
Hoeneß-Affäre:
FC-Bayern-Sponsoren in der Zwickmühle
Die Sponsoren des FC Bayern freuen sich über den historischen Finaleinzug in der Champions League. Trotzdem sind sie alles andere als glücklich mit der derzeitigen Situation - wegen der Affäre um Uli Hoeneß. Angeblich fordern sie nun einen Hoeneß-Rückzug auf Raten.
Der sportlich erfolgreichste und finanzstärkste Fußballclub Deutschlands hat am Mittwochabend Geschichte geschrieben: mit dem klaren Sieg gegen den FC Barcelona hat der FC Bayern München das erste deutsch-deutsche Champions-League-Finale Realität werden lassen. Ein Traum für jeden deutschen Fußball-Fan - und natürlich auch ein Traum für die Sponsoren der beteiligten Vereine. Dem FC Bayern winkt in dieser Spielzeit gar das Triple. Und im Sommer kommt mit Pep Guardiola dazu noch der beste Vereinstrainer der Welt.
Trotzdem können Adidas, Audi und die Telekom - die drei Top-Sponsoren - den Erfolg des Clubs derzeit nicht so richtig genießen. Grund ist die Steueraffäre um den FC-Bayern-Präsidenten Uli Hoeneß. Obwohl sich die drei Konzerne mit im Erfolg sonnen können, müssen sie gleichzeitig auch um ihr Image fürchten. Allen voran Adidas: Im Interview mit der "Zeit" hat der FC-Bayern-Präsident jetzt erstmals eingeräumt, vom früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus im Jahr 2001 stolze 20 Millionen Mark erhalten zu haben (davon fünf Millionen Mark als Kredit und 15 Millionen als Bürgschaft). Einen Zusammenhang mit dem späteren Einstieg des Sportartikelkonzerns bei der FC Bayern AG streiten beide Seiten vehement ab: Der scheidende Adidas-Chef und Hoeneß-Freund Louis-Dreyfus sei nicht in die Verhandlungen mit dem FC Bayern eingebunden gewesen.
Aber nicht nur bei Adidas schwitzt man in diesen Tagen. Im Aufsichtsrat der FC Bayern AG sind neben Adidas-Mann Herbert Hainer und Audi-Chef Rupert Stadler (beide als stellvertretende Vorsitzende unter dem Chef Uli Hoeneß) auch VW-CEO Martin Winterkorn, Telekom-Vorstand Timotheus Höttges und Dieter Rampl von der Bankengruppe UniCredit vertreten. Audi hält zudem - ebenso wie Adidas - neun Prozent an der FC Bayern AG. Und alle Beteiligten zählen zu den wichtigsten FCB-Sponsoren.
"Bei den Ermittlungen gegen Uli Hoeneß handelt es sich um eine Privatangelegenheit", heißt es auf W&V-Anfrage von Seiten der Telekom: "Wir gehen davon aus, dass Herr Hoeneß alles tun wird, die Angelegenheit vollständig aufzuklären. Von diesem Sachverhalt getrennt sehen wir unser Sponsoring-Engagement beim FC Bayern München. Die Partnerschaft leistet einen klar messbaren Beitrag zum Unternehmens- und Businesserfolg der Telekom." Audi und Adidas wollen sich nicht zu dem Thema äußern.
Aber die Nervosität unter den Beteiligten wächst - und das trotz des Champions-League-Erfolgs vom Mittwochabend. Laut Informationen der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) üben die Aufsichtsräte, welche von der Sponsorenseite kommen, inzwischen Druck aus. Angeblich fordern sie von Hoeneß, dass er seinen Posten als Chef des Kontrollgremiums ruhen lässt. Allerdings: Vor dem Champions-League-Finale am 25. Mai dürfte sich dieser kaum dazu durchringen können.
Das Heikle an der Sache ist: Die Sponsorenvertreter im Aufsichtsrat der FC Bayern AG stecken in einem Interessenkonflikt. Sie müssen sowohl die Interessen des Sponsors als auch die des FC Bayern vertreten. In dieser Situation ist das extrem schwierig. Laut "SZ" hätten die Konzernchefs deshalb überhaupt nie FC-Bayern-Aufsichtsräte werden dürfen: und zwar, weil dies gegen den Corporate Governance Kodex für Aktiengesellschaften verstoße.