Ex-ZDF-Mann Nikolaus Brender: Jetzt rechnet er mit den Medien ab
"Ich hoffe sehr, dass das Bundesverfassungsgericht dem Treiben der Parteien ein Ende setzt". Nach mehr als einem Jahr kommentiert Ex-ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender das politische Manöver, das ihn seinen Job gekostet hat. Auch mit anderen Medien geht Brender hart ins Gericht.
Nikolaus Brender musste im März 2010 seinen Hut nehmen. Der langjährige ZDF-Chefredakteur hat vom Verwaltungsrat des Senders keine Vertragsverlängerung mehr bekommen. Dem vorausgegangen ist ein politisches Ränkespiel, das Seinesgleichen sucht und mittlerweile ein Fall für das Bundesverfassungsgericht ist. Nun, nach über einem Jahr, meldet sich der Betroffene selbst zu Wort. Der TV-Journalist Brender hat in seiner Rede zur BCP Corporate Publisher's Night in Hamburg zurück auf das ZDF geblickt und betont: "Ich hoffe sehr, dass das Bundesverfassungsgericht dort dem Treiben der Parteien ein Ende setzt, da das System es selbst nicht schafft." Damit übt Brender deutlich Kritik an der Zusammensetzung der ZDF-Gremien.
Nicht gerade zimperlich geht der langjährige ZDF-Chefredakteur zudem mit den Medien ins Gericht – am Beispiel Guttenberg. An der kritischen Berichterstattung über dessen Plagiat hat der TV-Journalist nichts zu mäkeln. Vielmehr stört Brender, "dass – mit Ausnahme der FAZ - es kein Blatt lassen konnte, ihn zum gesegneten und hochwohlgeborenen Politiker und Kanzlernachfolger zu verbrämen". So viel Lobhudelei findet er dann doch einer "freien und demokratieverpflichteten Presse unwürdig". Brender weiter: "Abhängigkeiten entstehen nicht nur im öffentlich-rechtlichen Rundfunk." Abhängigkeiten entstünden auch durch eine "gnadenlose Konkurrenz der Blätter, die offenbar immer entscheidender die Auswahl der Themen bestimmt, als der Respekt vor dem Leser". Für Journalisten sei aber nach wie vor das oberste Gebot: "Respekt vor den Lesern, Hörern und Zuschauern".
Zur Vorgeschichte: ZDF-Intendant Markus Schächter wollte Brender für weitere fünf Jahre verpflichten - darüber hätte er ein Einvernehmen mit dem Verwaltungsrat herstellen müssen. Mit der Entscheidung im Herbst 2009 gegen Nikolaus Brender hatten sich allerdings die Unions-Vertreter im ZDF-Verwaltungsrat um den ehemaligen hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) durchgesetzt. Der stellvertretende Verwaltungsratsvorsitzende Koch hatte sich zuvor öffentlich gegen Brender ausgesprochen - und seine Abneigung mit dem Rückgang der Quoten der ZDF- Informationssendungen begründet.
Da hat es auch nicht mehr geholfen, dass der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck Brender zur Seite gesprungen ist. Der SPD-Mann warf der CDU parteipolitisches Taktieren vor – und das erneut nach der bitteren Entscheidung des Verwaltungsrats, dessen Vorsitzender Beck ist. Er vertrat immer der Ansicht, es gehe der Union bei ihrem "parteipolitischen Kalkül" um eine für sie passendere Besetzung des ZDF-Hauptstadtbüros. Beck hat dann ein Normenkontrollverfahren zur Überprüfung des ZDF-Staatsvertrages angestrengt, das von NRW und Bremen unterstützt wird. Die Länder vertreten die Meinung, dass im ZDF der Grundsatz der Staatsferne nicht ausreichend beachtet ist, weil der Anteil von staatlichen Vertreterinnen und Vertretern zu hoch ist. Das soll nun das Bundesverfassungsgericht klären. Wann – noch unklar. Beim ZDF jedenfalls wirkt seit 2010 Peter Frey als Chefredakteur.