In der aktuell genutzten Version dokumentiert sich eindeutig eine Betonung von Historie und Tradition – obwohl dies gar nicht nötig wäre, denn Leverkusen ist 1904 gegründet worden und damit sogar älter ist als der Traditionsclub Borussia Dortmund. Offenbar aber nimmt man in Leverkusen an, man müsse die Geschichte des Clubs unterstreichen – das zumindest sagt das Logo aus.

Es sieht arg konstruiert, fast wie ein Staatswappen aus. Die Gestaltung im Logo ist überdies anachronistisch, was sich im Zusammenbringen des Wappens mit einer serifenlosen, zeitgemäßen Schrift manifestiert. Insgesamt ist das Logo sehr komplex, sehr überladen, was weitere Schwierigkeiten mit sich bringt: Unter anderem wird der Farbkontrast zwischen den Vereinsfarben Schwarz und Rot nicht deutlich. Um die Löwen herum scheint alles regelrecht zu verschwimmen.

Das neue Logo des VfL Wolfsburg ist in anderer Hinsicht ein Paradebeispiel. Eines dafür, wie man durch Modernisierung Eigenständigkeit, vor allem aber Wiedererkennbarkeit und Identifikation einbüßt. Zwar wirkt dieses dynamische „W“ auf den ersten Blick sehr elegant, sehr selbstbewusst. Aber die schlichte Reduktion ist zu gewollt, zu viel an Design.

Hier gilt (was nicht immer gilt): Früher war es besser. Man hätte die geschlossene Kreisform beibehalten können und die Türme der Burg sowie den Vereinsnamen aus Gründen der Identität im Logo belassen können – das war gut, weil verständlicher, wiedererkennbarer und es stand damals in einem klaren Kontext. Mit dem aktuellen Logo wird nun ein – zumindest bezogen auf die sportlichen Erfolgen – ein leicht irritierendes Selbstbewusstsein ausgestellt.

Fazit: Beide wollen auf diesem Feld zu viel, büßen dadurch viel Authentizität ein.

Das Trikot: Bayer schwach, Wolfsburg stark

Für das Leverkusener Trikot entpuppt sich das Logo als großes Problem, denn es lässt inhaltlich keine optimale Trikotgestaltung zu. Das Heimtrikot müsste demgemäß aussehen: Rotes Shirt, gelbe oder weiße Hosen bzw. Stutzen. Das Schwarz wird im Logo ja vor allem als Rahmenfarbe genutzt. Insofern ist die Entscheidung für die Grundfarben Schwarz (Heimtrikot) und Orange (Auswärtstrikot) möglicherweise Sichtbar-, bzw. Auffälligkeitskriterien geschuldet, keinesfalls aber einem durchdachten Corporate Design. Festzuhalten ist, dass der Sponsor (LG) auf beiden Flächen plakativ mit Typo und Logo arbeiten kann, das wird ihn freuen.

Das Wolfsburger Trikot hingegen weiß unter Corporate-Gesichtspunkten sehr zu überzeugen. Es ist schlicht, damit eindeutig. Grünes Oberteil, weiße Hose – oder eben umgekehrt. Zusätzliche Farben kommen nicht zum Einsatz. Wobei man leicht einschränkend feststellen kann, dass der aus dem Logo bekannte Farbcode nicht ganz 1:1 aufgenommen wird, das Grün hat auf dem Trikot der derzeit angesagten Neon-Stich. Ähnlich wie in Leverkusen kann sich auch der große Sponsor des Clubs erfreuen, denn sein Logo kommt auf der Brust der VfL-Kicker richtig gut zur Geltung; fast könnte man auf die Idee kommen, das Wolfsburger Vereinslogo sei deshalb so unheimlich reduziert worden.

Fazit: Klarer Kantersieg für die Autostadt.

Die Website: Klein, kleiner – und wirr

Auf der Website von Bayer 04 Leverkusen wird vor allem eins gemacht: Image. Der bereits diskutierte Schwarz-Rot-Vereinsfarbcode dominiert, dazu eine Helvetica als Schablonenschrift, die sich mit dem Logo gar nicht verbindet. Die Laufschrift ist durchaus etwas für Adleraugen, zu klein also. Neben dem Fotoflash blinkt es insgesamt zu stark, auch an den Rändern (Werbung/Contentkästen), was erst einmal die Orientierung erschwert. Dabei helfen auch keineswegs die beiden miteinander in optisch/inhaltliche Konkurrenz tretenden Navigationen (oben/links) sowie zahllose zum Fuß der Seite hin zunehmende Kästen und „Verkästelungen“ – da wird es ganz schön wirr und damit alles andere als nachvollziehbar oder klar.

