Trotz Rekordvergleich machen sich die 800 Millionen Euro angesichts der noch ausstehenden Forderungen fast wie ein Tropfen auf dem heißen Stein. Vier Milliarden Euro wollten und wollen die Gläubiger insgesamt haben; das ist die Summe, die ihnen Insolvenzverwalter Michael Jaffé zugestanden hat. Klaus Ott zufolge hat Jaffé bislang 650 Millionen ausbezahlt – nun kommt noch ein Nachschlag von 400 Millionen Euro dazu. Wer was im Detail bekommen wird – darüber urteilt und beschließt der Gläubigerausschuss. Unklar ist, ob der einst mit Kirch verbundene Axel-Springer-Verlag aus dem Topf profitieren wird.

Wir erinnern uns: Der Schadensersatzfall kam ins Rollen, weil Leo Kirch hinter einem Interview des Ex-Deutsche-Bank-Chefs Rolf Breuer mit dem Wirtschaftssender Bloomberg stets den Auslöser vermutete, warum sein Imperium vor ziemlich genau zehn Jahren in die Knie gegangen ist. Kirch wehrte sich, klagte, ging durch viele Instanzen. Nach seinem Tod im Sommer 2011 hatte es auch den Vorschlag eines Vergleichs gegeben – über 900 Millionen Euro. Den lehnte die Deutsche Bank damals aber ab. Dass jetzt Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann die 800 Millionen Euro rausrückt, schiebt die Wirtschaftspresse allgemein auf den Umstand, dass der Schweizer seinen Chefposten im Mai nur in einem "intakten Haus“ übergeben möchte. Allerdings läuft das Ermittlungsverfahren gegen Ackermann wegen versuchten Prozessbetrugs weiter. Es geht um den Vorwurf, ob er und drei weitere Manager des Bankhauses versucht haben, die Justiz im Schadensersatzprozess zu täuschen.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.