Shop-Strategie:
Das sind die 5 Felder, in die Zalando investieren will
So viele Shops wie Kunden- dieses Motto gibt Rubin Ritter, Co-Chef beim Modeversender Zalando, aus. Aber das Thema Personalisierung ist nur eines der ambitionierten Ziele.
Für die kommenden 12 bis 18 Monate hat sich der Online-Modehändler Zalando viel vorgenommen. Ein zweistelliger Millionenbetrag soll in das Thema künstliche Intelligenz fließen, die Grundlage aller kundenorientierten Innovationen. 1900 Mitarbeiter, das sind mehr als zehn Prozent, beschäftigten sich mit Tech-Themen. In den nächsten drei Jahren will Zalando seinen Umsatz auf rund neun Milliarden Euro verdoppeln.
Im dritten Quartal legte das Startup bereits gut vor und realisierte ein Umsatzwachstum von 28,7 Prozent. Am europäischen Modemarkt, der rund 450 Mrd. Euro schwer ist, kommt Zalando nach Angaben von Co-Vorstand Rubin Ritter derzeit auf einen Marktanteil von gut einem Prozent. "Da geht also noch was", findet er. Im "Handelsblatt" sprach er über die Felder, in denen sich Zalando in nächster Zeit besonders engagieren will:
1. Personalisierte Shopping-Plattform
Angesichts von über 300.000 neuen Artikeln jährlich müsse man sicherstellen, dass die Kunden nicht den Überblick verlören, sagte Ritter. "Das wiederum kann in Zukunft nur gelingen, wenn jeder sein eigenes Zalando erhält." Eine erste Veränderung steht bereits Anfang kommenden Jahres an. Eine neue Shopping-Oberfläche ("Next Gen"), die bereits bei Sportartikeln getestet wurde, geht an den Start. Sie soll eine "exzellente" Suche und persönliche Inspiration bieten.
Um das zu ermöglichen, fließt viel Geld in künstliche Intelligenz und Big Data. Laut Ritter arbeiten rund 600 IT-Fachleute daran, dass jeder Kunde ein auf ihn zugeschnittenes Angebot erhält. "Das ist für die nächsten zwölf bis 18 Monate eines unserer wichtigsten Projekte."
Damit die Kunden nicht mit veralteten Vorschlägen gequält werden - oder den falschen, weil man mal was für die Oma bestellt hat, dürfen sie jederzeit ihre über sie gespeicherten Daten ansehen und kommentieren.
2. Dialog mit dem Kunden
Auf der Website bleibt es wohl beim getippten Chat, in der App soll demnächst auch per Sprachanwendung kommuniziert werden. "Wir wollen keine Einbahnstraße sein, sondern mit den Kunden in einen echten Dialog treten", so Ritter. Eine weitere Form: die 600 Styling-Experten des Curated-Shopping-Services Zalon. Ihre Empfehlungen fließen auch in die Vorschläge für die Kunden ein.
3. Neuer Beauty-Anlauf
2018 nimmt sich Zalando nochmal (nach 2012) den Beauty-Bereich vor. Die Pläne hatte Zalando bereits vor ein paar Wochen verkündet, nun bekräftigt Ritter sie erneut.
4. Keine Scheu vor Offline
85 Prozent des Modegeschäfts finden in den Läden statt, ein "riesiges Wachstumsfeld", führt Ritter aus. Schon jetzt betreibt Zalando einige Outlet-Stores - und weitere Handelstempel sind nicht ausgeschlossen. "Wir überlegen durchaus, wie man offline- und Onlinegeschäft schlauer verbinden kann." Etwa auch im Bereich Beauty: In Berlin ist ein Beauty Concept Store geplant, der nicht nur das Sortiment präsentiert, sondern in dem auch Events zu Produkteinführungen, Tutorials und Expertenberatung stattfinden.
5. Ein Herz für Partner
Eine wichtige Rolle spielen künftig die Partner, die ihre Waren via Zalando anbieten. Dieser Umsatz - aktuell um die zehn Prozent - soll überproportional zulegen auf über 20 Prozent. Zu Zalandos Aktivposten zählen dabei auch die hauseigene Logistik und das Marketing.
Apropos Logistik: Finanzvorstand Ritter arbeitet nicht nur von seinem Büro aus. Einmal pro Saison geht er zu den Kollegen im Logistikzentrum und arbeitet dort mit.
am/mit dpa