
Kommentar:
Der Swatch-Angriff ist ein Geschenk für den BER
Die Uhrenmarke Swatch disst den neuen Berliner Flughafen BER. Der hält sich zurück und reagiert nicht. Das ist ein großer Fehler. Denn der Swatch-Angriff ist eine riesengroße kommunikative Chance.

Foto: Swatch Group
Das wird spannend: Wie wird der Flughafen BER reagieren?
Die Schweizer Uhrenmarke Swatch hat den ewigen Pannenflughafen kräftig auf die Schippe genommen und eine Sonderkollektion namens "delayed" herausgebracht. Es ist die wohl einzige Uhr weltweit, die neun Jahre Verspätung anzeigt - wie Swatch am Mittwoch verkündet.
So weit, so lustig. Aber das Beste ist: Die Flughafentruppe wusste bis Donnerstagabend noch gar nichts davon. Die Aktion war nicht mit dem BER abgesprochen. Ganz schön mutig von Swatch!
Wenn man beim Flughafen BER anruft, wird man zunächst einmal von einer Warteschleife empfangen, die einem den dänischen Hit "Sunshine Reggae" ins Ohr dudelt. Passender hätte man das nicht scripten können. Der gemütliche Song der dänischen Gruppe Laid Back aus dem Jahr 1982 klingt wie die perfekte Hymne für ein Unternehmen, das sich immerhin neun Jahre Zeit gelassen hat, seine Gates zu öffnen.
Nach einer immerhin kurzen Warteschleifenrunde teilt eine Sprecherin mit, die Swatch-Aktion sei nicht bekannt und bittet um eine schriftliche Anfrage. Wird gemacht. Die Antwort darauf kommt erstaunlich fix. Heute, Freitagvormittag, heißt es aus Berlin-Schönefeld, man werde nicht reagieren. Wirklich?
Spätestens am Samstag werden die BER-Leute den Swatch-Knuff nochmal spüren. Denn dann ist die Spezialuhr mit dem Hinweis, dass ja nicht alle so pünktlich sein können wie die Schweizer, fett auf einer Anzeige in der "Bild"-Zeitung, Regionalausgabe Berlin-Brandenburg, zu sehen. Und: Swatch wird das Thema ordentlich auf seinen Social-Media-Kanälen reiten.
Swatch preist den Zeitmesser als "Running Gag fürs Handgelenk zum Erinnern, Kopfschütteln und Kaputtlachen". Auf dem Armband prangen durchgestrichene Jahreszahlen für die verlorenen Jahre. Auf der Verpackung sind Kaffeeflecken, eine Staubschicht und Klebestreifen sichtbar.
Was die Sache pikant macht: BER und Swatch sind Geschäftspartner. Die Swatch-Group hat einen Shop am BER (der übrigens den Gag auch vor Ort aufgreifen wird). Aber, hey, gerade unter Partnern sollte man sich auch mal necken dürfen. Oder?
Damit kommen wir zum Kern der Sache. Der Swatch-Angriff ist eigentlich die beste Chance, die dem BER passieren konnte.
Wenn die Flughafen-Pioniere nur halb so viel Humor haben wie zum Beispiel ihre Kolleg:innen von den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG), dann werden sie so clever sein und eine witzige Antwort zurückspielen.
Denn eigentlich hat Swatch dem BER hier eine riesengroße, wunderbare Steilvorlage geliefert. Sie müssen nur noch verwandeln. Wenn die Antwort vom BER passt, dann können sie gewinnen – gemeinsam mit Swatch. Hier hängt die Chance einer fetten Win-Win-Situation in der Schwebe.
Wir dürfen gespannt sein, ob und wie es weitergeht.