Die Seite des Konkurrenten aus Wolfsburg ist nicht das Maß aller Dinge, dennoch punktet der VfL hier: Das Vereinsgrün wird durchgehalten. Der Bilderflash im „first screen“ ist auch nicht der Innovation letzter Schrei, aber er bietet dem Nutzer einen attraktiven inhaltlichen Einstieg. Zu bemängeln ist allenfalls eine ins Auge stechende Kleinteiligkeit im Bereich der Navigation und Hierarchie-Probleme je mehr man sich dem Fuß der Seite nähert; wobei man einschränkend sagen muss, dass sich der Besucher – wie auch schon auf der Leverkusener Website – über eine dem eigentlichen Internetauftritt vorgeschalteten Teaser-Seite sich gleich zum gewünschten Bereich durchklicken kann.

Fazit: Bei den Internetseiten läuft es erneut trotz sichtbaren Mängeln in der Spielanlage auf einen Dreier für die Wölfe hinaus, die das Corporate-Design-Duell der Herausforderer damit klar für sich entscheiden. Für die Titelambitionen der Leverkusener müsste sich aus Corporate Design-Sicht das Logo aber ändern.

Freiburg und Augsburg: Erschreckend schwach in Sachen Corporate Design

Den unter Corporate-Design-Aspekten schwächsten Auftritt legen zwei Clubs hin, die noch nicht zum Tafelsilber der Ligageschichte gehören: der SC Freiburg und der FC Augsburg.

Logo: Zwischen Greifenkopf und Unschärfe

Das Freiburger Logo mit seiner im Kontext Bundesliga auffälligen, ovalen Form besticht durch Unkenntlichkeit des Wappentiers (dass es sich hierbei um einen „Greifenkopf“ handelt, weiß gerade mal der Vereinshistoriker und -fan) sowie durch ein Typogramm, das schlichtweg nicht zu entziffern ist. Die inhaltlichen Elemente klaffen also weit auseinander, positiv ließe sich allenfalls die durchaus eigenständige Schwarz-Weiß-Farbgebung betonen.

Eher an eine Traditionsbiermarke erinnert derweil das Club-Emblem des FC Augsburg. Auch hier wirkt die Typografie willkürlich gesetzt, ein Farbcode in Balkenform unter dem „FC“ mutet seltsam technisch an. Die aus dem Stadtwappen bekannte Zirbelnuss setzt sicher lokale Identität, wirkt aber überdimensioniert. Die gelbe Outline funktioniert wie eine konstruierte Unschärfe, und überhaupt würde man die hier verwendeten Farben nie auf diese Weise miteinander kombinieren – das beißt sich.

Fazit: Wer beim Aufbau (des Logos) schon kein klares Konzept erkennen lassen kann, für den wird es auch in der Folge nicht einfach.

Trikot: Joghurtbecher vs Farbmuster

Was bei Freiburg im Logo schon schief läuft, setzt sich beim Trikot fort. Hier lässt sich nur mutmaßen, dass der Verein sich dem Gestaltungswillen seines Sponsors ausgesetzt hat. Das Milch verarbeitende Unternehmen hat aus dem Trikot einen Joghurtbecher gemacht, in dessen Farbverlauf offenbar die gesamte Geschmackspalette des Portfolios dargestellt werden soll. Das ist schon eine sehr schräge Angelegenheit – unter Aspekten des Corporate Designs ein glattes „Ungenügend“ für den Verein.

Das Augsburger Trikot nimmt das Logo-Chaos nahtlos auf. Es sieht im Prinzip aus wie ein Farbmusterbogen. Durch die Vielfarbigkeit und den willkürlichen Einsatz der unterschiedlich breiten Streifen wird alles andere als eine Einheitlichkeit geschaffen; die Wiedererkennbarkeit besteht hier allenfalls im Durcheinander der Anordnungen von Farben, Mustern und Streifen.

Fazit: Beide Teams zeigen, dass sie in der Corporate-Design-Bundesliga noch ausreichend Entwicklungsbedarf haben.

Homepage

Der SC Freiburg hat, man muss es so hart sagen, im Netz unter Corporate-Design-Maßgaben wenig Identität. Aufgrund der eingesetzten Serifenschrift bestenfalls wie eine zusammengequetschte Nachrichtenseite wirkend, findet sich hier der Club-Farbcode wieder: schwarze Schrift auf weißem Grund. Das unscharfe Stadionfoto im Hintergrund wirkt amateurhaft.

Nichts Besseres lässt sich bedauerlicherweise von der Webseite des FC Augsburg behaupten.

Hier wird der Farbcanon Rot/Grün/Weiß extrem eingesetzt. Unter Corporate-Design-Gesichtspunkten (Stringenz) lobenswert, bei den Komplementärfarben Rot und Grün in der Fläche aber sehr gewöhnungsbedürftig. Auf jeden Fall passt die Farbigkeit zum Hauptsponsor – und aktuell auch zur Weihnachtszeit.

Fazit: Ganz schwacher Auftritt im Netz. Beide Vereine unterwerfen sich hier zu sehr den Marketingvorgaben ihrer jeweiligen Sponsoren und entwickeln keine eigene Taktik. So punktet man schwerlich in der Corporate-Design-Liga.