Deutsche Bank zahlt: Wo die Gelder aus dem Kirch-Vergleich hinfließen
Die Deutsche Bank ist wohl gewillt, Rolf Breuers Ausrutscher in Sachen Leo Kirch mit der Rekordsumme von 800 Millionen Euro zu vergleichen. Doch wer profitiert davon?
"Der 800-Millionen-Euro-Versprecher“ titelt das "Handelsblatt“ am Dienstag, nachdem durchgesickert ist, dass sich die Deutsche Bank nach langem Hin und Her nun doch auf einen Vergleich im Dauerstreit um die Kirch-Pleite vor zehn Jahren mit den Erben des Medienmoguls Leo Kirch einigen dürften. Es wäre die höchste Summe, die hierzulande jemals für einen Vergleich bezahlt worden ist - auch wenn Kirch und später seine Erben eigentlich 1,6 Milliarden von der Bank erstreiten wollten. Doch wohin fließt die Rekordsumme eigentlich, sobald der Vergleich zwischen den Kirch-Erben und der Deutschen Bank in trockenen Tüchern ist? Im Falle des gescheiterten und inzwischen verstorbenen Medienmoguls Kirch dürften die Gläubiger noch Schlange stehen. Klaus Ott, "SZ“-Spürnase und zu Kirch-Zeiten Top-Abnehmer heißer Informationen aus dem Ismaninger Medienimperium, hat es schon einmal aufgedröselt.
Demnach gehen 400 Millionen Euro an Kirchs Frau Ruth und seinen Sohn Thomas – und damit vorbei an den Hollywoodstudios, bei denen Leo Kirch bei der Pleite im Frühjahr 2002 mit weit mehr als 800 Millionen Euro in der Kreide stand. Ob Kirchs Statthalter Dieter Hahn davon profitiert und einen Zuschuss für eine mögliche Beteiligung an der Ausschreibung der Bundesligarechte erhölt? Unklar. Laut "SZ“ soll nur die Hälfte der 800 Millionen Euro an die Gläubiger gehen. Das betrifft offenbar jene, die mit dem Herzstück des Imperiums, der abgewickelten KirchMedia verbunden gewesen sind. Darunter sind Banken wie die seit Langem wankende BayernLB, die Commerzbank und durchaus das eine oder andere Filmstudio.
Trotz Rekordvergleich machen sich die 800 Millionen Euro angesichts der noch ausstehenden Forderungen fast wie ein Tropfen auf dem heißen Stein. Vier Milliarden Euro wollten und wollen die Gläubiger insgesamt haben; das ist die Summe, die ihnen Insolvenzverwalter Michael Jaffé zugestanden hat. Klaus Ott zufolge hat Jaffé bislang 650 Millionen ausbezahlt – nun kommt noch ein Nachschlag von 400 Millionen Euro dazu. Wer was im Detail bekommen wird – darüber urteilt und beschließt der Gläubigerausschuss. Unklar ist, ob der einst mit Kirch verbundene Axel-Springer-Verlag aus dem Topf profitieren wird.
Wir erinnern uns: Der Schadensersatzfall kam ins Rollen, weil Leo Kirch hinter einem Interview des Ex-Deutsche-Bank-Chefs Rolf Breuer mit dem Wirtschaftssender Bloomberg stets den Auslöser vermutete, warum sein Imperium vor ziemlich genau zehn Jahren in die Knie gegangen ist. Kirch wehrte sich, klagte, ging durch viele Instanzen. Nach seinem Tod im Sommer 2011 hatte es auch den Vorschlag eines Vergleichs gegeben – über 900 Millionen Euro. Den lehnte die Deutsche Bank damals aber ab. Dass jetzt Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann die 800 Millionen Euro rausrückt, schiebt die Wirtschaftspresse allgemein auf den Umstand, dass der Schweizer seinen Chefposten im Mai nur in einem "intakten Haus“ übergeben möchte. Allerdings läuft das Ermittlungsverfahren gegen Ackermann wegen versuchten Prozessbetrugs weiter. Es geht um den Vorwurf, ob er und drei weitere Manager des Bankhauses versucht haben, die Justiz im Schadensersatzprozess zu täuschen.