Dommermuth lässt Smartpad-Angebot auslaufen
Bei United Internet läuft das Geschäft eigentlich rund. Doch das Smartpad, das Konzernchef Ralph Dommermuth gerade erst auf den Markt gebracht hatte, schreibt UI schon wieder ab. W&V-Korrespondent Raoul Fischer berichtet.
Bei United Internet läuft das Geschäft eigentlich rund. Doch das Smartpad, das Konzernchef Ralph Dommermuth gerade erst auf den Markt gebracht hatte, schreibt UI schon wieder ab. W&V-Korrespondent Raoul Fischer berichtet.
Die United Internet AG sieht sich auf Wachstumskurs. Bei der Halbjahresbilanz in Frankfurt präsentierte Vorstandschef Ralph Dommermuth gute Zahlen für das erste Halbjahr: So stieg der Umsatz im Vergleich zum 1. Halbjahr 2009 um 14,1 Prozent auf 930 Millionen Euro, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) verbesserte sich auf 182 Millionen Euro (plus 4,8 Prozent). Für das Gesamtjahr hält Dommermuth einen Gesamtumsatz von 1,9 Milliarden Euro und damit ein Umsatzplus von 15 Prozent für möglich.
Dabei setzt Dommermuth vor allem auf die Fortsetzung der DSL-Qualitätsoffensive, das erste Angebot für Glasfaser-Netz-Anschlüsse, die United Internet (UI) mit lokalen Betreibern bereitstellen will, sowie die kraftvolle Vermarktung der Mobile-Internet-Produkte und von Anwendungen wie der Do-it-your-self-Homepage. Für letztere soll es eine TV-Kampagne in Deutschland und den USA geben. Desweiteren steigt UI in das Geschäft mit Brief-Mail (De-Mail) ein und erhofft sich einiges von dem Geschäft in Polen, das soeben gestartet ist.
Einziger Wermuthstropfen in der Bilanz: Die relativ hohen Abschreibungen für den Kauf der Freenet-Kunden sowie Investitionen im Anwendungsbereich drücken das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) um 3,7 Prozent auf 14,2 Millionen Euro. Dass sich die Investitionen für das Unternehmen lohnen, zeigen die Zahlen im Kunden-Bereich: Insgesamt stieg die Zahl der Kundenverträge um 5,7 Prozent auf 9,44 Millionen. Treiber waren die DSL-Komplett-Pakete sowie neue Angebote im Bereich „Digitales Unternehmen“ sowie Mobile Internet.
Insgesamt sieht Dommermuth eine Tendenz zum mobilen Bereich. Seit Juli bietet United Internet gemeinsam mit Vodafone Mobil-Funk-Flatrates an. Während er zu Marge und Gewinn noch keine Aussagen treffen wollte, zeigte sich der UI-Vorstand mit der Entwicklung der Kundenzahlen zufrieden: Der August sei schon wesentlich besser ausgefallen als der Juli, wo man ungefähr 15.000 Anschlüsse in diesem Bereich verkauft habe.
Das Smartpad, das United Internet erst im Juli auf den Markt gebracht hatte, schreibt das Unternehmen dagegen schon wieder ab: Die letzten sollen im September ausgeliefert werden, dann läuft das Tablet aus. Man habe mit einer Vorlaufszeit von über einem Jahr 25.000 Stück in Asien bestellt, um sie neuen DSL-Kunden als Incentive anzubieten. Inzwischen seien andere Geräte besser verfügbar, ein teureres Gerät rechne sich aber nicht, um es kostenlos dazuzustellen, so Dommermuth. Für das Smartpad mussten UI-Bestandskunden 299 Euro bezahlen. Das Zukunftsgeschäft mit Applikationen wolle man sich hingegen nicht entgehen lassen – schließlich passe das zum Kerngeschäft von United Internet.
Während Analysten bei den DSL-Anschlüsse vor allem die Markt-Konsolidierung sehen, schätzt Dommermuth auch diesen Bereich für UI durchaus positiv ein. Während die Zahl der Neu-Kunden in diesem Bereich over all im ersten Halbjahr 2010 noch stagniert hat, sieht er hier durchaus Wachstumsmöglichkeiten – vor allem im Bereich der Komplett-Angebote. „Wachstum im Access-Bereich – in welchem Netz ist Egal“, so Dommermuth. Weil man nur Zugänge anbiete, sei man unabhängig von der Frage, ob eine Netz-Infrastruktur ausgelastet werden müsse. „Die Wertschöpfung funktioniert, egal auf welchem Netz“, so Dommermuth. Entscheiden ist die Kundenzufriedenheit. Hier verbesserte sich das Unternehmen laut der eigenen monatlich durchgeführten Befragung in der Kundenzufriedenheit nach Schulnoten von 2,7 auf 2,4. Dabei greift laut Dommermuth die DSL-Qualitätsoffensive durch verbesserte Prozesse, eine kostenfreie Hotline sowie schneller Entstörung. Die soll im zweiten Halbjahr fortgesetzt werden.
Ein weiteres wichtiges neues Geschäftsfeld ist für United Internet der Bereich De-Mail. Das so genannte Bürgerportalgesetz soll Ende des Jahres einen sicheren und rechtverbindlichen Austausch elektronischer Dokumente zwischen Behörden, Unternehmen und Privatpersonen ermöglichen. Dafür stellen sich auch die Montabaurer auf. Seit dem Start am 6. Juli 2010 verzeichnet UI bereit 270.00 Vorregistrierungen für De-Mail-Adressen bei GMX und Web.de. Im Gegensatz zu der geschlossenen Nutzergruppe des E-Post-Briefes sieht Dommermuth hier Potenzial. Er tendiere dazu, das Produkt für Konsumenten kostenlos anzubieten, um eine entsprechende Verbreitung aufzubauen, und nur von professionellen Versendern eine Handling-Gebühr zu nehmen, kündigt er an. Im so genannten Hybridbrief, bei dem aus einem E-Mail-Postfach heraus ein Mail als Brief zugestellt wird, und der heute schon bei UI 54 Cent kostet, sieht Dommermuth keine großen Wachstumsmöglichkeiten.