Drosten & Co.:
Die Corona-Experten im Social-Media-Check
In Nullkommanichts ist Virologe Christian Drosten zum deutschen Social-Media-Star aufgestiegen. Im internationalen Vergleich laufen ihm und seinen deutschen Kollegen andere den Rang ab.
Statt Influencern geben nun in Social Media Virologen, Epidemiologen und andere Wissenschaftler den Ton an. Hierzulande steht Christian Drosten an vorderster Front. Durch eine Auseinandersetzung mit der Bild-Zeitung nahm seine Bekanntheit gerade in den letzten Tagen noch zu.
Welche Virologen und Gesundheitsminister aktuell die meisten Fans und Follower in sozialen Netzwerken haben, analysierten Studierende der Berlin School of Business and Innovation. Dafür ermittelten sie die führenden Mediziner und Gesundheitsminister in 20 der am stärksten von Covid-19 betroffenen Länder und untersuchten ihre Social-Media-Präsenz auf Instagram, Twitter, Facebook und YouTube.
Mit Abstand am beliebtesten ist der türkische Gesundheitsminister Fahrettin Koca mit über fünf Millionen Followern. Der indische Gesundheitsminister Harsh Vardhan erfreut sich ebenfalls großer Beliebtheit im Netz (über zwei Millionen Follower). Mit rund einer Million Abonnenten landet der mexikanische Regierungsberater Hugo López-Gatell, auf dem dritten Platz des Rankings. Deutschlands Gesundheitsexperte Jens Spahn erreicht mit über 155.000 Fans den achten Platz.
Der Twitter-Star unter den medizinischen Beratern in der Coronakrise ist der für seine kontroversen Thesen bekannte Didier Raoult mit über 540.000 Fans. Für die Tweets des deutschen Virologen Christian Drosten interessieren sich über 360.000 Abonnenten. Auch der italienische Mediziner Roberto Burioni führt einen erfolgreichen Twitter-Kanal mit über 245.000 Fans.
Auf Instagram hat der türkische Gesundheitsminister Fahrettin Koca wieder die Nase weit vorn: Seine über neun Millionen Follower bilden plattformübergreifend den Höchstwert der Analyse. Hugo López-Gatell belegt mit rund 193.000 den zweiten Rang. Rund 84.000 Abonnenten befördern den deutschen Gesundheitsminister Jens Spahn auf den dritten Platz der Untersuchung.
Im Gegensatz zu den Ministern sind die untersuchten Virologen auf Instagram kaum vertreten. Neben Hendrik Streeck (über 13.000 Follower) und dem italienischen Corona-Experten Roberto Burioni (über 800 Abos) führen Jaap van Dissel (67 Follower) aus den Niederlanden und der französische Arzt Didier Raoult (59 Follower) ein Instagram-Profil.
Anthony Fauci, Gegenspieler von US-Präsident Trump, hat zwar keine eigene Social-Media-Präsenz, ist aber durch das NIAID-Institut, das er leitet, gut vernetzt - und auch mit Promis wie Julia Roberts im Gespräch (siehe Bild oben).
Facebook und YouTube
Neben Twitter und Instagram ist der indische Gesundheitsminister Harsh Vardhan auch auf Facebook beliebt: Über eine Million Abonnenten verfolgen dort die Aktivitäten des Politikers. Unter den Virologen erfreut sich Facebook keiner großen Beliebtheit, dort sind lediglich Roberto Burioni (725.000 Fans) und Hendrik Streeck (über 24.000 Fans) stark präsent.
Die Videoplattform YouTube scheint für die untersuchten Gesundheitsexperten neu zu sein, dabei hat Indiens Minister Harsh Vardhan (über 4.000 Abos) den größten Kanal. Auch die Virologen sind hier wenig vertreten, beliebt ist jedoch Roberto Burionis Seite “Medical Facts” mit über 28.000 Abonnenten. Das National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) kommt auf mehr als 6.500 Abonnenten.
Die deutschen Corona-Berater im Check
Insgesamt favorisieren die deutschen Virologen und Mediziner eindeutig Twitter: Neben Christian Drosten haben Alexander Kekulé (knapp 65.000 Abos) und Hendrik Streeck (über 40.000 Abos) die größten Reichweiten. Letztere sind auch als einzige bei Facebook vertreten (Streeck: über 24.000 Abos, Kekulé: 3.055 Abos). Hendrik Streeck kommuniziert außerdem mit über 13.600 Fans auf Instagram. Die führenden Virologinnen Marylyn Addo und Melanie Brinkmann nutzen ausschließlich Twitter (Addo: 382 Abos, Brinkmann: 244 Abos).
Alexander Zeitelhack, stellvertretender Dekan der BSBI, kommentiert:"Fast über Nacht wurden Virologen und Epidemiologen zu regelrechten Stars und erhalten nun täglich große mediale Aufmerksamkeit. Den Gesundheitsministern galt diese Aufmerksamkeit zwar bereits vor der Pandemie, jedoch bestimmen ihre öffentlichen Entscheidungen und Handlungen nun unmittelbar unseren Alltag. Unsere Analyse zeigt: Die deutschen Vertreter nutzen zwar soziale Netzwerke, die Nase vorn haben aber andere."