Axel Springer:
Digitale schlanke "Bild": Diekmanns Lehren aus dem Silicon Valley
Wenn Kai Diekmann in Kürze wieder an die Spitze der "Bild" zurückkehrt, wird er wohl die Redaktion umkrempeln und neue Arbeitsweisen einführen.
Kai Diekmann is back: In Kürze hat Springers "Bild" seinen Chefredakteur zurück, der für den Verlag in den USA weilte. Was er an Lehren aus neun Monaten im Silicon Valley mitbringt, lässt er jetzt im "Handelsblatt" durchsickern: "Bild" soll für das neue Zeitalter richtig fit gemacht werden, er plant in Berlin eine "Revolution", die Marke muss auf dem Smartphone "funktionieren". "Bild" müsse wieder dahin, "wo unser Publikum ist: auf die digitalen Plattformen, vor allem auf die mobilen Endgeräte". Das neue Motto: "Erfolgreicher Journalismus hängt nicht am Papier."
Was bedeutet es für das Team, wenn Diekmann im Interview ankündigt, die "digitale Transformation noch viel entschiedener vorantreiben" zu wollen? Bei "Bild" will er die "gesamten Arbeitsabläufe ändern", alle bisherigen "journalistischen Herangehensweisen, Konzepte, Überzeugungen und Vorstellungen" überprüfen, wie er dem "Handelsblatt" sagt. Exklusivität beispielsweise bestehe künftig nicht mehr in der Nachricht, sondern darin "eine Geschichte auf unverwechselbare Art zu erzählen". Die klassische Ressortaufteilung stehe in Frage, Arbeitsabläufe sollten sich der Geschichte anpassen. Kai Diekmann schweben Geschichten-"Owner" vor, Redakteure, die sich Teams zusammenstellen und eine Story die kommenden zwei bis drei Tage betreuen. Fest steht: Er will stärker Leute haben, "die in sozialen Netzen und die Marke dort glaubhaft präsentieren". Es geht Diekmann auch stärker als bisher um "visuelle Kompetenz" in Bildern, die ins Netz übertragen werden soll.
Umbauten wird es geben – räumt Diekmann ein, der einige neue Rezepte für digitale Konzepte bei Springer aufzählt, wie das Leserreporter-Programm 1414 in Form einer App oder ein "Abo-Modell" für Online, "ein sehr flexibles". Es soll in Kürze präsentiert werden. Die vom "Spiegel" zuletzt genannte Zahl von 200 Stellen, die bei "Bild" wegfallen könnten, weist der Journalist als "schlicht falsch" zurück. Doch beim Personal "umbauen" möchte er schon. Argument: "Wo kein Wachstum ist, muss ich Strukturen anpassen, um in Bereiche investieren zu können, wo ich Wachstum erwarte." Diekmanns Aufenthalt in Palo Alto soll im Haus Schule machen; auch andere Mitarbeiter sollen auf "Zeitreise" ins Silicon Valley gehen.
Mag sein, dass Diekmann mit Aussagen wie "diskutieren intensiv, wie wir die Einführung von Paid Content meistern können" das Rad nicht neu erfindet. Unter Druck dürfte der "Bild"-Chef auf jeden Fall stehen. Die Printauflage sinkt kontinuierlich, Erlöse aus dem Web-Auftritt außer den Werbeumsätzen sollten her. Zudem hat sein oberster Herr, Springer-Chef Mathias Döpfner, die digitale Marschrichtung für das ganze Haus ausgegeben, dafür Mittel in zweistelliger Millionenhöhe für 2013 zur Verfügung gestellt und sogar eine neue Zentrale in Berlin für das Digitalgeschäft angeschoben.