
Die größten Dialog-Agenturen
2009 brachte vielen Dialogmarketing-Agenturen einen spürbaren Umsatzeinbruch. Aber jetzt soll es wieder aufwärtsgehen. Das W&V-Ranking der Top-15-Agenturen zum Download.
Beate Langschmidt gibt sich keinen Illusionen hin. Das Modell ihrer Agentur Peter Reincke Dialog ist nur bedingt zukunftsfähig. 1989 war die Aschaffenburger Agentur gegründet worden. Schwerpunkt: Versandhandel. Das Geschäft lief gut. Doch diese Branche hat in den vergangenen Jahren kräftig gelitten. Kataloge werden – wenn überhaupt noch – mit geringeren Umfängen und reduzierten Frequenzen in den Markt gegeben. Rückläufig auch die klassischen Mailings. Wenn dann noch ein großer Kunde die Sparrunde einläutet, bricht der Umsatz vollends ein. Bei Peter Reincke um 25 Prozent. Die Agentur ist im aktuellen Ranking der größten Dialogmarketing-Agenturen nicht mehr gelistet.
Das Jahr 2009 war kein Zuckerschlecken für die Zunft. Viele Agenturen, auch große wie wob in Viernheim, fuhren sattes Minus ein. Der Markt der 14 größten Teilnehmer (bei Defacto X fehlen Vergleichszahlen) schrumpfte um gut 4,5 Millionen Euro. Erwirtschafteten die Spezialisten 2008 noch 116 Millionen Euro, so waren es im Jahr darauf etwa vier Prozent weniger. So das aktuelle Ranking, bei dem Agenturen berücksichtigt wurden, die mindestens 30 Prozent ihres Gesamtumsatzes mit Dialogmaßnahmen erzielen.
Die Folgen der Wirtschaftskrise schlugen je nach Kundenportfolio mal mehr, mal weniger stark durch. So berichtet Frank Merkel, Vorstand bei der B-to-B-Agentur wob in Viernheim, dass von einem auf den anderen Tag Etats um 80 Prozent gekürzt oder ganz eingefroren wurden. Obgleich die Agentur so gut wie keine Kundenverluste hatte, brach der Umsatz um 30 Prozent ein. Das „Ausnahmejahr“, wie Merkel es formuliert, führte auch dazu, dass mancher Marktteilnehmer diesmal keine Zahlen melden wollte. Andere hingegen verstehen sich nicht mehr als Dialogagentur oder wollen eigenen Worten zufolge bestehenden wie potenziellen Kunden keinen Einblick in die eigene Finanzsituation gewähren – auch wenn sie gut ist.
An der Spitze des aktuellen Rankings: die GKK Dialog-Group aus Frankfurt, gefolgt vom Vorjahressieger Defacto X in Erlangen. Die Franken haben diesmal – anders als GKK – die Umsätze aus dem Call-Center-Bereich rausgerechnet, um „ein realistischeres Bild zu haben“, so Geschäftsführer Jan Möllendorf .
Bei nahezu allen Teilnehmern des Rankings ist der Digital-Anteil gewachsen. Allerdings konnten – wie bei der Nummer drei Pepper – damit nicht immer die Etatkürzungen und -verluste kompensiert werden. Dennoch, sagen alle Agenturchefs, liegt in der digitalen Kommunikation das größte Potenzial für die Zukunft. Auch, wenn es um Social Media geht. „Während Unternehmen die herkömmlichen Kommunikationsinstrumente verstärkt zur messbaren Interessensgewinnung und Kundenbindung einsetzen werden, bieten Social-Media-Kanäle Dialogkommunikation und -monitoring in nahezu Echtzeit mit bisher noch weitestgehend ungenutzten Potenzialen“, glaubt beispielsweise Martin Ehrenhuber von Chromedia Dialogmarketing in München. Vor allem, wenn es um die Verbindung von E-Commerce und Social Media geht.
Wie wird 2010? Zumindest besser, sagen die Agenturchefs. So soll der Markt um 5,6 Prozent wachsen. Wenn es um das eigene Haus geht, sieht es noch besser aus. Dann erwarten die Dialogwerber ein durchschnittliches Plus von mehr als sieben Prozent.
Weitere Hintergründe und Stimmen aus der Branche gibt es in der aktuellen Werben & Verkaufen (EVT 05.08.2010).