Interview mit Titus König:
Der König der Mainzelmännchen: "In der Heute-Show dürfen sie ein Doppelleben führen"
Das ZDF wird 50 und mit ihm auch die Mainzelmännchen. Ihr Chefzeichner Titus König erzählt im Interview mit W&V Online, warum sie noch immer per Hand gezeichnet werden und warum kein Platz für Mainzelmädchen ist.
Das ZDF bereitet sich auf seinen 50. Geburtstag vor und feiert mit zwei Jubiläumsshows am Gründonnerstag und Karsamstag, moderiert von Maybrit Illner. Mit dabei sind auch die Mainzelmännchen, die nur einen Tag jünger als der Sender sind. Sie gingen am 2. April erstmals auf Sendung. Das ZDF widmet Anton, Berti, Conni, Det, Edi und Fritzchen am Dienstag, 2. April 2013, einen Programmtag mit redaktionellen Beiträgen und Interviews in verschiedenen Sendungen. Der gesamte Sendetag ist ab 5.30 Uhr außerdem mit einem speziell für das Jubiläum entwickelten Mainzelmännchen-Jubiläums-Logo gebrandet. W&V Online hat mit Titus König gesprochen, der als Chefzeichner ihren Wandel in den vergangenen Jahrzehnten mitbestimmt hat.
Herr König, haben Sie jetzt viel zu tun wegen des 50-jährigen ZDF-Jubiläums? Die Mainzelmännchen spielen da ja auch eine wichtige Rolle.
Ach, das geht eigentlich. Als Zeichner bin ich jetzt schon raus aus der Produktion. Das ist schon alles vorbereitet.
Seit wann zeichnen Sie Mainzelmännchen?
Ich bin seit 1964 dabei. Erstmals auf Sendung gingen sie ja am 2. April 1963. Damals noch in Schwarzweiß. Erst seit 1967 sind sie farbig. Wir haben im Laufe der Jahre immer wieder kleine Dinge verändert, ohne dass der Zuschauer es bemerkt hat. Erst 1989 gab es die nächste größere Veränderung. Damals bekam Fritzchen, der Sportler, ein Stirnband statt der Mütze und Edis Haar wurde rot. Das Ziel war damals, aus der Horde von sechs Männchen einzelne Charaktere zu machen.
Die nächste große Veränderung kam 2003.
Seitdem haben die Mainzelmännchen eine stärkere Außenkontur, sind etwas schlanker und moderner. Wir wollten sie werbewirksamer machen. Auch wenn das damals nicht allen Zuschauern gefiel, haben sich inzwischen wohl alle daran gewöhnt.
Die Spots dauern heute drei bis sechs Sekunden, wie schaffen Sie es, darin eine kleine Geschichte zu erzählen?
Das ist tatsächlich gar nicht so leicht. Der Zuschauer braucht etwa eine halbe Sekunde, um die Werbung, die davor kam, zu vergessen. Erst dann kann er die Mainzelmännchen wahrnehmen. Daher sind die Männchen zu Beginn immer in einer ruhenden Position und legen dann erst los. Von Anfang an haben wir immer darauf geachtet, dass die Mainzelmännchen nie böse sind oder schlimme Dinge erleben. Wenn Kinder das sehen, dann soll es friedlich zugehen.
Anders ist es in der Heute-Show. Da dürfen die Kerlchen ein Doppelleben führen und teilweise ganz schön draufhauen.
Ja, da dürfen sie das. Das ist ja ein ganz anderes Fernsehen.
Was passiert, wenn Sie jemandem von Ihrem Beruf erzählen?
Da gibt es meistens ein Ah und Oh. Und ich habe noch nie jemanden kennengelernt, der die Mainzelmännchen nicht kannte.
Können Sie die Frage nach einem Mainzelmädchen eigentlich noch hören?
Ja, die Frage kommt immer wieder. Aber das ist eine Frage der Ansicht. Bei sechs Jungs ist das Bild ja schon ziemlich voll. Wenn dann noch Mädchen dazukämen, wäre das einfach zu viel.
Sie zeichnen die Mainzelmännchen noch per Hand, wie lange arbeiten Sie an einem Spot?
Mit allem Drum und Dran ungefähr einen Tag. Zuerst sehe ich mir das Storyboard an und entwickle das Layout, dann erst können wir beginnen, zu zeichnen. Wir zeichnen 25 Bilder pro Sekunde, zuerst mit Bleistift, dann wird die Figur gecleant, wie wir es nennen, und eingescannt. Die Farbe kommt im Computer hinzu. Das ist eine große Erleichterung. Früher mussten wir Klarsichtfolien zum Colrieren verwenden.
Warum ist es so wichtig, dass die Figuren per Hand gezeichnet werden?
Die Figuren sind dadurch liebenswerter - auch wenn teilweise schon heute nicht mehr nur auf Papier sondern auf dem tablet gezeichnet wird ist es immer noch etwas anderes wenn die Animation und Zwischenphasen individuell handgezeichnet und nicht nach Schema F gerechnet werden.