Nach einem ähnlichen Prinzip funkioniert die Studienarbeit "Spende ein Wort", die Schmitt zusammen mit Lisa Zeitlhuber für Unicef konzipiert hat. Mithilfe der Google-Chrome-Rechtschreibhilfe konnte bei falsch geschriebenen Wörtern direkt an Unicef gespendet werden, damit Kindern, die eine Ausbildung brauchen, geholfen wird.

Die Chance, dass Katharina Schmitt eines Tages die Werbebranche bereichert, war bestenfalls 50:50. "Als ich klein war, habe ich Leistungssport getrieben, getanzt und wollte auch Tänzerin werden", verrät sie. Werbung war aber schon früh der Plan B, denn mit Tanzen ist kein Geld verdient, das merkte Schmitt schnell. "Vor allem die Beck's-Werbung mit dem Schiff fand ich als Kind toll", erinnert sich die Texterin.

Damals hisste Wensauer-DDB-Needham die grünen Segel. Die DDB-Konstruktion gibt es heute so nicht mehr - Trends werden unter anderem bei der Agentur gesetzt, die Katharina Schmitt engagiert hat: Heimat baut die Hamburger Niederlassung auf und Schmitt ist mit von der Partie. Den Job, nach dem sich viele Kreative die Finger lecken, hat man ihr einfach angeboten: CD Jo Marie Farwick, die Jung von Matt verließ, um Heimat Hamburg mit aufzubauen, lehrt an der Miami Ad School (MAS) und hat Schmitt außerdem während ihres Praktikums bei JvM/Elbe betreut.

Warum Farwick die junge Kreative zu Heimat geholt hat? "Als ihre Dozentin an der MAS habe ich schnell festgestellt, dass sie als Texterin nicht nur texten kann und will – das ist ja absolute Vorraussetzung und das können nicht viele – sondern auch anders denkt. Alle MAS-Studenten denken ja groß, integriert und digital. Aber sie kann nicht nur das. Sie kann auch komplizierte Sachverhalte und Konzepte durchdringen, zu Ende denken und in eine Form bringen, die jeder versteht", sagt Jo Marie Farwick.

Katharina Schmitt hat aber nicht nur viel über die Arbeit gelernt an der Miami Ad School, sondern vor allem über sich selbst. "Das hat mein Leben komplett umgekrempelt", sagt die 26-Jährige. Vor allem entspannter sei sie geworden - man kommt nämlich viel rum mit der Miami Ad School. So viel, dass selbst die Frage "Wo wohne ich" nicht mehr die erste ist, die sich stellt: "Da find ich schon was", formuliert Schmitt die neue Haltung, die sie sich angeeignet hat. Und wenn das in New York, teures Pflaster und Wiege der Werbung, bedeutet, dass man zu dritt in einer Wohnung mit zwei Betten lebt, dann ist das eben so.

Tatsächlich sei dieses "lockerer werden" durchaus eines der Ziele der MAS, bestätigt deren Geschäftsführer Niklas Frings-Rupp, der sich freut, dass das offenbar funktioniert. Bei Katharina Schmitt auf jeden Fall. Selbst unter den top motivierten Studenten, die Frings-Rupp um sich hat, sticht die junge Texterin noch heraus. Weil sie "so konstant positiv eingestellt ist", beschreibt der MAS-Leiter. "Katharina sieht keine Probleme, sondern sagt zu jeder Aufgabenstellung: 'Super, dazu lass ich mir was einfallen'. Wie ein Kind, dem man den Süßwarenladen aufsperrt. Das ist ein Gen, das man in dem Beruf haben muss", sagt Frings-Rupp. Idealerweise, wie bei Schmitt, sei das dann noch gepaart mit einem smarten Kopf.

Die Berufsanfängerin hat in Hamburg, in Stockholm und New York gearbeitet, bei Agenturen wie Serviceplan, O&M, JvM, Saatchi, BBH und DDB reingeschnuppert, ist mit O&M-Legende Steve Hayden Aufzug gefahren, hat Menno Kluin kennen gelernt, hat Preise in Cannes, beim ADC, GWA und D&AD gewonnen. Und schon zwei Hochschulausbildungen abgeschlossen (siehe Kasten). "Außerdem ist sie eine Schnelldenkerin, die immer Verantwortung übernimmt, und und hat ein dickes Fell - auch wenn sie über dem Fell immer sehr sehr hübsch angezogen ist", beschreibt Jo Marie Farwick die junge Texterin.

Bei so vielen Vorzügen kann man fast ein bisschen Angst bekommen. Fast. Dabei ist sie nämlich auf dem Boden geblieben und sympathisch. Wir erwarten aber noch viel Preiswürdiges von ihr. Bei Heimat wird gerade wie wild gepitcht. Lassen Sie sich überraschen.


Autor: Susanne Herrmann

schreibt als freie Autorin für W&V. Die Lieblingsthemen von @DieRedakteurin reichen von abenteuerlustigen Gründern über Medien und Super Bowl bis Streaming. Marketinggeschichten und außergewöhnliche Werbekampagnen dürfen aber nicht zu kurz kommen.