Sponsoring von Gewinnspielen:
Ende der Gottschalk-Ära: Schleichwerbevorwurf bei "Wetten dass...?"
Schleichwerbevorwürfe gegen "Wetten dass...?": Offenbar soll Dolce Media, die Firma von Thomas und Christoph Gottschalk, zu dessen Amtszeit verbotene Verträge geschlossen haben. Er geht um Millionen.
Schleichwerbevorwürfe gegen "Wetten dass...?". Nach einem Bericht des "Spiegel" soll Dolce Media, die Firma von Thomas und Christoph Gottschalk, zu dessen Amtszeit bei der Show verbotene Verträge geschlossen haben. Es geht um Millionen im Zusammenhang mit Gewinnspielen. Ein ZDF-Sprecher sagt gegenüber dpa, dem Sender lägen keine Erkenntnisse zu Schleichwerbung bei der Präsentation von Gewinnspielpreisen vor. "Einflussnahme von Dritten auf redaktionelle Entscheidungen gab es nicht." Später räumt das ZDF ein: Lediglich in einer Ausgabe im November 2007 - laut "Spiegel" bejubelte Gottschalk den Audi A4 - habe es eine "unübliche und grenzwertige Preispräsentation" gegeben. Nach der Sendung habe der damalige Programmdirektor und heutige ZDF-Intendant Thomas Bellut die Redaktion und Moderator Gottschalk auf die Gewinnspielregeln des Senders hingewiesen.
Aber die Vorwürfe stehen im Raum. Dolce Media habe die Preise für Gewinnspiele organisiert, wie etwa kostenlose Autos, schreibt der "Spiegel". Einige Firmen hätten dann Geld gezahlt, damit ihre Produkte in der Show besonders gut präsentiert würden. Offenbar hätten die Verträge sogar genaue Regieanweisungen enthalten, etwa darüber, wie lange ein Produkt und in welchen Perspektiven es gezeigt würde. Sogar das Wording soll beeinflusst worden sein, heißt es. Offiziell sei es in den Verträgen um Markenrechte an der Show gegangen. Damit hätten die Unternehmen - genannt werden Daimler oder Solarworld - zum Beispiel mit einem Bild aus "Wetten, dass...?" werben dürfen.
Das ZDF kündigte an, die Vorwürfe zu prüfen. Die Preise für Gewinnspiele würden im Rahmen der rechtlichen Bedingungen präsentiert. "Dolce Media war nicht berechtigt, das ZDF gegenüber Dritten zu verpflichten", so der Sprecher gegenüber dpa. Im Sommer 2013 laufe die Beauftragung für Gewinnspiele aus. Daneben habe Dolce Media auch das Logo der Show etwa für Brettspiele und Magazine vermarktet. Eine Vermarktung von Markenrechten und die Akquise von Gewinnspielpreisen aus einer Hand gebe es heute nicht mehr. Laut "Spiegel" sei der Vertrag zwischen Daimler und Dolce Media auf 1,25 Millionen pro Jahr dotiert gewesen.
Die Vorwürfe sind nicht neu. Bereits früher wurde berichtet, es habe Fälle von Schleichwerbung bei "Wetten dass..." gegeben. Vor zwei Jahren hatte die "Bild" gemeldet, dass eine Brauerei Millionenbeträge gezahlt habe, um ihr Logo bei der Wett-Show unterzubringen. Im Visier damals wie heute: Dolce Media, die zu den neuerlichen Vorwürfen noch keine Stellung bezogen hat.
Indes lässt Gottschalk seinen Anwalt Christian Schertz eine Stellungnahme abgeben, die wir hier dokumentieren:
In dem SPIEGEL-Artikel geht es um die Firma seines Bruders, der die Markenrechte des ZDF an "Wetten, dass...?" verwertete. Thomas Gottschalk war weder Vertragspartner der im aktuellen SPIEGEL erwähnten Verträge, noch war er an den Verhandlungen oder Abschlüssen beteiligt. Ihm persönlich ist daher in diesem Zusammenhang auch keinerlei Fehlverhalten vorzuwerfen, so dass es auch keinen Grund gibt, sich konkret hierzu zu äußern. Allerdings hat Herr Gottschalk weder, wie im Artikel behauptet, jemals einen Mercedes zur Verfügung gestellt bekommen, noch hat er jemals privat eines der Audi Modelle genutzt, mit denen er im Artikel abgebildet wird.
Was ihn allerdings schwer trifft, ist der in einem zweiten Artikel im aktuellen SPIEGEL vermittelte Eindruck, er habe aufgrund von Verträgen oder Gewinnstreben den verunglückten Wettkandidaten Samuel Koch in seiner Fahrzeugwahl bei der verhängnisvollen Wette beeinflusst. Herr Gottschalk erklärt hierzu:
"Das Gegenteil ist der Fall: Ich habe bei der Probe am Tag vor der Sendung Samuel eindringlich abgeraten, über eine Limousine zu springen, und ihn mehrfach beschworen, sich mit den kleinen Smarts zufrieden zu geben. Michelle Hunziker hat versucht mich dabei zu unterstützen. Ich wünschte nichts sehnlicher, als dass Samuel damals auf uns gehört hätte."
dpa/aj