Insgesamt sieht Dommermuth eine Tendenz zum mobilen Bereich. Seit Juli bietet United Internet gemeinsam mit Vodafone Mobil-Funk-Flatrates an. Während er zu Marge und Gewinn noch keine Aussagen treffen wollte, zeigte sich der UI-Vorstand mit der Entwicklung der Kundenzahlen zufrieden: Der August sei schon wesentlich besser ausgefallen als der Juli, wo man ungefähr 15.000 Anschlüsse in diesem Bereich verkauft habe.

Das Smartpad, das United Internet erst im Juli auf den Markt gebracht hatte, schreibt das Unternehmen dagegen schon wieder ab: Die letzten sollen im September ausgeliefert werden, dann läuft das Tablet aus. Man habe mit einer Vorlaufszeit von über einem Jahr 25.000 Stück in Asien bestellt, um sie neuen DSL-Kunden als Incentive anzubieten. Inzwischen seien andere Geräte besser verfügbar, ein teureres Gerät rechne sich aber nicht, um es kostenlos dazuzustellen, so Dommermuth. Für das Smartpad mussten UI-Bestandskunden 299 Euro bezahlen. Das Zukunftsgeschäft mit Applikationen wolle man sich hingegen nicht entgehen lassen – schließlich passe das zum Kerngeschäft von United Internet.

Während Analysten bei den DSL-Anschlüsse vor allem die Markt-Konsolidierung sehen, schätzt Dommermuth auch diesen Bereich für UI durchaus positiv ein. Während die Zahl der Neu-Kunden in diesem Bereich over all im ersten Halbjahr 2010 noch stagniert hat, sieht er hier durchaus Wachstumsmöglichkeiten – vor allem im Bereich der Komplett-Angebote. „Wachstum im Access-Bereich – in welchem Netz ist Egal“, so Dommermuth. Weil man nur Zugänge anbiete, sei man unabhängig von der Frage, ob eine Netz-Infrastruktur ausgelastet werden müsse. „Die Wertschöpfung funktioniert, egal auf welchem Netz“, so Dommermuth. Entscheiden ist die Kundenzufriedenheit. Hier verbesserte sich das Unternehmen laut der eigenen monatlich durchgeführten Befragung in der Kundenzufriedenheit nach Schulnoten von 2,7 auf 2,4. Dabei greift laut Dommermuth die DSL-Qualitätsoffensive durch verbesserte Prozesse, eine kostenfreie Hotline sowie schneller Entstörung. Die soll im zweiten Halbjahr fortgesetzt werden.

Ein weiteres wichtiges neues Geschäftsfeld ist für United Internet der Bereich De-Mail. Das so genannte Bürgerportalgesetz soll Ende des Jahres einen sicheren und rechtverbindlichen Austausch elektronischer Dokumente zwischen Behörden, Unternehmen und Privatpersonen ermöglichen. Dafür stellen sich auch die Montabaurer auf. Seit dem Start am 6. Juli 2010 verzeichnet UI bereit 270.00 Vorregistrierungen für De-Mail-Adressen bei GMX und Web.de. Im Gegensatz zu der geschlossenen Nutzergruppe des E-Post-Briefes sieht Dommermuth hier Potenzial. Er tendiere dazu, das Produkt für Konsumenten kostenlos anzubieten, um eine entsprechende Verbreitung aufzubauen, und nur von professionellen Versendern eine Handling-Gebühr zu nehmen, kündigt er an. Im so genannten Hybridbrief, bei dem aus einem E-Mail-Postfach heraus ein Mail als Brief zugestellt wird, und der heute schon bei UI 54 Cent kostet, sieht Dommermuth keine großen Wachstumsmöglichkeiten.


Autor: Raoul Fischer

Raoul Fischer ist Autor der W&V und in Frankfurt am Main beheimatet. Der Fachjournalist beobachtet die Entwicklungen im digitalen Markt und schreibt für W&V auch Beiträge zum Thema Employer Branding.