Donald Trump zurück. "Die Geschichten rund um Harvey Weinstein lassen sich zurückführen bis zu den Frauen, die sehr wütend sind, dass es einen Präsidenten gibt, der sich damit gebrüstet hat, Frauen an intimen Stellen berühren zu können", sagte der Schauspieler im Interview der Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND, Montagausgaben). Viele Frauen hätten sich auch wegen des Verhaltens des aktuellen US-Präsidenten zu Wort gemeldet. Sexuelle Bedrohungen und Einschüchterungen dürfe es nicht mehr geben. "Ein Nein bedeutet Nein. Wenn eine Frau sagt, sie will nicht, dann ist die Linie klar gezogen."
Preise für Oldman und Franco
Bei den Globes werden traditionell auch Preise in der Kategorie Beste Komödie/Musical verliehen. Dort gewann die Tragikomödie "Lady Bird" von Regisseurin Greta Gerwig den Hauptpreis; die 23-jährige Saoirse Ronan wurde dafür als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet. Sie spielt in "Lady Bird" eine rebellische Schülerin, die ihrer kleinstädtischen Heimatstadt überdrüssig ist. In derselben Sparte gewann James Franco den Globe als bester Hauptdarsteller: für seine Leistung als exzentrischer Regisseur in der Tragikomödie "The Disaster Artist", bei der Franco auch Regie führte.
Der Preis für den besten Hauptdarsteller in einem Drama ging an den Briten Gary Oldman für "Churchill - Die dunkelste Stunde" über den ehemaligen britischen Premierminister Winston Churchill. Als bester Regisseur gewann der Mexikaner Guillermo del Toro für "Shape of Water - Das Flüstern des Wassers". Das Fantasymärchen war mit sieben Nominierungen der Favorit des Abends gewesen, erhielt dann aber "nur" noch den für die beste Filmmusik des Komponisten Alexandre Desplat.
Die Golden Globes gehören zu den höchsten Preisen in Hollywood. Sie gelten als wichtige Vorboten für die Oscars, die in diesem Jahr Anfang März verliehen werden. (dpa)