Engel & Zimmermann übernimmt für Wiesenhof nicht nur die Pressearbeit und die Consumer-PR. Zum Krisenplan gehört die Kommunikation mit den Wiesenhof-Mitarbeitern und Handelspartnern. Diese Woche gab es eine Extra-Ausgabe der Wiesenhof-Mitarbeiterzeitschrift und zusätzlich eine Rundmail von Firmenchef Peter Wesjohann an die Belegschaft. Eine Anzeigenkampagne ist derzeit nicht geplant.

Mittlerweile hat der Geflügelkonzern Wiesenhof Konsequenzen aus den teils drastischen Fernsehbildern gezogen. Die richten sich gegen die Mitarbeiter der im TV-Bericht gezeigten Fremdfirma. Aber auch gegen die ARD selbst. Die Szenen in der ARD-Reportage "Wie ein Geflügelkonzern Tiere, Menschen und die Umwelt ausbeutet" zeigen Mitarbeiter einer externen Firma, die auf einer Putenfarm gegen Tierschutzvorgaben verstoßen. "Diese Tatsache ist für Wiesenhof absolut inakzeptabel", schreibt das Unternehmen in einer Pressemitteilung. Es fordert die Fremdfirma auf, die betroffenen und "identifizierbaren" Mitarbeiter freizustellen, damit sie bei keinem der Partnerlandwirte mehr eingesetzt werden.

Wiesenhof-Chef Peter Wesjohann weist jedoch Vorwürfe der Tierrechtsorganisation PETA von sich, von der die Bilder zum Teil stammen und die jetzt erneut Strafanzeige gegen Wiesenhof gestellt hat. "Dieser Vorfall ist anders als PETA behauptet nicht typisch für Wiesenhof", sagt Wesjohann, Vorstandsvorsitzender der PHW-Gruppe. Er verweist auf amtliche Untersuchungen des Veterinäramtes Cloppenburg, bei dem "keine Auffälligkeiten" festgestellt wurden. In dem Bericht würden außerdem Bilder von einer Elterntierfarm "aufgewärmt", die 2009 wegen Tierschutzverstößen ins Visier geriet.

Wesjohann wirft der ARD Recherchefehler vor und setzt sich mit einem ganz eigenen Weg zur Wehr: Die Begegnung mit dem Film-Team der ARD hat der Firmenchef selbst filmen lassen, der Film läuft im Youtube-Kanal von Wiesenhof und soll den Journalisten unsauberes Arbeiten nachweisen. "Diese Instrumente haben wir noch nie ausprobiert", sagt er im Gespräch mit dem "Handelsblatt". "Aber wenn Sie im Fokus einer solchen Kampagne stehen, haben Sie nur die Chance, durch Öffentlichkeitsarbeit zu überzeugen."

Schon im Vorfeld hatte sich Wiesenhof juristisch gegen den Titel der Reportage gewehrt und dem SWR eine Unterlassungsaufforderung geschickt. Laut "Handelsblatt" weist ein Sprecher des zuständigen SWR die Kritik zurück: "Die Vorwürfe sind haltlos." Die Reportage sei sauber recherchiert worden. Sie ist mittlerweile auch in ganzer Länge bei Youtube zu sehen. fs/fz