
Kommentar:
Dietmar Hopp ist der falsche Feind!
Der SAP-Mitgründer Dietmar Hopp wird persönlich beleidigt und als Zielscheibe dargestellt. Das Gegenteil wäre auch denkbar: Hopp als beliebter Wohltäter. Die Kommunikation läuft komplett schief.

Foto: imago-images-MIS
Menschen lieben Schubladen. Auch wenn es um Menschen geht. Betrachten wir den Milliardär Dietmar Hopp und machen eine Schublade auf:
Dietmar Hopp ist ein Mäzen. Das ist ein Mensch, der öffentliche Einrichtungen finanziell unterstützt, ohne eine direkte Gegenleistung zu verlangen. Hopp hat bis dato 800 Millionen Euro gestiftet, zwei Drittel seines Privatvermögens. Und zwar nicht für irgendwelchen Kunstkram, sondern für Sportvereine, Altenheime und Krankenhäuser. Einrichtungen, die der Allgemeinheit dienen. Außerdem unterstützt er die Krebsforschung. Fast anderthalb Milliarden Euro hat Hopp für junge deutsche Biotechnologie-Unternehmen bereitgestellt, ohne bisher dafür einen Return on Invest bekommen zu haben. Der zweifache Familienvater und Anhänger der Freitagsdemonstrationen gegen den Klimawandel hat zudem die Klimastiftung für Bürger gegründet.
Die andere Schublade
Dietmar Hopp ist als Mäzen auch in verschiedenen Sportarten aktiv. Der gebürtige Heidelberger unterstützt seit vielen Jahren seinen Fußballverein, die TSG 1899 Hoffenheim. Rund 350 Millionen Euro hat er in die TSG investiert und dem Club damit in die Top Ten der ersten Bundesliga geholfen. Als Hopp vor fünf Jahren die Mehrheit bei Hoffenheim übernahm, machte die Deutsche Fußball Liga eine Ausnahme. Eigentlich sieht die 50+1-Regel eine Stimmenmehrheit beim Mutterverein vor. Auch das Präsidium des DFB drückte ein Auge zu.
Das Geld korrumpiert den Fußball. Aktuelles Beispiel ist Manchester City. Das Team des Trainers Pep Guardiola darf in den kommenden beiden Jahren nicht an der Champions League teilnehmen. Grund: Verstoß gegen das Financial Fairplay. Haupteigner von ManCity ist Zayed Al Nahyan, Halbbruder des Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate. Die Liste der Multimilliardäre, die sich Fußballvereine gekauft haben, ließe sich fortsetzen. Zum Beispiel mit dem russisch-israelischen Oligarchen Roman Abramowitsch und seinem FC Chelsea London.
Flucht ins Ausland
Fußball ist ein Geschäft. Und Fußball ist Liebe. Wer nicht versteht, was Fußball mit Romantik zu tun hat, tauche mal in die Fan-Welt des FC St. Pauli ein. Mittlerweile pendeln Engländer zu Bundesligaspielen nach Deutschland, weil sie keinen Bock mehr haben auf die geldverseuchte Hochglanzwelt ihrer Premier League.
Ist der Vergleich zwischen Dietmar Hopp und einem Scheich gerecht? Hopp unterstützt den Verein seiner Heimat. Der Scheich und der Oligarch erweitern ihre Portfolios. Aber egal, ob der jeweilige Investor aus der Heimat oder von irgendwo her aus der Welt kommt: Es sind die Funktionäre, die den internationalen Finanzwettlauf zulassen.
Falsches Ziel
Die Fans, die Dietmar Hopp beleidigen, haben sich nicht nur im Ton vergriffen. Sie haben sich auch ein falsches Ziel gesucht.
Kleine Anekdote: FC Bayern-Ultras haben Dietmar Hopp als "Hurensohn" bezeichnet. Hopp wird in Schutz genommen von Karl-Heinz-Rummenigge. Der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München spricht vom "hässlichen Gesicht des Fußballs" und bezeichnet Hopp als "ganz feinen Ehrenmann". Ausgerechnet der Rummenigge, der 2013 vom Münchner Zoll erwischt worden war, weil er zwei Rolex-Uhren im Wert von rund 100.000 Euro nicht deklariert hatte. Die Uhren waren ein Geschenk seines Gastgebers aus Katar gewesen.