Öffentlicher Rundfunk:
Diskussion über neues Finanzierungsmodell für die BBC
Ein marktliberaler Thinktank und einige konservative Politiker plädieren dafür, die Rundfunkgebühr durch ein Opt-in-System ähnlich einem Netflix-Abo zu ersetzen.
In Großbritannien hat eine Diskussion über die künftige Finanzierung der BBC begonnen. Teile der Konservativen Partei würden es gern sehen, wenn die derzeitige Gebührenfinanzierung durch eine Opt-in-Version ähnlich einem Netflix-Abonnement ersetzt würde.
Auf einen entsprechenden Vorschlag des Tory-Abgeordneten Julian Knight im Parlamentsausschuss für Digital, Kultur, Medien und Sport antwortete laut Guardian die konservative Kulturministerin Nicky Morgan, dass sie einer solchen Idee gegenüber "aufgeschlossen" sei.
Bisher habe sie allerdings noch keine belastbaren Zahlen gesehen, so Morgan weiter, wie sich ein Abonnements-System auf das Budget der BBC auswirken würde. Die Idee zu einer Umstellung der BBC-Finanzierung auf ein derartiges Opt-in-Verfahren war vor Kurzem vom marktliberalen Thinktank Institute for Economic Affairs lanciert worden.
Das Ministerium stellte später allerdings auch klar, dass eine Umstellung der BBC-Finanzierung derzeit keine Priorität habe. Die konservative Regierung habe sich dazu bekannt, dass das bestehende Finanzierungsverfahren bis zum Auflauf der laufenden Royal Charter der BBC beibehalten werde.
Die Royal Charter ist die rechtliche Grundlage der BBC, in der unter anderem ihr Programmauftrag sowie die Finanzierung geregelt sind. Sie wurde letztmalig zum 1. Januar 2017 erneuert und hat eine Laufzeit von elf Jahren bis zum 31. Dezember 2027.
BBC macht sich fit für die Zukunft
Die derzeitige Rundfunkgebühr beträgt in Großbritannien 154,50 Pfund pro Jahr, umgerechnet knapp 180 Euro. Zum Vergleich: Der Rundfunkbeitrag für die öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland liegt bei jährlich 210 Euro.
Dass die Diskussion um ein neues Finanzierungsmodell für die BBC gerade jetzt aufflammt, ist nicht weiter verwunderlich. Denn die Rundfunkanstalt ist derzeit dabei, sich für das sich rapide ändernde Mediennutzungsverhalten der Konsumenten fit zu machen – und setzt dabei vor allem auf ihre Onlinemediathek BBC iPlayer.
Anfang des Jahres hatte die BBC bei der britischen Medienaufsichtsbehörde Ofcom einen Plan eingereicht, wie die Mediathek "neu erfunden" werden könnte – nämlich weitgehend nach dem Vorbild von konkurrierenden Videostreamdiensten wie Netflix und Amazon Prime Video.
Ein "wegweisender Moment" für die BBC
Unter anderem sollen die Nutzer künftig zwölf Monate lang auf Filme und Serien zugreifen dürfen, bei einzelnen Titeln sogar noch darüber hinaus. Bislang gilt eine maximale Zeitspanne von 30 Tagen nach der Ausstrahlung im klassischen Fernsehen. Kindersendungen sollen zudem fünf Jahre lang in der Mediathek zur Verfügung stehen. Für alle diese Maßnahmen hat die Ofcom Anfang August grünes Licht gegeben.
"Für BBC Television ist dies ein wegweisender Moment", sagte Charlotte Moore, Director of Content der BBC, zu der Entscheidung der Medienkontrolleure. "Sie bedeutet, dass wir den iPlayer erstmals zum Zentrum dessen machen, was wir tun. Der iPlayer wird zum Einfallstor zu allen unseren Programmen – eine 'Total TV'-Erfahrung, die alles das, was man sich von BBC Television wünscht, an einen einzigen Ort zusammenbringt."
Einen Termin für den iPlayer-Relaunch nannte die BBC aber bislang noch nicht.