
Jauch-Gastbeitrag:
Erst "Wahl-Depp", dann Opfer: Bild spielt den Fall Di Lorenzo durch
"Bild" schießt sich auf den Europawahl-Faux-Pas von "Zeit"-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo ein. Erst gibt es eins drauf, dann darf Jauch die Wogen glätten.
Bei "Bild" prägt die doppelte Stimmabgabe des "Zeit"-Chefredakteurs Giovanni di Lorenzo bei der Europawahl diese Woche weiterhin die Titelseite. Während Kai Diekmanns Team den Kollegen von der seriösen Wochenzeitung am Dienstag für seinen Faux Pas und sein Geständnis im ARD-Talk von "Günther Jauch" noch an prominenter Stelle einen "Wahl-Deppen" nannte, steht einen Tag später die Opferrolle des Deutsch-Italieners im Vordergrund. Jauch persönlich nimmt den "Zeit"-Chefredakteur am Mittwoch auf der "Bild"-Titelseite in Schutz. In einem Gastbeitrag für das Springer-Boulevard-Blatt schreibt der ARD-Talker, was in der öffentlichen Debatte aus dieser "Petitesse" entstanden sei, habe ihn fassungslos gemacht. Von der Diskussion in seiner Sendung bleibe nun nur hängen, dass di Lorenzo ein krimineller Wahlfälscher sei. "Das ist für mich so absurd, dazu noch gemein und im Namen angeblicher "political correctness" einfach nur daneben", so Jauch in dem Stück.
Erstaunlich, dass sich Jauch in der "Bild" zu Wort meldet. Offenbar war es dem Moderator ein großes Anliegen, das Bild von Giovanni di Lorenzo in der Öffentlichkeit wieder gerade zu rücken. Seinen Gastbeitrag beginnt Jauch mit den Worten: "Giovanni di Lorenzo kenne ich seit über 30 Jahren als ebenso aufrechten Journalisten wie aufrichtigen Menschen." Günther Jauch selbst ist immer wieder von "Bild" ins Visier genommen wurden - unter anderem mit Neiddebatten um sein gebührenfinanziertes Gehalt.
Di Lorenzo hatte in Jauchs Sendung am Sonntag freimütig berichtet, dass er bei der Europawahl zweimal gewählt hat - einmal als italienischer Staatsbürger in einem Wahllokal im italienischen Kulturinstitut Hamburgs und ein zweites Mal als Bundesbürger in einer Grundschule der Hansestadt. Doppelstaatler dürfen nach dem Europawahlgesetz aber nur in einem EU-Land wählen. Di Lorenzo beteuert, das habe er nicht gewusst. Die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt trotzdem wegen des Verdachts der Wahlfälschung. Und "Bild" hat einmal mehr jede Menge Stoff zur Häme …