Jimmy Maymann:
Ein Jahr Huffington Post: So sieht's aus
Die Hysterie um den Start der Huffington Post in Deutschland ist recht schnell verklungen – weder hat das Online-Portal die deutsche Medienlangschaft revolutioniert, noch haben Journalisten reihenweise ihre Jobs verloren, weil für die Seite kostenlos gebloggt wird. Jetzt wird das Portal bald ein Jahr alt.
Die Hysterie um den Start der Huffington Post in Deutschland ist recht schnell verklungen – weder hat das Online-Portal die deutsche Medienlandschaft revolutioniert, noch haben Journalisten reihenweise ihre Jobs verloren, weil für die Seite kostenlos gebloggt wird. Jetzt wird das Portal bald ein Jahr alt (gestartet ist es am 10.10.2013).
Jimmy Maymann, CEO der Huffington Post, hat für die internationalen Ableger das Ziel ausgegeben, nach zwei bis drei Jahren den Break Even zu erreichen. Halbzeit für Deutschland also? Maymann bleibt vage: "Die Huffington Post Deutschland ist unser jüngstes Kind und Kinder müssen nun mal erst krabbeln, bevor sie laufen lernen." In Kanada, Großbritannien und Spanien haben es die Regionalausgaben geschafft, innerhalb des vorgegebenen Zeitraumes profitabel zu werden. Zu Italien, wo die Huffington Post seit September 2012 auf dem Markt ist, will Maymann nichts sagen.
Beim Traffic hat es die Huffington Post Deutschland laut Agof geschafft, nach einem Jahr über zwei Millionen Unique User im Monat zu erreichen. Bis in die Top-5 ist es zwar noch ein langer Weg – noch so ein ehrgeiziges Ziel – aber das Team arbeitet inzwischen deutlich mehr "huffposty", wie Maymann es nennt. Das bedeutet vor allem den Einsatz von Technik und das Streuen von Inhalten: "Bei traditionellen Medien beschäftigt man sich mit einem Artikel so lange, bis er fertig ist. Bei der HuffPo geht die Arbeit dann erst los", erklärt Maymann. Denn dann starten die Headline-Tests, dann werden die Storys im Social Web gepostet. Die Redakteure sollen sich viel länger mit ihren Artikel beschäftigen, auch wenn sie schon veröffentlicht sind.
Doch die HuffPost muss in Deutschland auch weiter an ihren Inhalten arbeiten. Von Pulitzer-Preiswürdigem Journalismus wie in den USA ist die deutsche Ausgabe noch entfernt. Aber während in den USA rund 500 Journalisten in der Redaktion sitzen (insgesamt arbeiten 850 Mitarbeiter in den USA), sind es hier auch nur 15 Journalisten. Trotzdem sollen auch in Deutschland die Inhalte in Zukunft mehr in die Tiefe gehen und gleichzeitig ein breiteres Spektrum abdecken. Das ist jedenfalls das Ziel.
In der Vermarktung setzt die HuffPost stark auf Native Advertising. Zahlen zu Deutschland gibt das Unternehmen zwar nicht heraus, aber der Blick in die USA zeigt zumindest, wohin die Reise geht. Ein eigenes Content-Studio macht dort den Agenturen Konkurrenz, indem es an Content-Marketing-Formaten für Marken arbeitet. Auf die Trennung zur Redaktion wird dabei zwar geachtet, aber auch hier arbeiten Journalisten an den Kampagnen. Vor allem geht es um Branding-Kampagnen. Schon jetzt machen alle Formen von Native Advertising, Branded Content und Social Kampagnen rund 30 Prozent des Umsatzes in den USA aus. Dazu kommt noch die Bewegtbild-Vermarktung, die gerade noch ausgebaut wird, hier wachsen die Umsätze derzeit um 50 Prozent pro Jahr, so Maymann.