Nein, geht nicht. Geht nicht, weil gibt's nicht. Bei Ikea gibt es keine Glasschublade mehr, kein Ausziehbrett und, besonders unglaublich: keine Kleiderstange. Da verkauft Ikea im Schrankwesen nur ein einziges Modell in zig Varianten. Egal, wie das beschränkte Monster am Ende aussieht, es hat so gut wie immer eine Kleiderstange zu haben. Das ist Ikea egal, kaufe den Korpus und schweige!

Jetzt beginnt bei Ikea die Customer Journey. Nicht, wie bei anderen Marken, vor dem Kauf, sondern nach dem Kauf. Online lässt sich ja nach jeder Schraube, die in einem Ikea-Irrgarten versteckt ist, fahnden. Und so finden sich im Süden Deutschlands alle noch fehlenden Utensilien meines Pax-Schrankes: Die Kleiderstange in Ottobrunn, das Brett in Augsburg und die Schublade in Walldorf. Zwei Tage später ein anderes Bild: Die Kleiderstange gibt es in Augsburg, die Schublade in Eching, das Brett in Ludwigsburg. Nein, Fehler, in Ludwigsburg gibt es alles nicht. "Nichts ist alles" wäre der geniale Ikea-Slogan.

24 Euro für die Lieferung einer Klobürste

Ich möchte die Ware online ordern. Sie kommt auf exakt 199,50 Euro. Lieferkosten: 25 Euro. Dann nehme ich spontan noch eine Klobürste in den Warenkorb, Modell Bolmen, für 99 Cent. Damit steigt die Liefergebühr auf 49 Euro. Das sind 24 Euro für die Lieferung einer Klobürste! Also doch keine Klobürste.

Gehen wir auf das Angebot Click & Collect. Hier kann man die Kleiderstange und Bretter für ein Ikea-Haus zusammentragen lassen. Das kann mehr als zehn Tage dauern, verrät die Site und verlangt sofortiges Zahlen und 15 Euro extra. Dann gehe ich doch lieber auf Deutschlandreise. Heute gäbe es die Kleiderstange in Berlin-Waltersdorf, das Brett in Kaarst und die Schublade in Wetzlar. Geht doch!

Von Januar bis September gab Ikea mehr als 110 Mio. Euro für Werbemaßnahmen aus.


Autor: Jochen Kalka

ist jok. Und schon so lange Chefredakteur, dass er über fast jede Persönlichkeit der Branche eine Geschichte erzählen könnte. So drängt es ihn, stets selbst zu schreiben. Auf allen Kanälen.