Großbritannien:
Die BBC baut weitere Arbeitsplätze ab
Auch bei den Lokalprogrammen der britischen Rundfunkanstalt werden 450 Stellen gestrichen. Zugleich ist eine Modernisierung geplant, bei der die Digitalangebote in den Fokus rücken sollen.
Nachdem die BBC bereits Anfang des Jahres angekündigt hatte, bis 2022 in ihrer Nachrichtensparte BBC News 450 Arbeitsplätze abzubauen, sollen nun bei den Lokalprogrammen ebenfalls 450 Stellen gestrichen werden. Mit diesem Schritt will die britische Rundfunkanstalt bis Ende März 2022 rund 25 Millionen Pfund (27,7 Mio. Euro) einsparen.
Insgesamt arbeiten rund 3000 Mitarbeiter für die englischen TV- und Hörfunk-Lokalprogramme. Mit dem jetzt beschlossenen Kostensenkungsmaßnahmen geht damit fast jeder sechste Arbeitsplatz verloren. Erst vor wenigen Wochen war bekannt geworden, dass auch in den BBC-Büros in Schottland, Wales und Nordirland rund 150 Arbeitsplätze abgebaut werden.
Geplant sind allerdings gleichzeitig Investitionen in neue Technologien sowie eine Modernisierung der lokalen Nachrichtenstudios, heißt es in einer offiziellen Mitteilung der Rundfunkanstalt. So sollen beispielsweise die lokalen TV- und Online-Teams fusioniert werden.
"Wir leben im Zeitalter lokaler Facebook-Gruppen und Nachbarschafts-Chats via Whatsapp", erklärte Helen Thomas, Director of BBC England, zu den geplanten Veränderungen. "Wir müssen flexibler dabei werden, wie wir darauf eingehen, wie die Menschen ihr Leben leben, wie sie Nachrichten rezipieren und welche Inhalte sie wünschen." Deshalb werde die BBC ihre lokalen Angebote in England modernisieren und dabei die Digitalangebote ins Zentrum aller Aktivitäten rücken, so Thomas weiter.
Corona führt zu neuer Finanzierungslücke
Die massiven Sparmaßnahmen bei der BBC sind Teil eines Finanzierungsdeals, den Tony Hall, der scheidende Director General der Rundfunkanstalt, im Jahr 2015 mit der damaligen Regierung unter David Cameron ausgehandelt hatte. Danach musste die BBC bislang schon 800 Millionen Pfund (887 Mio. Euro) einsparen.
Die Corona-Pandemie, so heißt es in der BBC-Mitteilung, habe allerdings zu einer weiteren Finanzierungslücke in Höhe von 125 Millionen Pfund (139 Mio. Euro) geführt. Dies dürfte unter anderem daran liegen, dass die Erhebung der Rundfunkgebühr von Briten, die über 75 Jahre alt sind, wegen der Coronakrise bis auf Weiteres verschoben wurde.
Bislang waren alle Briten über 75 Jahre von der Rundfunkgebühr befreit. Die Zahlungen für diese Altersgruppe erfolgten über Steuermittel, die die Regierung an die BBC weiterleitete. Diese Regelung lief allerdings im Juni dieses Jahres aus. Künftig sind nur noch diejenigen Briten über 75 Jahre von der Gebühr befreit, die aufgrund ihrer geringen Rente einen staatlichen Zuschuss, den sogenannten Pension Credit, erhalten.