Unruhe bei Jahr Top Special:
Das "Persische Löwenherz" mischt einen Verlag auf
Eigentlich wollte Verlegerin Alexandra Jahr ihren Mitarbeitern laut Hamburger Morgenpost nur ihren Fitnesstrainer Ardalan Sheikholeslami als neuen Verlagschef präsentieren. Und dann lief alles aus dem Ruder.
Eigentlich ist die Geschichte, die am 10. September in der Hamburger Morgenpost über den Jahr Top Special Verlag zu lesen war, viel zu abgefahren, um tatsächlich so passiert zu sein. Die Schilderungen einer turbulenten Mitarbeiterversammlung klingen eher wie ein Drehbuch aus besten Kir Royal-Zeiten – oder wie ein neuer Film der Coen Brothers, die ja für schräge Kinokost (u.a. "Fargo") bekannt sind.
Eine kurze Zusammenfassung der Geschehnisse laut Hamburger Mopo: Am 22. Juli stellte Verlegerin Alexandra Jahr den Mitarbeitern Ardalan Sheikholeslami, genannt auch "Persisches Löwenherz", vor. Der Kampfsportler hatte die sportliche Verlegerin wohl erfolgreich gecoacht, nun präsentierte Jahr ihn auch ihren Verlagsangestellten als "genialen Teamplayer mit wahnsinnig guter Menschenkenntnis."
Skepsis statt Begeisterung
Die reagierten allerdings weniger begeistert als vielmehr skeptisch auf den muskulösen Neuzugang, der in der Unternehmenshierarchie offenbar direkt neben Jahr angesiedelt sein sollte. Und sie begannen, kritische Fragen zu stellen – unter anderem nach der Qualifikation des Kampfsportlers, einen Verlag zu führen. Er sei "spezialisiert auf Führung", so die knappe Antwort des Mannes, dessen "gute Menschenkenntnis" in diesem Moment vermutlich gerade Pause machte.
Die Stimmung heizte sich dann wohl weiter auf – und erreichte einen ersten kritischen Siedepunkt, als etliche Mitarbeiter in Kurzarbeit Sheikholeslami nach seinem Dienstwagen fragten. Einem Porsche Cayman GTS, der preislich ungefähr bei 80.000 Euro beginnt. Über Materielles wolle er nicht sprechen, beschied der Neue dem Auditorium. Und gute Leute seien "eben teuer". Das überrascht ein wenig. Denn noch 2018 wurde er von der Website German Fight News noch so zitiert: "Ich bin eher der Rocky-Typ und spartanisch veranlagt ohne viel Schickimicki."
"Krieg ich jetzt auf die Fresse?"
Gänzlich koppheister ging die Veranstaltung, als Jäger-Chefredakteur Lucas von Bothmer verkündete, das Verhalten des Neuankömmlings, der nach eigener Aussage "nicht für Demokratie" sei, erinnere ihn an "Methoden wie bei der Gestapo". Sheikholeslami sei daraufhin aufgesprungen, und Bothmer habe provozierend gefragt: "Krieg ich jetzt auf die Fresse?" Kriegte er wohl nicht – aber dafür laut Mopo die Kündigung.
Auf die Anfrage an den Verlag, ob sich dies alles wirklich so zugetragen hat, gibt es bislang keine Stellungnahme. Die Gemengelage ist unübersichtlich, einen Betriebsrat gibt es nicht. Im Impressum des Verlags, der rund 130 Mitarbeiter hat und 20 Titel in Deutschland herausgibt, ist Sheikholeslami jedenfalls bislang nicht aufgetaucht.
Bei Wettämpfen allerdings auch nicht. Als aktiver Kampfsportler ist der 38-Jährige Kickboxer schon seit Ende 2018 nicht mehr unterwegs. Damals trat er in Hamburg nach vierjähriger Pause in der Kickbox-Serie "Enfusion" im Hauptkampf um den WM-Titel gegen Tayfun "Turbine" Ozcan an. Diesen Fight verlor er jedoch.
Ob er nun im Kampf um eine Führungsposition bei Jahr Top Special bessere Karten hat? Auf seinem Instagram-Account scheint er jedenfalls bereits Anfang 2020 eine Ahnung von den kommenden Herausforderungen zu haben: In einem Insta-Highlight mit dem Titel "2020" postet er ein Bild von sich, eingerahmt von dem Zitat "Dear God, we have a deal #2020". Musikalisch untermalt wird der Post von einem Xavier Naidoo-Song, der die aktuelle Situation ziemlich gut trifft: "Dieser Weg wird kein leichter sein, dieser Weg wird steinig und schwer."